Geliebter der Nacht
Podests heraufstieg. Diese Leute hatten ihre Kapuzen nicht auf, so dass Lexi ihre ausdruckslosen Gesichter erkennen konnte. Keiner von ihnen blickte sich um oder gab durch seine Mimik zu verstehen, dass er begriff, was mit ihm geschah. Es war beinahe, als stünden sie alle unter Drogen.
Lexi überlegte noch, ob sie einschreiten und den Leuten helfen sollte, als ihr Blick auf die zweite Gestalt in der Reihe fiel. Mai.
[home]
Kapitel 12
G ehen wir!«, drängte Darius.
»Ich kann nicht.«
»Was, zum Geier, ist jetzt wieder los?«, fragte er ungeduldig.
Lexi zeigte zur Tür. »Mai ist da drin.«
Darius schob seine Kapuze zurück und runzelte die Stirn. »Das ist ihre Entscheidung.«
»Mai würde niemals freiwillig ein Vampir werden!«, konterte Lexi im Brustton der Überzeugung. »Ich hole sie dar-aus.«
»Oh nein, das tust du ganz bestimmt nicht!« Er kam zu ihr und verlagerte Martins Körper auf seiner Schulter, um durch den Türspalt zu linsen. Nach nicht einmal einer Sekunde drehte er sich zu Lexi und schüttelte den Kopf. »Das müssen an die zweihundert Vampire sein. So bringst du dich
und
deine Freundin um.«
»Es
muss
irgendwie gehen«, entgegnete sie.
»Ich mach’s.«
»Was?« Sie starrte ihn entgeistert an.
»Du hast mich verstanden«, sagte er nickend. »Ich gehe da rein. Das hatte ich sowieso vor, bis du aufgekreuzt bist.« Mit diesen Worten legte er Ironwood auf den Fliesen ab. »Welche ist sie?«
»Die Zweite in der Reihe.« Lexi strengte sich an, ihre Panik zu unterdrücken.
Wieder sah Darius durch den Spalt. »Ich sehe sie.« Dann nahm er seinen Umhang ab und ließ ihn auf den Boden fallen, bevor er sich auf den Arm schlug und seinen Dolch aktivierte. »Stell dich dort hinüber, und töte alles, was in deine Nähe kommt, verstanden?«, sagte er und reichte ihr den Dolch.
Sie nahm die Waffe, rührte sich aber nicht vom Fleck. »Ich gehe mit dir.«
»Nein, das wirst du nicht!« Für einen kurzen Moment trafen ihre trotzigen Blicke sich. »Das ist nicht der Zeitpunkt für Heldentaten, Lexi«, fügte er sanfter hinzu. »Ich bin unsterblich. Lass mich das machen!«
Das Letzte, was sie wollte, war, tatenlos herumzustehen, aber damit, dass sie sich umbringen ließ, war Mai nicht geholfen.
So ungern sie es auch zugab: Ihre Chancen, in einen Saal voller Vampire zu stürmen und lebend wieder herauszukommen, standen gleich null. »Na gut«, sagte sie schließlich. »Aber sei vorsichtig!«
Darius griff auf seinen Rücken und holte das große Schwert hervor. Dann, noch ehe sie verstand, was er vorhatte, trat er die Flügeltüren auf und stürzte sich brüllend und das Schwert schwingend in den Saal.
Im ersten Moment verstummten alle erschrocken, dann entstand ein Riesentumult, als sämtliche Vampire aufsprangen und herumrannten. Etwa die Hälfte von ihnen versuchte zu fliehen, andere nutzten das Chaos, um sich an den Neuen zu vergreifen.
Darius schaffte es halb durch den Raum, ehe er gezwungen war, stehen zu bleiben und sich ein paar angreifender Vampire zu erwehren. Inzwischen erwachten mehrere der Neuen aus ihrem tranceartigen Zustand und fingen an, wie am Spieß zu schreien.
Mai im Blick zu behalten gestaltete sich in dem Durcheinander zusehends schwierig, wie Lexi feststellte. Sie ging ein Stück vor.
Plötzlich hörte sie ihre Freundin schreien. Ein Vampir hatte sie gepackt und allem Anschein nach vor, sie auszusaugen. Darius, der gerade von einem Dutzend anderer Blutsauger attackiert wurde, hatte alle Hände voll zu tun.
Lexi ließ den Dolch fallen und stürmte hinein. Angetrieben von ihrer Furcht um Mai, machte sie einen Satz und nahm noch im Sprung ihre Wolfsgestalt an. Als sie auf allen vieren landete, lag hinter ihr ein Haufen zerrissener Kleidung.
Der sie umgebende Blutgeruch sprach ihren Raubtierin-stinkt an, und als ein Vampir wagte, sich ihr in den Weg zu stellen, biss sie ihm kurzerhand die Kehle durch. Bis sie bei Mai war, hatte der Vampir bereits seine Zähne in ihren Hals versenkt. Lexi sprang die beiden an und warf sie zu Boden. Durch den Aufprall wurden sie getrennt, und der Vampir wollte sich zur Seite rollen. Doch Lexi griff ihn an, und binnen Sekunden war er tot.
Dann blickte sie sich um und sah, dass Mai mit angstverzerrtem Gesicht ganz in der Nähe stand. Sie hatte keine Ahnung, ob Mai sie erkannte, deshalb ging sie extra langsam auf sie zu und schob den Kopf in ihre Hand, als sie bei ihr war.
Mai tauchte die Finger in Lexis Fell. »Lexi?« Lexi wedelte mit dem
Weitere Kostenlose Bücher