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Geliebter Fremder

Geliebter Fremder

Titel: Geliebter Fremder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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Stoffmengen, die um ihn herumschlabberten, zu untersuchen. »Du kannst so nicht herumlaufen … Vielleicht könnte man hier und da etwas abnähen …«
    »Was immer du vorschlägst.« Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück und lächelte, als sie weiter an ihm herumzupfte.
    »Du siehst aus wie ein Vagabund«, rief sie aus.
    »Ich war ein Vagabund«, erklärte er. »Bis ich zu dir zurückgekommen bin.«
    Ihre Blicke trafen sich. Seine dunklen Augen glitzerten vor Erheiterung. Ihr stockte der Atem, als ihre Hand zufällig über seinen Brustkorb glitt und sie die Hitze seiner Haut durch das dünne Leinenhemd spürte. Sofort zog sie die Hand zurück. »Entschuldige bitte, ich …«
    »Nein.« Er packte rasch ihr Handgelenk und hielt es fest.
    Sie starrten einander wie gebannt an. Hunter hielt ihr Handgelenk nur ganz locker umfangen. Es wäre ein Leichtes für ihn gewesen, sie zu sich auf seinen Schoß zu ziehen, aber er hielt still. Es schien, als ob er auf etwas wartete, sein Gesichtsausdruck war gespannt und seine Atemzüge kamen rascher als gewöhnlich. Lara spürte, dass er, wenn sie auch nur einen Schritt weiter auf ihn zuträte, sie in die Arme nehmen würde … Bei dem Gedanken daran bebte sie innerlich. Sie blickte auf seinen Mund und dachte daran, wie warm seine Lippen waren, wie sie schmeckten …
    Ja, sie wollte, dass er sie küsste … Aber noch bevor sie einen Schritt auf ihn zumachen konnte, ließ Hunter sie mit einem schiefen Grinsen los.
    Lara erwartete, Erleichterung zu verspüren, aber stattdessen überflutete sie Enttäuschung. Verwirrt von ihrer unerklärlichen Reaktion, setzte sie sich wieder auf ihren Stuhl und widmete sich dem Teller mit den Erdbeeren.
    »Ich fahre morgen früh nach London«, sagte Hunter leichthin.
    Verwirrt blickte sie ihn an. »So schnell schon? Du bist doch gerade erst angekommen.«
    »Ich muss mich um ein paar Geschäfte kümmern und mich mit Mr. Young und unseren Bankiers und Anwälten treffen.« Als sie ihn fragend ansah, fügte er hinzu: »Um mehrere Kredite aufzunehmen.«
    »Wir haben also Schulden?«, erwiderte Lara ernst. Die Neuigkeiten überraschten sie nicht.
    Hunter nickte. »Dank Arthurs Misswirtschaft.«
    »Und dann willst du noch mehr Schulden machen?«, fragte sie zögernd. »Belasten wir damit den Besitz nicht über Gebühr?«
    Er lächelte sie beruhigend an. »Nur so können wir uns herausarbeiten. Mach dir keine Sorgen, Madam, ich habe nicht die Absicht, dich ins Unglück zu stürzen.«
    Das Thema bereitete ihr Kopfschmerzen, aber ihre nächste Frage galt einer anderen Sorge. »Ist das der einzige Grund, warum du nach London fährst? Vermutlich willst du auch ein paar alte Freunde besuchen …« Sie schwieg und nippte unbehaglich an ihrer Schokolade. »Lady Carlysle zum Beispiel?«
    »Du erwähnst ständig ihren Namen«, erwiderte er. »Es ist nicht gerade schmeichelhaft für mich, dass du mich so offensichtlich in die Arme einer anderen Frau treiben willst.«
    »Ich habe doch nur gefragt.« Lara wusste eigentlich nicht, warum sie das Thema überhaupt angeschnitten hatte. Sie zwang sich, eine weitere Erdbeere zu essen, während sie auf seine Antwort wartete.
    »Ich habe dir doch gesagt, dass ich sie nicht will«, entgegnete er gepresst.
    Lara empfand seltsamerweise Freude über diese Bemerkung. Ihr Verstand allerdings sagte ihr, dass es nur zu ihrem Vorteil war, wenn Hunter seine Affäre mit Lady Carlysle wieder aufnahm, weil ihr das seine unerwünschte Aufmerksamkeit ersparte. »Es ist nur verständlich, wenn du sie besuchen möchtest, nachdem du so lange weg warst«, sagte sie. »Ihr habt euch schließlich einmal sehr gern gehabt.«
    Hunter blickte sie finster an und schob seinen Stuhl zurück. »Wenn unsere Gespräche am Frühstückstisch eine solche Wendung nehmen, beschäftige ich mich lieber anderweitig.«
    Als er aufstand, klopfte es leise an die Tür und der älteste Lakai trat ein. »Lord Hawksworth, Sie haben Besuch.«
    Auf Hunters Nicken hin brachte er ein Silbertablett mit einer Visitenkarte zu ihm.
    Hunter las die Karte mit unbewegtem Gesichtsausdruck. »Schicken Sie ihn herein«, sagte er. »Ich empfange ihn hier.«
    »Ja, Mylord.«
    »Wer ist es?«, fragte Lara, als der Lakai wieder hinausging.
    »Lonsdale.«
    Rachels Mann. Lara starrte Hunter neugierig an und fragte sich, warum er so gleichgültig und so wenig begeistert wirkte. Terrell, Lord Lonsdale, war seit Jahren einer von Hunters besten Freunden und doch machte Hunter ein Gesicht,

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