Geliebter Fremder
berühren«, flüsterte sie.
Er senkte den Kopf und seine Lippen streiften ihren Hals.
»Warum nicht?«, fragte er und suchte das winzige Grübchen hinter ihrem Ohr.
»Weil ich mich dann so fühle, als …« Sie rang nach Worten, aber als er sie noch fester an sich zog, entfloh jeder vernunftmäßige Gedanke aus ihrem Kopf.
Er umfasste ihre Brust mit quälender Sanftheit. Zugleich knabberte er an ihrem Ohrläppchen und neckte es mit der Zunge. »Wie fühlst du dich?«, murmelte er, aber sie keuchte nur und presste sich flehend an ihn.
Schließlich drückte er seinen Mund auf ihre Lippen in einem langen Kuss, der so zärtlich und liebevoll war, dass sie ihn einfach erwidern musste. Sie drängten sich dichter aneinander, ihre Hände lagen auf seinem Rücken und ihr Körper wurde von seinen harten Schenkeln gehalten. Erregung überflutete sie und stöhnend sank sie gegen ihn, bis sie vollkommen ineinander verschlungen waren.
Erst da ließ Hawksworth sie mit einem unsicheren Lachen los. Schwer atmend blickte er auf ihre geschwollenen Lippen und ihr gerötetes Gesicht und ein leiser Fluch entfuhr ihm. »Du machst es einem schwer, sich auf Paneele und Stuck zu konzentrieren«, murmelte er mit glitzernden Augen.
Lara holte tief Luft und versuchte, sich wieder zu sammeln. Sie konnte ihm nicht in die Augen blicken, weil sie fürchtete, ihm dann sofort wieder in die Arme zu sinken. »Sollen wir mit der Besichtigung fortfahren?«, fragte sie leise.
Hunter trat auf sie zu und hob ihr Kinn an, sodass sie ihn anblicken musste. »Ja«, sagte er, schuldbewusst lächelnd.
»Zeig mir nur keins von den Schlafzimmern – es sei denn, du willst die Konsequenzen tragen.«
Kapitel 10
Das Abendessen zog sich schier endlos hin, da sie vierzehn Gäste geladen hatten. Angeregt von der Aussicht, den berühmten Mr. Smith kennen lernen zu können, hatte sich der Adel aus Market Hill um eine Einladung bemüht, ebenso wie der Bürgermeister, Dr. Slade und die Misses Withers, zwei ältliche Schwestern mit einer gemeinsamen Leidenschaft für Gärten. Außerdem hatte Lara noch Captain und Mrs. Tyler eingeladen, ein Paar, das kürzlich ein Herrenhaus nicht weit von der Stadt entfernt gemietet hatte.
Um sieben Uhr trafen die ersten Gäste ein und wurden in den Salon geführt, wo Lara sie diskret zu passenden Paaren für das Abendessen zusammenstellte. Als Letzte erschienen Captain und Mrs. Tyler. Sie passten gut zusammen, waren beide klein von Gestalt und hatten angenehme Gesichtszüge. Da Lara die beiden noch nicht kennen gelernt hatte, trat sie sogleich zu ihnen.
»Captain und Mrs. Tyler!«, rief sie aus und begrüßte sie herzlich. »Willkommen in Hawksworth Hall.«
Mrs. Tyler murmelte schüchtern eine Erwiderung und knickste, während Captain Tyler, ein schwarzhaariger Gentleman mit einem sorgfältig gestutzten Schnurrbart, entgegnete: »Wie geht es Ihnen, Lady Hawksworth?« Er beugte sich galant über ihre behandschuhte Hand. »Wir fühlen uns sehr geehrt durch Ihre Einladung. Es war äußerst freundlich von Ihnen, uns einzubeziehen.«
»Keineswegs. Wir bedürfen dringend neuer Freunde, um die Nachbarschaft zu beleben.« Sie neigte den Kopf und lächelte ihn fragend ein. »Ich habe gehört, dass Sie erst kürzlich aus dem Dienst in Indien zurückgekehrt sind?«
»Das stimmt«, bestätigte er. »Es tut gut, wieder auf englischem Boden zu sein.«
»Dann haben Sie viel gemeinsam mit meinem Mann, der dort eine Zeit lang gelebt hat.«
»Ich hatte leider nie das Vergnügen, Lord Hawksworths Bekanntschaft zu machen, obwohl ich natürlich von ihm gehört habe. Wir haben uns in recht unterschiedlichen Kreisen bewegt.« Obwohl Captain Tylers Miene ausdruckslos war, hatte Lara das Gefühl, dass der letzte Kommentar ein wenig abschätzig gemeint war. Als Militär hatte Tyler wahrscheinlich Hunters Lebensstil missbilligt, da er in einem großen Haus mit mindestens fünfzig indischen Dienstboten gelebt hatte, die alle nur dazu da waren, seine Bedürfnisse zu befriedigen. Wahrscheinlich war Hunter ein berüchtigter Frauenheld gewesen, der sich in einem Land voller wunderschöner Frauen und sinnlicher Freuden schadlos gehalten hatte. In London kursierten zahlreiche Gerüchte über rauschende Feste und Orgien in Kalkutta und Lara war sich klar darüber, dass ihr Mann kein Heiliger gewesen war.
Der Gedanke an Hunters sexuelle Fehltritte verursachte ihr ein bitteres, unangenehmes Gefühl, das sie mit einem nichtssagenden
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