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Geliebter Fremder

Geliebter Fremder

Titel: Geliebter Fremder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylvia Day
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mit raubtierhafter Anmut. Er hatte seine Kraft schon immer mit beneidenswerter Eleganz umgesetzt. Doch jetzt, da die unterschwellige Gefahr, die immer von ihm ausgegangen war, durch ihre Kunst, seine Bedürfnisse zu befriedigen, besänftigt wurde, wirkte er noch faszinierender. Ihr lief buchstäblich das Wasser im Munde zusammen – wie wohl den meisten Frauen –, als sie seinen erotischen Gang und den Blick unter seinen halb gesenkten Lidern sah. Ihr kamen die Tränen bei der Vorstellung, dass er ihr gehörte, dass sie ihn halten und mit ihm Kinder bekommen konnte. Nach ihrer so langen Einsamkeit war das einfach zu viel für sie.
    »Mylords«, grüßte sie heiser, und nur ihre Manieren hielten sie an Lady Ansells Seite. Hätte sie die Wahl gehabt, wäre sie sofort in Grays Arme gestürzt.
    »Wir wurden losgeschickt, um Sie zu suchen«, erklärte Lord Hammond mit zaghaftem Lächeln.
    Ein kurzer Blick auf ihre Begleitung zeigte Isabel, dass die Viscountess ihre Fassung wiedergewonnen hatte. Sie nickte, erleichtert, ins Haus zurückgehen und Sorgen um Kinderlosigkeit und vergeudete Jahre eine Zeit lang vergessen zu können.
    Knirschender Kies warnte Rhys, dass sich jemand näherte. Wenn er noch Zweifel an seiner Entscheidung gehabt hatte, so verflogen sie sofort, als Abby, in helles Mondlicht getaucht, in Sicht kam. Das Rasen seines Herzens und das fast überwältigende Verlangen, sie an sich zu drücken, bewiesen, dass Bella recht hatte: Abby war der Mensch, mit dem er sein Leben verbringen wollte.
    »Ich habe dein Zimmer aufgesucht«, sagte sie leise und so direkt wie immer.
    Wie sehr er sie dafür liebte! Nachdem er sein ganzes Leben nur das gesagt hatte, was man von ihm erwartete, und ebenso belanglose Antworten bekommen hatte, war es die reinste Freude, mit einer derart ungekünstelten Frau zusammen zu sein.
    »Das hatte ich erwartet«, sagte er barsch und wich zurück, als sie auf ihn zutrat. In der Dunkelheit war ihre Augenfarbe nicht zu sehen, doch kannte er sie so gut wie seine eigene. Er wusste, wie sich ihre Augen verdunkelten, wenn er in sie eindrang, und wie sie funkelten, wenn sie lachte. Er kannte jeden Tintenfleck auf ihren Fingern und konnte sagen, welche bei ihrer letzten Begegnung noch nicht da gewesen waren. »Und ich wusste, dann würde ich mit dir ins Bett gehen.«
    Sie nickte verständnisvoll. »Du reist morgen ab.«
    »Ich muss.«
    »Ich werde dich vermissen«, sagte sie.
    Zwar entsprachen ihre Worte der Wahrheit, aber die Beiläufigkeit, mit der sie sie aussprach, war nur vorgetäuscht. Die Vorstellung der endlosen Tage, die ohne Rhys’ Berührung und ohne sein Verlangen nach ihr folgen würden, war einfach niederschmetternd. Obwohl sie gewusst hatte, dass es so enden würde, war sie auf den unglaublichen Trennungsschmerz nicht vorbereitet gewesen.
    »Ich komme so bald wie möglich zu dir zurück«, sagte er leise.
    Ihr Herz stand einen Moment lang still, dann machte es einen Satz. »Wie bitte?«
    »Ich suche morgen meinen Vater auf, erkläre ihm die Lage zwischen dir und mir, und dann komme ich nach London und werbe um dich, wie ich es von Anfang an hätte tun sollen.«
    Die Lage.
    »Oh mein …« Langsam ging Abby zu einer nahe stehenden Marmorbank, setzte sich und senkte den Blick auf ihre verschränkten Finger. Von dem Moment an, da Lady Grayson ihren Kuss unterbrochen hatte, war sie um die Auswirkungen besorgt gewesen. Was für sie nur Liebe und Freude gewesen war, bedeutete für Rhys jetzt lebenslange Pflicht. Sie konnte nicht zulassen, dass er dieses Opfer brachte, vor allem angesichts der Tatsache, wie sehr er unter seinem Verlangen nach ihr litt.
    Sie sah ihn an und brachte ein schwaches Lächeln zustande. »Ich dachte, wir waren uns einig, unsere Affäre ganz pragmatisch zu sehen.«
    Er runzelte die Stirn. »Wenn du meinst, ich hätte seit unserem Kennenlernen irgendetwas Pragmatisches getan, bist du dumm.«
    »Du weißt, was ich damit sagen will.«
    »Die Dinge haben sich geändert«, widersprach er schroff.
    »Nicht für mich.« Sie streckte ihm ihre Hände hin, zog sie aber gleich wieder zurück. Wenn sie das geringste Zeichen von Schwäche zeigte, würde er es bemerken. »Lord und Lady Grayson werden sicher Stillschweigen bewahren, wenn du sie darum bittest.«
    »Selbstverständlich.« Er verschränkte die Arme. »Was soll das heißen?«
    »Ich möchte nicht, dass du um mich wirbst, Rhys.«
    Er starrte sie mit offenem Mund an. »Warum denn nicht, zum Teufel noch mal?«
    Sie

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