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Geliebter Fremder

Geliebter Fremder

Titel: Geliebter Fremder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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nicht zu fragen, wen sie meinte. Sie hatte selbst in den vergangenen zwei Stunden die Tür wie ein Falke beobachtet. Stirnrunzelnd schüttelte sie den Kopf. »Nein, noch nicht.«
    »Vielleicht kommt sie gar nicht«, meinte Rachel zögernd.
    »Sie muss«, erwiderte Lara grimmig. »Zumindest aus Neugier, wenn schon sonst aus keinem Grund.«
    »Hoffentlich -«
    Ihr Gespräch wurde unterbrochen durch das Nähertreten von Lord Tufton, einem schüchternen jungen Viscount, der früher einmal um Rachels Hand angehalten hatte, aber von Lonsdale ausgestochen worden war, weil dessen Vermögen und Position ungleich höher waren.
    Lonsdale hatte einem Prinzen geähnelt, mit seiner athletischen Gestalt, seiner dunklen Schönheit und seiner Aura von Männlichkeit. Tufton dagegen war ein kleiner, gelehrter Mann, der sich im privaten Kreis wohler fühlte als auf großen Festen. Er war nett und intelligent, und obwohl Rachel seit Jahren mit Lonsdale verheiratet war, schien er sie immer noch anzubeten. Damals hatte Lara wie alle anderen geglaubt, Lonsdale sei die bessere Partie für ihre Schwester. Jetzt aber dachte sie traurig, dass Rachel mit diesem schüchternen, netten Mann wahrscheinlich viel glücklicher wäre als mit diesem Tier von Lonsdale.
    Tufton begrüßte sie beide und wandte sich darin mit einem hoffnungsvollen Lächeln an Rachel. »Lady Lonsdale«, murmelte er, »würden Sie mir die Ehre erweisen … das heißt, ich hoffe, Sie würden erwägen …«
    »Wollen Sie mich um einen Tanz bitten, Lord Tufton?«, fragte Rachel.
    »Ja«, erwiderte er sichtlich erleichtert.
    Rachel lächelte. »Mylord, ich würde mich sehr freuen …«
    »Hallo, Liebling.« Zu ihrer aller Entsetzen unterbrach Lonsdales Stimme ihre Antwort. Er legte ihr den Arm um die Taille und drückte so fest zu, dass Lara sah, wie ihre Schwester zusammenzuckte. Sein harter Blick bohrte sich in Tuftons sanfte braune Augen. »Meine Frau hat sich alle Tänze für mich aufgespart. Tufton – ein für allemal.
    Ersparen Sie sich die Demütigung, abgewiesen zu werden, indem Sie es vermeiden, sich ihr jemals wieder zu nähern. Und sagen Sie das auch jedem anderen Mann, der über sie verfügen möchte.«
    Lord Tufton errötete und stammelte eine Entschuldigung, während er den Rückzug auf die andere Seite des Raumes antrat.
    Lara starrte Lonsdale fragend an, wobei sie überlegte, was ihn zu solch einem groben Benehmen veranlasst hatte.
    »Lord Lonsdale«, bemerkte sie kühl, »es ist vollkommen normal für eine verheiratete Frau, sich das harmlose Vergnügen von ein oder zwei Tänzen mit anderen Gentlemen zu gönnen.«
    »Ich behandle meine Frau, wie es mir beliebt, und ich wäre dir dankbar, wenn du dich nicht einmischen würdest.
    Entschuldigt mich … meine Damen.« Lonsdale warf ihnen einen spöttischen Blick zu, als würde dieser Ausdruck kaum auf sie zutreffen, und ging, nachdem er Rachel noch zugezischt hatte: »Versuch bitte, dich nicht wie eine Nutte zu benehmen, ja?«
    Die Schwestern standen schweigend da, während er sich unter die Gäste mischte.
    »Hat dich Lonsdale gerade eine Nutte genannt?«, presste Lara schließlich hervor.
    »Er ist nur eifersüchtig«, murmelte Rachel und starrte zu Boden. Sie wirkte wie eine verwelkte Blume, das ganze Leuchten war verschwunden.
    Lara schäumte vor Wut. »Worauf ist Lonsdale denn eifersüchtig? Er würde doch wohl niemals wagen, dich der Untreue zu bezichtigen, schließlich bist du die liebevollste, ehrenhafteste Frau, die jemals gelebt hat, während er ein geiler Heuchler …«
    »Larissa, bitte. Sprich leiser, damit du nicht noch eine Szene auf deinem eigenen Ball provozierst.«
    »Ich kann nicht anders«, erwiderte Lara. »Ich hasse die Art, wie er dich behandelt. Wenn ich ein Mann wäre, würde ich ihn zu Brei schlagen oder ihn öffentlich bloßstellen oder …«
    »Ich möchte nicht darüber reden. Nicht hier.« Betont ruhig ging Rachel weg, als könne sie kein weiteres Wort mehr ertragen.
    Kochend vor Wut zog sich Lara in eine Ecke des Raumes zurück. Sie nahm ein Glas Champagner vom Tablett eines vorbeieilenden Lakaien und stürzte es viel zu schnell hinunter, was zu Schluckauf führte. Champagner durfte man eben nicht zu schnell trinken.
    Während sie das leere Glas noch zwischen den Fingern drehte, sah sie ihren Ehemann auf sich zukommen. Hunter lächelte immer noch so nichtssagend wie vor zwei Stunden. Wie er vorausgesagt hatte, war er äußerst gefragt. Alte und neue Bekannte waren fasziniert von

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