Geliebter des Windes - Croft, S: Geliebter des Windes - Unleashing the Storm - ACRO, Book 2
schützen würde. Aber der Rest der Welt wäre hilflos ausgeliefert. Unser Feind würde Sie benutzen, um ganze Völker zu infizieren, Millionen von Menschen, und mit dem Verkauf des Schutzmittels Milliarden verdienen. Oder er würde Sie dem Meistbietenden als Massenvernichtungswaffe verkaufen.«
»Oh, mein Gott …« Ihr wurde schlecht.
Nach langer Stille, in der sie ein fernes Grollen hörte, begann Remy wieder zu sprechen, mit leiser, tiefer Stimme, die wie Donner klang. »Was Sie empfinden, weiß ich, Kira. Itor wollte mich ebenfalls missbrauchen, auf ähnliche Art.«
Traumatisiert und verbittert starrte sie ihn an. »Hat ACRO auch Ihnen jemanden geschickt, der Sie töten sollte?«
»Ja, jemand kam zu mir, aus anderen Gründen.« Das geheimnisvolle Lächeln, das er Haley schenkte, erlosch sofort wieder. »Wegen meiner militärischen Vergangenheit befand ich mich in einer anderen Situation. Dadurch war ich Itor überlegen - und bereit, alles zu tun, damit mich die Schurken nicht lebend einfangen konnten. Sie sind Zivilistin, Kira, und Sie misstrauen der Regierung, wenn Ender mich richtig informiert hat. Falls Sie sich ACRO nicht anschließen …«
»… wäre ich leichte Beute für Itor. Und das muss ACRO verhindern.«
»Genau.«
Irgendwie verstand sie das sogar. Vielleicht würde sie dem Bastard nie verzeihen, der Ender den Mordbefehl gegeben hatte. Aber sie wollte auch nicht die Verantwortung für den Tod mehrerer Millionen tragen.
Und Tom? Sein Verrat verletzte Gefühle, deren Existenz ihr nie zuvor bewusstgeworden war.
»Jetzt denken Sie an ihn, nicht wahr?«, fragte Haley.
Statt zu antworten, grub Kira die Finger in die Armstützen des Schaukelstuhls. Metall klirrte auf Holz, während Remy mit einem Schlüsselbund auf dem Küchentisch spielte, und verwirrte sie. »Wahrscheinlich kannte er Sie nicht richtig.«
»O doch, er kannte mich«, stieß sie hervor. »Das kann ich euch versichern. Trotzdem hatte er vor, mich zu töten. Sogar nach …« Diesen Satz konnte sie nicht beenden. Sogar nachdem wir uns so nah waren. »Wie soll ich denn darüber hinwegkommen?«
»Hören Sie mir zu, Kira«, bat Haley. »Obwohl Ender nicht zu meinen Favoriten zählt, muss ich Sie auf eine
wesentliche Tatsache hinweisen. Um Sie zu retten, hat er ungefähr tausend Befehle missachtet.« Sie zog die Beine an und setzte sich etwas bequemer auf den Teppich. »Seine Karriere hat er riskiert, seine Freundschaft mit Dev. Und der ist vermutlich der Einzige bei ACRO, den er seinen Freund nennt.«
»Wie sehr er mich mag, gibt er zumindest nicht zu«, meinte Remy achselzuckend.
»Ja, wenn’s um Emotionen geht, ist er furchtbar stur.« Schmerzhaft verengte sich Kiras Brust, weil sie Tom - verdammt nochmal - so sehr liebte.
Und - okay, er hatte einiges getan, was nicht nötig gewesen wäre. Zum Beispiel hatte er im Tierheim angerufen und den Transport ihrer Tiere nach New York arrangiert. Dank seiner Initiative war ihr der Sex mit fremden Männern in der Trainingsabteilung erspart worden. Er hatte sein Leben riskiert, um sie vor den Itor-Agenten zu retten, die hinter ihr her gewesen waren. Und er aß ihr zuliebe kein Fleisch mehr.
O Gott, so viele Pluspunkte könnte sie noch aufzählen. Aber dann würde sie sich nur umso elender fühlen. Ein Leben ohne Tom erschien ihr unvorstellbar. Aber würde sie ihn jemals anschauen können, ohne das Gesicht des Mannes zu sehen, den die Leute Ender nannten? Diesen Mann, der sie so kompromisslos und berechnend betrachtet hatte, eine Hand an der Waffe, mit der er sie gleich erschießen wollte …
Alles an ihm strahlte skrupellosen Kampfgeist aus. Von der Art, wie er sich bewegte, bis zu dem stahlharten Blick, mit dem er die Welt ringsum musterte. Und sie war lange genug mit Raubtieren zusammen gewesen,
um den tödlichen Glanz in ihren Augen zu erkennen, wenn sie sich auf ein Opfer konzentrierten. Wie hatte sie nur so naiv sein können?
Aber das wusste sie. In ihrer verzweifelten Sehnsucht nach Liebe und Anerkennung, unter dem starken Einfluss der sexuellen Anziehungskraft, war sie blind gewesen.
So dumm.
Allein schon wegen ihrer Dummheit war sie eine Gefahr für sich selbst, für ihre Tiere, für die ganze verdammte Welt.
»Soll ich dir irgendwas bringen?« Haley ergriff Kiras Hand und drückte sie aufmunternd. »Tee? Wasser? Eine Flasche Jack Daniels und ein Bier zum Runterspülen?«
Mit diesem Vorschlag entlockte sie Kira ein Lächeln, das erste echte Lächeln seit einer halben
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