Geliebter der Nacht
sagte er, atmete tief durch und richtete sich auf. »Ich habe es mir anders überlegt.«
Darius nahm den Arm herunter, behielt seinen Dolch jedoch in der Hand, bis er wieder außerhalb der Zelle war.
Dann trat Martin mit einem entschlossenen Ausdruck an die Gitter. »Ich will wissen, wer mir das angetan hat«, sagte er zu Lexi. »Ich muss wissen, wer mich umbrachte!«
»Sie waren nicht das einzige Opfer bei diesem Betrug«, erklärte der Detective, der Darius einen verärgerten Blick zuwarf, aber seine Waffe wieder wegsteckte, nachdem Darius’ Dolch verschwunden war. »Wir fanden heute Nacht mehrere Leute, die in letzter Zeit vermisst gemeldet worden waren. Leider sind viele von ihnen bereits umgewandelt, genau wie Sie. Wir werden ermitteln, und wenn wir diejenigen finden, die dahinterstecken, werden sie dafür bezahlen – vorausgesetzt, sie haben es nicht sowieso schon«, fügte er mit einem weiteren Seitenblick auf Darius hinzu.
Lexi betrachtete erst die Zellengitter, dann Martin. »Es tut mir leid, dass ich Sie einsperren musste.«
Dieser aber schüttelte traurig den Kopf. »Ist wahrscheinlich besser so«, sagte er. »Ich brauche Zeit, um mir über alles klarzuwerden. Und ich muss lernen, meinen Appetit zu kontrollieren.« Er zögerte und rang nach Luft. »Können Sie bitte meine Frau anrufen und ihr erzählen, was passiert ist? Richten Sie ihr aus, dass ich verstehe, wenn sie mich nie wiedersehen will, und dass es mir leidtut, und – dass ich sie liebe.« Wieder atmete er tief durch. »Ich würde sie ja selbst anrufen, aber ich glaube nicht, dass ich es ertragen könnte, von ihr selbst zu hören, dass sie nichts mehr mit mir zu tun haben will.«
»Klar, ich rufe sie an und erkläre ihr alles«, versprach Lexi, auch wenn ihr vor dem Gespräch graute.
»Und jetzt?«, fragte sie Darius, als sie den Vampirtrakt verließen.
»Ich habe über die Einwilligungsformulare nachgedacht. Du sagtest, sie seien vollkommen legal?«
Sie hatte dem Detective schon die Papiere zurückgegeben, ging nun aber noch einmal mit Darius zum Schreibtisch des Polizisten, um sich die Unterlagen ein zweites Mal anzusehen.
Nachdem sie die ersten paar Formulare durchgeblättert hatte, fiel ihr etwas auf, das sie vorher nicht bemerkt hatte. »Kommt es dir nicht auch komisch vor, dass all diese Formulare von demselben Arzt unterschrieben wurden?«
Sie blätterte noch mehr Formulare durch, doch überall tauchte derselbe Name auf,
Dr. D. Patrick
. Plötzlich begriff sie, warum er ihr bekannt vorkam.
»Mai war heute Morgen auf dem Weg zu einem Dr. Patrick«, sagte sie. »Das muss der Arzt gewesen sein.« Sie sah Darius an, der allerdings in Gedanken versunken schien. »Darius?« Er blinzelte. »Ja, muss er. Auf jeden Fall würde es passen, dass es ein und derselbe Arzt war.«
»Stimmt. Also müssen wir ihn finden und ihm ein paar Fragen stellen.«
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Kapitel 13
D en Arzt finden und ihm ein paar Fragen stellen. Genau das hatte Darius vor.
Er war ziemlich sicher, dass Lexi noch keine Verbindung zwischen Dr. D. Patrick und Paddy Darby hergestellt hatte. Nur wer mit der Kultur und den Traditionen der Kobolde vertraut war, wusste, dass diese »kleinen Leute« reichlich verquere Namensregeln befolgten. Bei allen offiziellen Anlässen benutzten sie ihren Geburtsnamen, aber bei Freunden oder Bekannten verdrehten sie schon gern einmal die Reihenfolge, so dass ihr Familienname zum Vornamen wurde.
Darius verließ die Polizeistation mit Lexi zusammen und blieb bei ihr, bis sie ein Taxi herangewunken hatte. Als der Wagen vor ihnen anhielt, öffnete er ihr die Tür, stieg jedoch nicht mit ein.
Verwirrt sah sie zu ihm auf. »Kommst du nicht mit? Ich will bei Mai vorbeifahren und nachsehen, wie es ihr geht. Aber danach könnten wir zu mir fahren, dachte ich. Wir könnten uns eine Pizza bestellen, fernsehen – oder was auch immer.«
Beinahe hätte er geschmunzelt. Nach dem Desaster der letzten Nacht hatte er nicht damit gerechnet, dass sie ihn wieder zu sich nach Hause einladen würde. Nichts schweißte Leute so zusammen wie ein tödlicher Kampf, dachte er zynisch. »Ich kann nicht.«
»Warum nicht?«
»Da ist jemand, mit dem ich reden muss.«
»Ach so – na gut.« Sie wurde schlagartig verschlossen, und wenngleich ihre Mimik nicht erkennen ließ, was in ihr vorging, konnte er sich lebhaft vorstellen, was sie dachte. Sie glaubte, dass er sich mit einer anderen Frau treffen wollte. »Es ist nicht das, was du denkst«, sagte er.
Sie
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