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Geliebter Fremder

Geliebter Fremder

Titel: Geliebter Fremder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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als stünde ihm eine unangenehme Pflicht bevor. Hunter blickte zur Tür, und als sich Schritte näherten, verzog er die Lippen zu einem Lächeln … aber es wirkte nicht natürlich. Es sah so aus, als ob ein Schauspieler sich auf eine Rolle vorbereitete.
    Lord Lonsdale betrat den Raum. Er strahlte vor Freude und Glück – ungewöhnlich für Lonsdale, der eher für seine Launenhaftigkeit bekannt war. Es konnte kein Zweifel daran bestehen, dass er sich wirklich freute, Hunter wieder zu sehen.
    »Hawksworth!«, rief er aus, trat auf ihn zu und umarmte ihn herzlich.
    Die beiden Männer lachten und traten dann beide einen Schritt zurück, um einander anzusehen. Obwohl Lord Lonsdale überdurchschnittlich groß war, erreichte er nicht Hunters beeindruckende Höhe. Er war jedoch robust und muskulös und liebte ebenso wie Hunter das Reiten und den Sport. Mit seinen dunklen Haaren, der hellen Haut und den tiefblauen Augen, die er von seiner irischen Großmutter geerbt hatte, war Lonsdale ein gut aussehender und einnehmender Mann – wenn er es wollte. Zuzeiten erlaubte er seinem berühmten Temperament, außer Kontrolle zu geraten, häufig mit unangenehmen Folgen. Hinterher entschuldigte er sich immer mit so viel Charme und Aufrichtigkeit, dass ihm jedermann gern verzieh. Lara hätte ihn sicher mehr gemocht, wenn er nicht mit ihrer Schwester verheiratet wäre.
    »Mein Gott, Mann, du bist ja nur noch eine halbe Portion!«, rief Lonsdale lachend aus. »Und so braun gebrannt wie ein Wilder!«
    »Und du bist immer noch derselbe«, erwiderte Hunter grinsend. »Genau derselbe.«
    »Ich hätte wissen müssen, dass du dem Teufel von der Schippe springst.« Lonsdale blickte ihn fasziniert an. »Du wirkst so verändert. Ich bin nicht sicher, ob ich dich erkannt hätte, wenn Rachel mir nicht gesagt hätte, was ich zu erwarten habe.«
    »Es tut gut, dich zu sehen, alter Freund.«
    Lonsdale erwiderte das Lächeln, aber sein prüfender Blick wich nicht von Hunters Gesicht. Lara verstand, warum Lonsdales Freude auf einmal gedämpft war. Lonsdale war kein Dummkopf und er sah sich dem gleichen Dilemma gegenüber wie jedermann. Wenn dieser Mann tatsächlich Hunter war, hatte er sich sehr verändert… und wenn er ein Fremder war, war er ein erstaunlich überzeugendes Ebenbild.
    »Alter Freund«, wiederholte Lonsdale vorsichtig.
    Als ob er den dringenden Wunsch des anderen Mannes nach einem Beweis spürte, lachte Hunter rau auf. Lara zuckte zusammen. »Lass uns etwas trinken«, sagte er zu Lonsdale. »Die Uhrzeit ist mir egal. Vielleicht habe ich ja noch eine Flasche Martell ’97, falls mein diebischer Onkel nicht alles bis auf den letzten Tropfen ausgetrunken hat.«
    Sogleich war Lonsdale beruhigt. »Ja, Martell«, sagte er mit einem erleichterten Auflachen. »Du hast nicht vergessen, wie gern ich das Zeug trinke.«
    »Ich habe auch einen bestimmten Abend im Running Footman nicht vergessen, als deine Vorliebe für ›das Zeug‹ beinahe dazu geführt hat, dass wir zusammengeschlagen worden wären.«
    Lonsdale schüttete sich aus vor Lachen. »Ich war sternhagelvoll! Und diese Hure in dem roten Kleid …«
    Hunter unterbrach ihn mit einem warnenden Hüsteln. »Wir wollen uns diese Erinnerung lieber für einen Zeitpunkt aufsparen, an dem meine Frau nicht dabei ist.«
    Erst jetzt bemerkte Lonsdale Laras Anwesenheit und stammelte eine Entschuldigung. »Verzeih mir, Larissa … Ich war so geschockt von Hawksworths Anblick, dass ich gar nicht gemerkt habe, dass noch jemand im Zimmer ist.«
    »Das ist nur zu verständlich«, erwiderte Lara und versuchte vergeblich, sich ein Lächeln abzuringen. Die beiden Männer zusammen zu sehen ließ unglückliche Erinnerungen in ihr aufsteigen. Offensichtlich verstärkte jeder beim anderen die schlimmsten Züge: Oberflächlichkeit und eine männliche Überheblichkeit, die sie unerträglich fand.
    Unbehaglich blickte sie Hunter an. Wenn er nicht ihr Mann war, dann hatte er auf jeden Fall die Fähigkeit, sich wie ein Chamäleon in den zu verwandeln, den andere in ihm sehen wollten.
    Lonsdale lächelte sie flüchtig an. »Meine liebe Schwägerin … sag mir, was ist es für ein Gefühl, dass dein Liebster zurückgekommen ist?« Spöttisch blickte er sie an. Natürlich wusste er, dass ihre Ehe ohne Liebe gewesen war, und er hätte Hunter immer zur Untreue ermuntert.
    Lara erwiderte, ohne einen der beiden direkt anzusehen: »Ich freue mich natürlich sehr.«
    »Natürlich«, lachte Lonsdale. Hunter stimmte in

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