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Geliebter Fremder

Geliebter Fremder

Titel: Geliebter Fremder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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jemals geschenkt hatte. »Es war falsch von mir, aber ich habe ihn verkauft«, sprudelte sie hervor. »Ich hatte sonst nichts Wertvolles und ich brauchte das Geld. Ich hatte doch keine Ahnung, dass du jemals davon erfahren würdest oder …«
    »Wofür hast du das Geld gebraucht? Für Essen? Oder Kleidung?«
    »Es war nicht für mich, es war …« Sie holte tief Luft. »Für die Kinder. Im Waisenhaus. Es sind fast vierzig Kinder, in unterschiedlichem Alter, und sie brauchen so viele Dinge. Sie hatten nicht genug Decken, und wenn ich an die armen Würmchen dachte, die nachts in ihren Betten froren … Ich konnte es einfach nicht ertragen. Ich ging zu Arthur und Janet, aber sie sagten … nun ja, das spielt jetzt keine Rolle mehr. Auf jeden Fall musste ich etwas tun und ich brauchte den Ring ja nicht.« Sie sah ihn entschuldigend an. »Ich wusste schließlich nicht, dass du zurückkommen würdest.«
    »Wann hast du angefangen, dich um das Waisenhaus zu kümmern?«
    »Erst vor ein paar Monaten, als Arthur und Janet nach Hawksworth Hall zogen. Sie boten mir das Cottage an und ich …«
    »Sie haben den Titel erst seit zwei Monaten inne.« Lara zuckte mit den Schultern. »Wenn ich darauf bestanden hätte, hier wohnen zu bleiben, hätte ich das Unvermeidliche nur hinausgezögert. Und für mich war es gut, im Cottage zu leben. Ich bin mein ganzes Leben lang behütet und abgeschirmt worden. Als ich Hawksworth Hall verlassen und unter einfacheren Bedingungen leben musste, hat mir das die Augen für die Bedürfnisse der Menschen um mich herum geöffnet. Die Waisen, die Alten und die Kranken, diejenigen, die einsam sind …«
    »Mir haben heute zahlreiche Leute erzählt, dass du so etwas wie die Kupplerin des Ortes geworden bist.«
    Lara errötete. »Ich habe nur in zwei Situationen geholfen. Das macht mich ja wohl kaum zur Kupplerin.«
    »Man hat dich als Hansdampf in allen Gassen bezeichnet.«
    »Hansdampf in allen Gassen!«, rief Lara verlegen aus. »Ich versichere dir, dass ich mich nie einmische, wenn ich nicht erwünscht bin!«
    »Süße Lara!« Seine Augen blitzten erheitert. »Selbst deine eigene Schwester gibt zu, dass du es nicht lassen kannst, die Probleme anderer Leute zu lösen. Einen Nachmittag in der Woche liest du stundenlang einer blinden alten Dame vor – einer Mrs. Lumley, glaube ich. Du verbringst zwei volle Tage im Waisenhaus, einen weiteren Tag damit, Besorgungen für ein altes Ehepaar zu machen, und den Rest der Zeit stiftest du Ehen und überredest Leute dazu, gute Werke für andere zu tun.«
    Es überraschte Lara, dass Rachel ihm solche Dinge anvertraut hatte. »Es war mir nicht klar, dass es ein Verbrechen ist, jemand Bedürftigem zu helfen«, sagte sie mit so viel Würde, wie sie aufbringen konnte.
    »Was ist mit deinen Bedürfnissen?«
    Die Frage war so intim und so verblüffend, dass Lara ihn mit weit aufgerissenen Augen anstarrte. »Ich weiß nicht, was du meinst. Mein Leben ist erfüllt. Meine Tage sind mit Freunden und interessanten Aktivitäten angefüllt«, antwortete sie verwirrt.
    »Willst du manchmal nicht mehr?«
    »Wenn du damit meinst, ob ich nicht wieder heiraten wollte, so lautet die Antwort: nein. Ich habe entdeckt, dass es möglich ist, ein angenehmes und erfülltes Leben zu führen, ohne verheiratet zu sein.« Aus einem inneren Impuls fügte sie hinzu: »Ich mochte – mag – es nicht, einen Ehemann zu haben.«
    Sein Gesicht wurde ganz weich und ernst. Lara dachte, er sei wütend auf sie, stattdessen erwiderte er: »Meine Schuld.«
    Die bittere Entgegnung bereitete ihr Unbehagen. »Niemand war schuld«, sagte sie. »Die Wahrheit ist einfach, dass wir nicht zusammenpassen. Wir teilen nicht die gleichen Interessen, so wie du und Lady Carlysle. Wirklich, Mylord, ich finde, du solltest zu ihr gehen.«
    »Ich will Lady Carlysle nicht«, antwortete er brüsk.
    Lara ergriff eine Gabel und spießte ein Stück Ente auf, aber die Freude am Essen war ihr vergangen. »Es tut mir Leid wegen des Rings«, sagte sie.
    Mit einer ungeduldigen Geste wischte er ihre Worte beiseite. »Ich lasse dir einen neuen machen.«
    »Das brauchst du nicht. Ich will keinen neuen Ring.« Lara funkelte ihn an. Jetzt würde er sie wieder herumkommandieren und sie zwingen, sich zu fügen. Aber er erwiderte gelassen ihren Blick und betrachtete sie, als hielte er sie für ein faszinierendes Rätsel.
    »Dann muss ich dich eben dazu verführen.«
    »Ich habe kein Interesse an Schmuck, Mylord.«
    »Das sehen wir

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