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Geliebter Fremder

Geliebter Fremder

Titel: Geliebter Fremder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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von Verwandten bei uns aufnehmen, Lara. Wahrscheinlich kommt er aus einer Familie von Dieben und Mördern.«
    »Johnnys Stammbaum oder das Fehlen eines solchen ist nicht seine Schuld«, gab sie scharf zurück. Ihre Antwort kam so rasch, dass man ihr anmerkte, dass sie dieses Argument selbst auch schon bedacht hatte. »Er ist ein unschuldiges Kind. Wenn er in einer ordentlichen Umgebung aufwächst, wird er nicht so werden wie sein Vater.«
    »Das ist eine Theorie«, erwiderte Hunter unbeeindruckt. »Sag mir eins – werden wir in Zukunft jedes elternlose Kind aufnehmen, dem du begegnest? Es gibt verdammt viele Waisen in England und ich habe keine Lust, für jedes Kind Vaterersatz zu spielen. Oder auch nur für dieses eine, wenn wir schon davon reden.«
    »Du brauchst dich nicht wie ein Vater zu benehmen.« Lara ballte ihre Hände zu Fäusten. »Ich bin genug für ihn.
    Ich sorge für ihn und liebe ihn, ohne deswegen meine anderen Pflichten zu vernachlässigen.«
    »Wie deine Pflichten mir gegenüber?« Er wies auf das Bett. »Lass mich wissen, wann du bereit bist, deine Pflichten als Ehefrau zu erfüllen. Dann können wir auch über deinen neuesten Schützling reden.«
    Sie keuchte auf. »Das kannst du doch nicht ernst meinen … Willst du damit sagen, dass ich Johnny erst behalten darf, wenn ich mit dir schlafe?«
    Hunter lächelte spöttisch. Er würde ihr nur bis zu einem bestimmten Punkt nachgeben. Verdammt wollte er sein, wenn sie ihren Kopf durchsetzen würde, ohne dafür zu bezahlen. »Wie gesagt, man kann jederzeit mit mir handeln.
    Aber bevor wir Bedingungen festsetzen, möchte ich dich noch auf etwas hinweisen, was du vielleicht nicht bedacht hast. Erzieh den Jungen als Familienmitglied, wenn du möchtest. Aber er hat nicht die Abstammung, um in der guten Gesellschaft akzeptiert zu werden. Ein Dienstbote ist er auch nicht und er wird viel zu gut sein für die Unterschicht, aus der er kommt.«
    Lara presste die Lippen zusammen. Sie weigerte sich hartnäckig, die Wahrheit, die in diesen Worten lag, anzuerkennen. »Das wird keine Rolle spielen. Ich werde ihm schon dabei helfen, seinen eigenen Platz in der Welt zu finden.«
    »Und was es für eine Rolle spielen wird«, erwiderte er heftig. »Du weißt nicht, wie es ist, zwischen zwei Welten zu leben und in keine wirklich zu gehören.«
    »Woher willst gerade du wissen, wie es ist, als Ausgestoßener zu leben? Du bist immer ein Hawksworth gewesen und seit dem Tag deiner Geburt hat sich jeder vor dir verneigt und Kratzfüße gemacht.«
    Hunter presste den Kiefer zusammen, bis er zitterte. Ein wahrer Aufruhr tobte in ihm. Sie wagte es, ihm zu widersprechen. Sie hielt ihn für einen kaltschnäuzigen Bastard und stellte sich selbst als heilige Schutzpatronin aller hilflosen Kreaturen dar. Nun, er würde ihr schon eine Antwort geben.
    »Gut«, sagte er. »Behalt ihn hier. Ich werde dir nicht im Weg stehen.«
    »Danke.« Sie klang misstrauisch, als ob sie spürte, dass noch etwas nachkam.
    »Und im Gegenzug«, fuhr er mit seidenweicher Stimme fort, »kannst du etwas für mich tun.« Er trat zu dem Hepplewhite-Stuhl und griff nach einem Paket, das daneben lag. Er reichte ihr das federleichte Päckchen und sie nahm es automatisch entgegen.
    »Was ist das?«, fragte Lara. »Ein Geschenk?«
    »Mach es auf.«
    Sie packte es langsam aus, als ob sie irgendeinen Trick dahinter vermutete – und das war es auch auf gewisse Art und Weise. Das Geschenk war zu seinem Vorteil, nicht zu ihrem. Lara legte das braune Einwickelpapier auf den Schminktisch und zog ein zartes Nichts aus schwarzer Seide und Spitze hervor. Hunter hatte das Negligee von einer Londoner Schneiderin gekauft, die es als Teil einer großen Bestellung für eine gefeierte Kurtisane angefertigt hatte.
    Die Kundin würde es gar nicht vermissen, hatte die Schneiderin ihm versichert, da sie Hunter unbedingt als Kunden gewinnen wollte.
    Das Negligee bestand aus nicht viel mehr als durchsichtiger Seide und das Mieder war ein Nichts aus reiner Spitze.
    An der Taille hatte das fließende Gewand zwei Schlitze.
    »Nur eine Prostituierte würde so etwas tragen«, flüsterte Lara erstickt mit weit aufgerissenen grünen Augen.
    »Eine sehr, sehr teure Prostituierte, meine Süße.« Hunter wäre über ihr offensichtliches Entsetzen beinahe in Lachen ausgebrochen.
    »Ich könnte nie …« Ihre Stimme erstarb, als wäre es zu entsetzlich für sie, den Gedanken, es tragen zu müssen, auch nur auszusprechen.
    »Aber du wirst es

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