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Geliebter Fremder

Geliebter Fremder

Titel: Geliebter Fremder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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tragen«, sagte er erheitert. »Du wirst es heute Nacht für mich tragen.«
    »Du musst wahnsinnig sein! Wie sollte ich jemals so etwas tragen? Es ist unanständig! Es ist…« Sie wurde rot.
    »Genauso gut könnte ich nackt sein!«, rief sie aus.
    »Die Möglichkeit gibt es auch immer noch«, erwiderte er nachdenklich.
    »Du … du Teufel! Du entarteter, manipulativer …«
    »Möchtest du, dass Johnny bleibt?«, fragte er.
    »Und wenn ich es trage? Was für eine Garantie gibst du mir, dass du nicht…«
    »Voller Lust auf dich springe?«, vervollständigte er hilfsbereit ihren Satz.
    »Oh, hör auf!« Sie funkelte ihn wütend mit geröteten Wangen an.
    »Ich werde dich nicht berühren«, versprach er grinsend. »Du brauchst das verdammte Ding nur einen Abend lang zu tragen. Ist das denn so schwierig?«
    »Nein.« Sie ließ das Negligee fallen und schlug die Hände vors Gesicht. Leise sagte sie: »Es ist unmöglich. Bitte, du musst etwas anderes von mir verlangen.«
    »O nein.« Er wünschte sich nichts sehnlicher, als sie in dem schwarzen Negligee zu sehen. »Du hast mir gesagt, was du willst – und ich habe dir geantwortet. Du kommst billig davon, das weißt du. Das Kind wird jahrelang hier sein, während dein Part an dem Handel an einem Abend erledigt ist.«
    Lara ergriff einen Zipfel des Gewandes und betrachtete es voller Abscheu. Natürlich hätte sie lieber ein baumwollenes Nachthemd gehabt, das ihren Körper vollständig verhüllte. Aus blitzenden grünen Augen blickte sie ihn an. »Wenn du es wagst, mich zu berühren oder über mich herzufallen, werde ich dir das nie verzeihen. Ich werde einen Weg finden, dass es dir Leid tut. Ich …«
    »Liebste«, unterbrach Hunter sie leise, »es tut mir jetzt schon Leid. Es ist für mich eine ständige Quelle des Bedauerns zu wissen, dass du längst in meinen Armen liegen könntest, wenn ich all die Jahre zuvor nur nett genug zu dir gewesen wäre. Stattdessen bin ich dazu gezwungen, mit dir zu handeln, um auch nur einen Blick auf dich werfen zu können.«
    Laras Zorn verflog und sie betrachtete ihn mit schmerzlicher Verwirrung. »Es war nicht alles deine Schuld«, sagte sie unglücklich. »Ich war nicht die, die du begehrtest. Und eine solche körperliche Nähe kann ich einfach nicht genießen. Ich bin wahrscheinlich einfach so, vielleicht fehlt mir ja auch irgendein Instinkt …«
    »Nein, Lara. Gott, an dir ist nichts falsch.« Hunter schloss die Augen. Bitteres Bedauern erfüllte ihn. Sorgfältig wählte er seine nächsten Worte. »Wenn du dir nur gestatten würdest, einen Augenblick lang zu glauben, dass es nicht schmerzhaft oder unangenehm sein muss …«
    »Vielleicht solltest du sanfter sein als früher«, sagte Lara und schlug die Augen nieder. »Ich glaube ja, dass es nicht zwangsläufig schmerzhaft sein muss. Aber selbst dann könntest du meine Gefühle gegenüber dem Geschlechtsakt wahrscheinlich auch nicht ändern.«
    Ihr liebliches Gesicht war so zerknirscht und niedergeschlagen, dass Hunter all seine Willensstärke aufbringen musste, um nicht zu ihr zu gehen. »Was für Gefühle?«, brummte er.
    Lara erwiderte gepresst: »Ich empfinde das, was zwischen einem Mann und einer Frau passiert, als so … schmutzig … schamvoll … und ich bin eine solche Versagerin. Ich habe auch meinen Stolz, weißt du.« Sie knetete das seidene Kleidungsstück, das schlaff in ihren schwitzenden Händen hing. »Es ist ein Hohn, mich so etwas tragen zu lassen, verstehst du das denn nicht? Es erinnert mich daran, wie unzulänglich ich als Frau bin.«
    »Nein«, erwiderte er rau. »Dein Ehemann hat versagt. Du niemals.«
    Lara starrte ihn erstaunt an. Die Worte, die er gewählt hatte – dein Ehemann –, klangen so, als redete er von einem anderen Mann. Natürlich konnte er sich in der dritten Person auf sich beziehen, aber eigentlich war es seltsam, so von sich zu reden. Ein Anflug von Angst ließ ihr Herz schneller schlagen und sie überlegte, ob sie ihren Verdacht wohl aussprechen sollte. Bevor sie jedoch etwas sagen konnte, ging Hawksworth zur Tür.
    Auf der Schwelle blieb er stehen und blickte sie an.
    »Der Handel gilt, Lara. Wenn du willst, dass das Kind bleibt, habe ich nichts dagegen einzuwenden. Du weißt, was ich im Gegenzug von dir erwarte.«
    Lara nickte steif und zerknüllte das Negligee in ihren Händen, als er das Zimmer verließ.
    Nachdem Lara sich frische Unterwäsche und ein leichtes Musselinkleid angezogen hatte, trat sie aus ihrem Zimmer.

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