Geliebter Fremder
beobachtete, wie seine Frau einen Blick auf die kleine Walnussuhr auf dem Kaminsims warf, ungeduldig mit dem Fuß tappte und leise fluchte.
»Eine Dame flucht doch nicht«, tadelte er und genoss das Gefühl von Geborgenheit angesichts der Erkenntnis, dass sie ihn vermisst hatte. »Das bringt mich ja glatt in Stimmung.«
Sie wirbelte zu ihm herum und stemmte die Hände in die Hüften. »Dich bringt alles in Stimmung.«
»Nein«, widersprach er und betrat mit verschmitztem Lächeln das Zimmer. »Alles an dir bringt mich in Stimmung.«
Sie zog die Augenbrauen in die Höhe. »Sollte ich deine lange Abwesenheit und dein derangiertes Aussehen als verräterisches Anzeichen deuten? Du siehst aus, als hättest du dich mit einer Dienstmagd in die Büsche geschlagen.«
Er rieb sich mit einer Hand über seinen Schwanz und sagte: »Du solltest dich auf dieses Anzeichen konzentrieren: der Beweis, dass ich mich nur für dich interessiere.« Dann streckte er die Hand aus, die er hinter dem Rücken verborgen hatte, und präsentierte ihr eine makellose rote Rose auf einem sehr langen Stiel. »Aber ich glaube, du wirst dies hier romantischer finden.«
Gerard sah, wie Pel die Augen aufriss, und wusste, dass er ein erstklassiges Exemplar dieser Blume ergattert hatte. Doch für seine Frau war auch nur das Beste gut genug.
Ihr leicht zittriges Lächeln und ihre funkelnden bernsteinfarbenen Augen entschädigten ihn für jeden Kratzer auf seinen Händen.
Er kannte diesen Blick. Es war der hingerissene Blick, mit dem ihn jahrelang junge Debütantinnen bedacht hatten. Dass dieser Blick nun von Isabel kam, seiner Freundin und der Frau, die er so verzweifelt begehrte, klärte plötzlich alles, was er bisher nicht zum Thema Umwerbung einer Frau begriffen hatte. Raffinesse war etwas, was sein primitives Verlangen bislang hatte vermissen lassen, aber gegenüber Pel hatte er immer ehrlich sein können. »Ich möchte dich umwerben, betören, für mich gewinnen.«
»Wie kommt es nur, dass du im einen Augenblick so grob und im anderen wieder so verführerisch sein kannst?«, erwiderte sie kopfschüttelnd.
»Es gibt Momente, in denen ich nicht verführerisch bin?« Er schlug sich eine Hand aufs Herz. »Wie unangenehm.«
»Und seltsamerweise siehst du auch mit Zweigen im Haar unwiderstehlich aus«, murmelte sie. »All die Mühe, nur für mich, und das auch noch außerhalb des Betts. Ein junges Mädchen würde jetzt in Ohnmacht fallen.«
»Nur zu, dann fange ich dich auf.«
Ihr Lachen rückte alles in seiner Welt wieder gerade. Genau wie immer, seit sie in sein Leben getreten war.
»Weißt du«, murmelte er, »dass dein Anblick – ganz gleich ob du angekleidet bist oder nackt, ob du schläfst oder wach bist – mich immer beruhigt?«
Sie nahm ihm die Rose ab und roch daran. »Als ruhig würde ich dich nicht gerade bezeichnen.«
»Nein? Wie dann?«
Während sie die Rose in eine Vase stellte, streifte er seine Jacke ab. Als ein Klopfen sie von ihrer Antwort abhielt, schrak er überrascht zusammen. Dann hörte er, wie Isabel den Diener anwies, heißes Wasser für ein Bad zu bringen, und nickte leise. Seine Frau hatte schon immer gewusst, wie man es einem Mann behaglich machte.
»Hinreißend«, sagte sie, als sie wieder allein waren. »Überwältigend. Entschlossen. Unerbittlich. Diese Begriffe beschreiben dich wohl am besten.«
Sie blieb vor ihm stehen und knöpfte langsam die geschnitzten Knöpfe seiner Weste auf. »Schamlos.« Sie fuhr sich mit der Zunge über die Unterlippe. »Verführerisch. Sehr verführerisch.«
»Verheiratet?«, schlug er vor.
Sie hob den Blick, um ihn direkt anzusehen. »Ja. Definitiv verheiratet.« Sie fuhr ihm mit den Händen über die Brust und dann über die Schultern, um seine Kleider abzustreifen.
»Entzückt«, sagte er mit heiserer Stimme, die ihrem Duft und ihren Bemühungen geschuldet war.
»Was?«
»Entzückt wäre die perfekte Beschreibung für mich.« Er griff mit seinen Händen in ihr volles rotes Haar und zog sie heftig an sich. »Fasziniert.«
»Findest du unsere plötzliche Faszination voneinander nicht merkwürdig?«, fragte sie flehend, als wollte sie beruhigt werden.
»Ist sie denn wirklich so plötzlich? Ich kann mich nicht daran erinnern, dich jemals nicht perfekt gefunden zu haben.«
»Ich fand dich schon immer perfekt, allerdings nicht perfekt für mich.«
»Doch, sonst hättest du mich nicht geheiratet.« Er streifte mit seinem Mund über ihren. »Aber du hast nicht gedacht, dass
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