Geliebter Fremder
ihr nicht. »Angenehme Träume«, murmelte er.
Sie zwang sich zu einem Lächeln. »Auch für dich.«
Leise verließ sie das Zimmer und schloss die Tür hinter sich.
Erst da stand auch Hunter auf. Er trat zur Tür und schloss seine Hand um den Messingknopf, den sie gerade berührt hatte. Auf der Suche nach Wärme lehnte er seine Wange gegen das kühle, lackierte Holz und schloss die Augen. Er sehnte sich nach ihrem Körper, ihrer Süße, ihren Händen auf seiner Haut. Er wollte, dass sie die Beine für ihn öffnete und leise Laute der Lust von sich gab, während er sie streichelte … Entschlossen schob er diese Gedanken beiseite, aber es war bereits zu spät, er hatte eine schmerzhafte Erektion, die so bald nicht nachlassen würde.
Wie lange würde sie brauchen, um ihn zu akzeptieren? Was, zum Teufel, würde sie von ihm verlangen? Wenn sie ihn doch nur zu irgendeiner Herkulesaufgabe auffordern würde, mit der er sich beweisen könnte. Sag mir, was ich tun soll, dachte er aufstöhnend, bei Gott, ich würde es mit Freuden tun.
Angewidert von seiner Sehnsucht trat er zu dem Chippendale-Sideboard aus Mahagoni. Ein Silbertablett mit Karaffen und Flaschen stand darauf. Er schenkte sich einen Brandy ein und stürzte ihn in einem Zug herunter.
Mit gesenktem Kopf wartete Hunter darauf, dass sich das milde Feuer in seiner Brust ausbreitete. Er stützte sich mit den Händen auf der Mahagonikommode ab und ließ die Finger über die Kanten gleiten … und da spürte er es auf einmal. Eine winzige, fast unmerkliche Vertiefung an seinen Fingerspitzen. Neugierig schob er das Silbertablett und die Gläser beiseite, stellte sie auf den Fußboden und tastete die Kommode systematisch ab. Als er eine Unregelmäßigkeit im Holz spürte, drückte er darauf, fühlte, wie etwas nachgab, und hörte ein Klicken. Die obere Platte lockerte sich und er hob sie hoch.
Ein Geheimfach – und was es enthielt, entlockte ihm einen Seufzer der Erleichterung.
Genau in diesem Augenblick betrat ein Lakai den Raum, um den Tisch abzuräumen und das Dessert zu bringen.
»Jetzt nicht«, bellte Hunter. »Ich möchte allein sein.«
Der Lakai schloss die Tür mit einer leisen Entschuldigung. Hunter atmete erleichtert auf, holte die dünnen, ledergebundenen Tagebücher heraus, die in der Kommode gelegen hatten, trug sie zum Sessel am Kamin und sortierte sie in der richtigen Reihenfolge.
Er begann zu lesen, wobei er die Seiten rasch durchblätterte. Wenn er sich die sauber geschriebenen Zeilen eingeprägt hatte, riss er die entsprechenden Seiten heraus und warf sie ins Feuer. Jedes Mal, wenn sie neue Nahrung bekamen, tanzten und prasselten die Flammen wie in Vorfreude. Ab und zu hielt Hunter nachdenklich inne und starrte ins Feuer … und sah zu, wie die Seiten zu Asche zerfielen.
Kapitel 6
Lara verlangsamte ihren Schritt, als sie in das Frühstückszimmer trat und sah, dass Hunter bereits am Tisch saß. Er trank eine Tasse schwarzen Kaffee – er hatte ihn immer so getrunken – und legte die Times beiseite, als er sie erblickte. Der Lakai brachte Lara eine Tasse heiße Schokolade und einen Teller Erdbeeren, bevor er zurück in die Küche ging. Hunter rückte Lara einen Stuhl zurecht.
»Guten Morgen«, murmelte er. Sein Blick glitt über ihr Gesicht, wobei ihm die Schatten unter ihren Augen nicht entgingen. »Du hast nicht gut geschlafen.«
Lara schüttelte den Kopf. »Ich habe lange wach gelegen.«
»Du hättest zu mir kommen sollen«, sagte er mit unschuldigem Gesichtsausdruck, den das Funkeln seiner Augen Lügen strafte. »Ich hätte dir geholfen, dich zu entspannen.«
»Danke, nein«, erwiderte Lara prompt. Sie hob eine Erdbeere an die Lippen, aber bevor sie die Frucht in den Mund steckte, musste sie auf einmal lachen.
»Was ist los?«, fragte Hunter.
Sie presste die Lippen zusammen, konnte aber ihr Gekicher nicht unterdrücken. »Du«, keuchte sie. »Es tut mir Leid … aber du brauchst dringend einen Schneider.«
Hunter hatte ein paar seiner alten Sachen angezogen und verschwand fast darin. Sein Jackett und seine Weste hingen lose an ihm herunter, und warum die Hose überhaupt auf seinen Hüften sitzen blieb, konnte sie nur vermuten. Unwillkürlich musste auch er grinsen, dann sagte er nachsichtig: »Ich höre dich so gern lachen, meine Liebe. Selbst wenn ich das Ziel deiner Erheiterung bin.«
»Entschuldige, aber ich …« Lara brach wieder in Gelächter aus. Sie schob ihren Stuhl zurück und trat zu ihm, um die losen
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