Geliebter des Windes - Croft, S: Geliebter des Windes - Unleashing the Storm - ACRO, Book 2
Workaholic. Deshalb wird Sie Ihnen nicht auf den Geist gehen.«
Alle waren über Kiras Eigenheiten informiert worden. Und alle hatten Enders Warnungen verstanden. So elend hat er ausgesehen - und seine Stimme noch schlimmer geklungen.
Sein größter Fan war Annika nie gewesen … Ach, verdammt, wollte sie sich selber was vormachen? Sie konnte ihn nicht ausstehen, aber sie respektierte seine speziellen Talente und seine Kampftechnik. Bei jeder Mission, die sie gemeinsam erledigt hatten, war er eine ideale Rückendeckung gewesen. Sogar mit seiner Arroganz kam sie zurecht, mit seiner Alles-ist-mir-scheißegal-Haltung, mit der er sich lästige Leute vom Leib hielt und die ihm das Image der Unverwundbarkeit verlieh. Deshalb war es ein Schock gewesen, ihn an diesem Tag zu beobachten, wie er rastlos umhergewandert war, voller Sorge, dunkle Ringe unter den blutunterlaufenen Augen.
Verletzlich.
Bei diesem Anblick war ihr kalter Schweiß ausgebrochen, der ihr auf der ganzen Haut gejuckt hatte. Denn wenn er in die Knie gezwungen wurde, konnte das jedem passieren.
Noch ein Grund, warum sie Creed nicht zu nah an sich heranlassen durfte - und warum sie ihm die enge Beziehung verweigern musste, um die er sie gebeten hatte.
Annika musterte Kira, die auf den Beifahrersitz des alten grünen Wranglers sank. Früher hatte sie einige
von Enders Frauen gesehen. Zu diesem Beuteschema passte die Tierflüsterin nicht. Er hatte immer hochgewachsene, hinreißende, hohlköpfige Blondinen bevorzugt. Und die dunkelhaarige, zierlich gebaute Kira gehörte nicht in diese Kategorie. Wenn sie auch keine klassische Schönheit war - mit ihren exotischen Gesichtszügen und den vollen Lippen strahlte sie eine etwas verschlafene Sinnlichkeit aus, zu subtil, um einen harten Kerl wie Ender zu reizen.
Was Annika am meisten verblüffte, war Kiras unschuldige Aura. Dass es solche Leute überhaupt gab, hatte sie nicht gewusst. In ihrer Welt existierten sie ganz sicher nicht. Vielleicht war Ender von dem Bedürfnis, Kira zu schützen, überwältigt worden. Aber wer würde sie vor ihm schützen? Dass er besonders sanft mit dem Mädchen umgegangen war, konnte Annika sich nicht vorstellen.
Und warum zum Teufel kümmerte sie sich darum? Großer Gott, sie verlor schon wieder die Kontrolle. Jetzt brauchte sie einen Auftrag, der ihre ganze wilde, entschlossene Kampfkraft erforderte und die Dinge in die richtige Perspektive rücken würde.
»Haben Haley und Remy irgendwelche Tiere?«, fragte Kira auf der Fahrt zu Haleys Farmhaus, das fünf Meilen entfernt lag.
»Einen Kater.«
»Gut.« Kira schlang die Arme um ihren Oberkörper und starrte durch die Windschutzscheibe. »Gut.«
26
H ALEY BEWOHNTE EIN GANZ ANDERES HAUS als Tom. Oder Ender. Wie er auch immer heißen mochte, verdammt nochmal. Seines war neu, mit modernem Dekor und Hightech ausgestattet.
Hingegen könnten Fotos von Haleys renoviertem Farmhaus die Seiten einer Country-Zeitschrift zieren. In der milden Luft mischten sich die Düfte von Wäsche, an der Leine getrocknet, und Bananenbrot, antike Möbel vollendeten den Charme.
Annika hatte Recht behalten, Haley war Kira auf Anhieb sympathisch gewesen.
Bei der Ankunft der beiden Frauen war Remy irgendwo gerade beim Arbeiten. Annika blieb nur lange genug, um sich nach irgendeiner Wettermaschine zu erkundigen. Zum Abschied nickte sie nur, dann suchte sie hastig das Weite.
Den Rest des vergangenen Tages hatte Kira im Bett des Gästezimmers verbracht, Haleys Kater Geordie zusammengerollt hinter ihren Knien. Die Hausherrin brachte ihr regelmäßig etwas zu essen und bot ihr ein offenes Ohr.
Aber Kira wollte weder reden noch nachdenken noch essen. Nur aus Rücksicht auf das Baby würgte sie ein
paar Bissen von den streng vegetarischen Mahlzeiten hinunter.
»Meine Eltern waren Vegetarier-Hippies«, hatte Haley auf Kiras Frage nach den nicht so einfach zuzubereitenden Speisen geantwortet. Mit den langweiligen Salaten, die die meisten Leuten als einzige Veganer-Nahrung kannten, ließen sich diese Gerichte nicht vergleichen. »Für diesen Kochstil bin ich Expertin.«
Am zweiten Tag konnte Kira nicht mehr im Bett faulenzen. In einem von Haleys blauen Seidenpyjamas ging sie ins Wohnzimmer, wo die Gastgeberin auf der Couch saß und verbissen in die Tastatur eines monströsen Laptops haute.
Während Kira ihr zuschaute, seufzte Haley und strich durch ihr langes, karamellbraunes Haar.
»Arbeiten Sie immer daheim?«, fragte Kira. »Oder müssen Sie
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