Geliebter der Nacht
sollte.
Lexi und Darius ließen Mai bei ihrer Wohnung hinaus, nachdem sie sich überzeugt hatten, dass mit ihr alles in Ordnung war, und ihr das Versprechen abgenötigt hatten, für den Rest des Abends zu Hause zu bleiben. Nicht nur sagte sie beides prompt zu, sondern sie schien es gar nicht abwarten zu können, an ihren Computer zu kommen, weil sie sicher war, die Titelseite des nächsten Tages in der Tasche zu haben, so sie denn schnell genug war.
Darius und Lexi fuhren mit dem Taxi zum Polizeirevier. Auf der Fahrt dorthin bemerkte Darius, der in der Mitte der Rückbank saß, wie Lexi immer wieder zu Martin sah, der auf der anderen Seite von Darius am Fenster lehnte.
Als sie ein weiteres Mal nach ihm schaute, blickte sie danach kurz zu Darius. Dieser lächelte sie an. »Deine Freundin scheint nett zu sein.«
Damit handelte er sich einen vernichtenden Blick ein. »Sie ist eine Waldnymphe«, sagte Lexi. »Sie liebt Sex – viel Sex. Klar gefällt sie dir.«
Darius lachte leise. Er könnte ihr natürlich sagen, dass er kein Interesse an ihrer kleinen Freundin hatte, aber er tat es nicht.
Neben ihm ertönte ein tiefes Stöhnen, und Lexi lehnte sich über seinen Schoß, um nach Martin zu sehen. Bisher hatte Darius seinen Adrenalinüberschuss nach der Schlacht stets mit Sex abgebaut. Und zu fühlen, wie sie sich an ihn presste, war nur allzu verlockend, so dass er sich unweigerlich fragte, wie weit er wohl mit Lexi gehen könnte, ehe es zu spät war, um aufzuhören.
Nicht dass sie ihn nach der vorangegangenen Nacht auch nur in ihre Nähe ließe. Die Umarmung vorhin war nichts weiter als ein Gefühlsausbruch nach der Anspannung des Kampfes gewesen.
»Ich glaube, er kommt zu sich«, sagte Lexi und riss Darius aus seinen Gedanken.
Er blickte zu Martin. »Kann sein.«
»Wenn er aufwacht, wird er Hunger haben.«
»Wahrscheinlich.«
Offensichtlich störte es sie, wie wenig besorgt er war. »Richtig hungrig.«
»Mörderisch«, stimmte er ihr zu.
Sie blies hörbar den Atem aus. »Und du meinst nicht, dass das ein Problem sein könnte?«
Er sah zu Martin, der nun begann, die Augen zu öffnen. »Nein.«
»Darius«, sagte Lexi mit einem recht angesäuerten Unterton, »wenn wir nicht anhalten und Blut beschaffen, wird er …«
In diesem Moment schrak Martin aus dem Todesschlaf auf, in dem er sich befunden hatte, setzte sich stocksteif hin und bleckte die Zähne, zwischen denen sich zwei leuchtend helle, funkelnagelneue Reißzähne eingereiht hatten.
Als er sich über die Rückbank auf sie stürzte, fiel Lexi zurück. Darius streckte einen Arm aus, um sie abzuschirmen, und verpasste Martin kurzerhand einen deftigen Kinnhaken. Allein von dem Geräusch, als seine Faust gegen Martins Kiefer knallte, konnte einem übel werden, doch es wurde noch übertroffen von dem dumpfen Aufprall, mit dem Martins Hinterkopf gegen das Autofenster schlug.
Gleich darauf sackte er bewusstlos vornüber.
»Hey!«, beschwerte sich der Taxifahrer, als Martins Augen sich nach oben verdrehten. »Was geht denn da hinten ab?«
»N-nichts«, sagte Lexi, die voller Ehrfurcht zu Darius sah. Dieser genoss ihren ungläubigen Ausdruck.
»Erstaunlich«, glaubte er sie sagen zu hören. »Bist du verletzt?«
»Nichts Ernstes«, versicherte er mit Blick auf den kleinen Schnitt in seiner Hand, der bereits verheilte.
Sie kamen beim Polizeirevier an, und Lexi ging voraus. Darius folgte ihr mit dem ohnmächtigen Martin.
Das Ausfüllen der Formulare wurde verschoben, bis Lexi Martin hinter Gittern hatte, denn niemand auf dem Revier verspürte große Lust, sich mit einem Vampir herumzuschlagen, der jeden Moment aufwachen konnte. Lexi sorgte dafür, dass Blutkonserven für ihn bereitgehalten wurden, als sie ihn in die Spezialzellen für Vampire abführten. Hier waren die Gitter stahlverstärkt, und es gab keine Fenster, durch die Sonnenlicht hereinfallen könnte.
»Leg ihn auf die Pritsche!«, sagte Lexi zu Darius, als der Polizist mit den zwei Blutkonserven kam, die sie geordert hatte.
Sie reichte Darius die Konserven, der sie neben Martin ablegte.
»Schließ die Tür!«, wies er sie an.
Lexi sah zu Martin und bemerkte, dass er die Augen geöffnet hatte. Sofort schloss sie die Tür, verriegelte sie allerdings nicht, falls Martin angriff und Darius schnell hinausmusste.
Als Martin hochschnellte, hielt Darius ihm eine Blutkonserve hin, in die der Vampir prompt die Zähne versenkte, so dass überall Blut hinspritzte. Er trank gierig und leerte die
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