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Geliebter Fremder

Geliebter Fremder

Titel: Geliebter Fremder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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gebraucht, um zu sich zu kommen.
    Lara holte tief Luft, um sich zu beruhigen, aber der Schmerz in ihrer Brust hielt an. Sie hatte ihr Ziel erreicht und Hunter und Lady Carlysle zusammengebracht. Jetzt würde ihre alte Leidenschaft neu entfacht und Lara würde wieder allein gelassen. Genau das hatte sie gewollt.
    Warum kam sie sich dann so verraten vor? Warum hatte sie das Gefühl, einen schrecklichen Fehler gemacht zu haben?
    »Hier, gib mir das.« Rachel nahm ihr das leere Champagnerglas ab. »Du brichst gleich den Stiel entzwei.« Sie blickte Lara aufmerksam an. »Liebste, ist alles in Ordnung? Wie kann ich dir helfen?«
    »Es ist zu heiß hier drinnen«, erwiderte Lara gepresst. »Ich fühle mich nicht wohl. Übernimm bitte meine Rolle als Gastgeberin, Rachel, nur für ein paar Minuten. Kümmere dich um alles, bis ich wiederkomme.«
    »Ja, natürlich.« Rachel drückte ihre Hand. »Es wird schon alles gut gehen, Liebes.«
    »Danke«, flüsterte Lara, die ihr nicht einen Augenblick lang glaubte.

Kapitel 14
    Hunter hatte das Schuldbewusstsein auf Laras Gesicht gesehen und sofort realisiert, was sie getan hatte. Er schäumte vor Wut darüber, dass seine eigene Frau ihn so manipuliert hatte. Mehr noch, er stellte nüchtern fest, dass er auf solch ein Vorgehen hätte gefasst sein müssen. Lara war eine intelligente, eigensinnige Frau, die alles tun würde, um sich ihm nicht ergeben zu müssen. Es war eine kluge Idee gewesen, ein öffentliches Treffen mit seiner früheren Geliebten herbeizuführen, und auch der Zeitpunkt war klug gewählt. Wahrscheinlich erwartete Lara, dass er nun den Rest des Abends mit Lady Carlysle beschäftigt war.
    Er brannte darauf, seine Frau über einige Punkte aufzuklären.
    In der Zwischenzeit jedoch würde er sich mit Lady Carlysle befassen müssen – und das hatte er seit seiner Rückkehr nach England vermieden. Grimmig lächelnd verzog er den Mund. »Dafür bezahlst du mir, mein Liebling«, sagte er leise zu sich. Dann straffte er seine Schultern und trat zu Lady Carlysle.
    »Esther«, sagte er und beugte sich über ihre Hand, die er ein paar Minuten länger festhielt, als es schicklich war.
    Lady Carlysles behandschuhte Finger waren lang und stark und ihr Griff war ungewöhnlich fest. Er konnte verstehen, was den Reiz dieser Frau ausmachte. Bei ihr brauchte kein Mann ein Held zu sein, lediglich ein Gefährte. Allerdings … jeder Mann hatte das Bedürfnis, wenigstens einmal in seinem Leben ein Held zu sein und einer Frau Stärke und Schutz zu bieten … das konnte auch eine tausendjährige Zivilisation nicht auslöschen.
    »Herzloser Kerl«, murmelte Lady Carlysle, obwohl ihre braunen Augen voller Zuneigung leuchteten. »Warum bist du nicht zu mir gekommen? Ich habe die ganze Zeit gewartet, seit ich von deiner Rückkehr aus dem Osten erfahren habe.« Sie drückte seine Hand leicht.
    »Ich hätte ein privateres Treffen als dieses hier vorgezogen«, erwiderte er lächelnd.
    »Ich habe Zeit und Ort nicht gewählt. Unsere liebe Larissa hat mich mit einem reizenden Brief überredet, heute Abend hierher zu kommen.«
    »Ach ja?«, entgegnete er höflich. Am liebsten wäre er zu seiner Frau gestürmt und hätte sie durchgeschüttelt. »Was hat sie denn geschrieben?«
    »Oh, zwischen den Zeilen, dass sie dich gerne glücklich sehen möchte nach allem, was du durchgemacht hast – und dass sie glaubt, ich könne dir dieses Glück schenken.« Ihre Blicke trafen sich. Sie war so groß, dass sie kaum zu ihm aufschauen musste. »Hatte sie Recht, Mylord?« Bei einer anderen Frau hätte die Frage vielleicht kokett geklungen, aber sie stellte sie mit einer ruhigen Ernsthaftigkeit, die Hunter berührte.
    Zur Hölle mit dem Ball und den gierig zuschauenden Gästen, dachte er plötzlich. Er wollte verdammt sein, wenn er diese Frau in aller Öffentlichkeit verletzen würde. Er hatte ihnen bereits mehr als genug Unterhaltung geboten, und das auf seine Kosten.
    »Lass uns miteinander reden«, sagte er unverblümt, ergriff sie am Ellbogen und zog sie aus dem Ballsaal.
    Lady Carlysle lachte leise und freudig auf und folgte ihm bereitwillig. »Wir reden doch schon miteinander, Lieber.«
    Hunter ging mit ihr in die Bibliothek und schloss die Türen ab. In der angenehmen Umgebung von geöltem Holz, dem Geruch der Bücher, von Leder und Alkohol empfand er auf einmal einen Anflug von Furcht. Insgeheim verfluchte er Lara, dass sie ihn in eine solche Situation gebracht hatte.
    »Esther …«, sagte er und sah sie

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