Geliebter Fremder
an.
Lächelnd streckte sie ihre Arme aus. »Willkommen zu Hause. Oh, es war viel zu lange.«
Zögernd trat Hunter auf sie zu. Sie war eine attraktive, angenehme Frau, aber er erstarrte, als sie ihre Arme um ihn schlang und sich an ihn presste. Er hatte sie nicht begehrt und nicht von ihr geträumt und er würde sich mit niemand anderem als mit Lara zufrieden geben.
Gott sei Dank machte Lady Carlysle nicht den Versuch, ihn zu küssen. Sie warf den Kopf zurück und lächelte ihn an. »Du bist zu dünn geworden«, klagte sie. »Deine Arme fühlen sich ganz anders an. Mir kam es immer so vor, als hielte mich ein großer Bär umschlungen. Versprich mir, jeden Abend Beefsteak zu essen, damit du wieder zunimmst.«
Hunter erwiderte ihr Lächeln nicht, sondern blickte sie nur ernst an, während er nach Worten suchte, um ihr zu sagen, dass er kein Interesse mehr an ihr habe.
Es wäre leicht gewesen, wenn sie ihm nicht gefallen hätte, aber sie war achtungsgebietend und deshalb fiel es ihm schwer.
Es stellte sich jedoch heraus, dass gar keine Erklärungen nötig waren, da Lady Carlysle es ihm am Gesicht ablas.
Ihre freundschaftliche Umarmung lockerte sich und dann ließ sie die Arme sinken. »Du willst mich gar nicht, nicht wahr?«, fragte sie ungläubig.
In ihren Augen stand eine Mischung aus Verwirrung und Schmerz, aber irgendwie gelang es Hunter dennoch, ihrem Blick standzuhalten. »Ich möchte einen Neuanfang mit meiner Frau machen«, erwiderte er rau.
»Mit Lara …?« Ihr blieb der Mund offen stehen. »Wenn du mich loswerden willst, Hawksworth, musst du es mir nur sagen. Aber beleidige mich nicht mit Lügen.«
»Warum sollte ich meine eigene Frau nicht wollen?«
»Weil du sie nie gewollt hast! Ich erinnere mich an zahllose Gelegenheiten, in denen wir über sie hergezogen haben. Du hast solche zarten Geschöpfe immer verachtet – du hast gesagt, Lara sei kalt wie ein Fisch! Und jetzt soll ich dir glauben, dass du Gefühle für sie entwickelt hast? Sie würde nicht fünf Minuten bei dir bleiben – das könnte sie gar nicht!«
»Die Dinge haben sich geändert, Esther.«
»Ja, wahrscheinlich«, erwiderte sie. »Ich …« Sie starrte ihn an und wurde auf einmal ganz bleich. »Oh, nein«, flüsterte sie. »Oh, ich hätte es wissen müssen …«
»Was ist los?« Besorgt streckte Hunter die Hand nach ihr aus, aber sie wich keuchend zurück. Sie warf einen verzweifelten Blick zur Tür, als wolle sie fliehen, aber stattdessen setzte sie sich auf einen Stuhl.
»Gib mir etwas zu trinken«, sagte sie und starrte ihn entsetzt an. »Bitte.«
Hunter hätte Mitleid für ihr offensichtliches Entsetzen empfinden müssen, aber er spürte nur eine nagende Ungeduld. Verdammt, dachte er, wie viel Ärger wirst du mir machen? Er ergriff ein Glas von der Anrichte, schenkte ihr einen Brandy ein und reichte ihr das Glas, ohne sich die Mühe zu machen, es vorher in seinen Händen anzuwärmen.
Lady Carlysle trank von dem Brandy, bis wieder Farbe in ihre Wangen zurückkehrte. »Mein Gott«, sagte sie und blickte ihn an, »ich weiß nicht, warum ich so dumm war zu hoffen. Er hat den Schiffbruch nicht überlebt. Er ist tot.
Und irgendwie hast du seinen Platz eingenommen.« Tränen schimmerten in ihren Augen, aber sie wischte sie ungeduldig weg. »Du bist nicht Hawksworth. Du bist nicht einmal halb der Mann, der er war.«
Die Anschuldigung erfüllte ihn mit kalter Wut, aber äußerlich blieb er ruhig und gelassen. »Du bist erregt.«
»Und du bist sehr überzeugend«, schoss sie zurück. »Aber Hawksworth hätte sich nie gegen mich und für Lara entschieden. Er hat mich geliebt, nicht sie.«
»Manchmal hält die Liebe nicht an«, erwiderte Hunter, dessen ursprüngliche Zuneigung für sie rasch nachließ. Er konnte nur schwer nachvollziehen, warum sie sich Lara so überlegen glaubte.
Lady Carlysle unterdrückte ihre Trauer, indem sie einen weiteren Schluck Brandy trank. Sie warf ihm einen kalten Blick zu, als stünden sie sich bei einem Duell gegenüber. »Wer, zum Teufel, bist du?«
»Ich bin Lord Hawksworth«, sagte er, als spräche er mit dem Dorftrottel.
Sie lachte bitter. »Glaubt Lara dir? Ich wette, sie glaubt dir, das Spatzenhirn. Sie hat Hawksworth nie verstanden und sich nie um ihn geschert. Sie ist bestimmt leicht zu überzeugen, vor allem, da du ihm so ähnlich siehst. Aber ich habe Hawksworth besser als sonst jemanden auf der Welt gekannt und ich könnte dir in weniger als einer Minute beweisen, dass du ein
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