Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geliebter Fremder

Geliebter Fremder

Titel: Geliebter Fremder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylvia Day
Vom Netzwerk:
zwang sich, die Achseln zu zucken. »Wir hatten doch eine Vereinbarung. Ich bin nicht gewillt, jetzt die Regeln zu ändern.«
    »Die Regeln zu ändern …?«
    »Ich habe unsere gemeinsame Zeit sehr genossen und werde dir immer dankbar dafür sein.«
    »Dankbar?«, wiederholte Rhys und sah Abby starr vor Staunen an. Am liebsten wäre er zu ihr gegangen und hätte die Wand durchbrochen, die plötzlich zwischen ihnen war, doch das war zu gefährlich. Dann wäre er wieder von seinem Verlangen überwältigt worden.
    »Ja, sehr.« Ihr Lächeln war so hinreißend, dass es fast wehtat.
    »Abby, ich –«
    »Sag nichts mehr.« Sie stand auf, ging zu ihm und ließ ihre Fingerspitzen auf seinem angespannten Arm ruhen. Ihre Berührung brannte sich durch seine Samtjacke. »Für mich wirst du immer ein guter Freund bleiben.«
    »Ein Freund?« Er blinzelte wütend, als seine Augen zu brennen anfingen. Er atmete geräuschvoll aus und prägte sich ihren Anblick ein: die zu Locken frisierten dunklen Haare, die hohe Taille ihres hellgrünen Kleides, die sanfte Wölbung ihres Busens über dem Ausschnitt. All das war sein. Nichts, nicht mal ihre empörende Zurückweisung, würde ihn je vom Gegenteil überzeugen.
    »Immer. Versprichst du mir einen Tanz bei unserer nächsten Begegnung?«
    Rhys schluckte hart. Er hätte jetzt so viel sagen, fragen oder versichern können, aber alles staute sich hinter dem Kloß in seinem Hals. Hatte er sich wirklich verliebt, während Abby nur das Bett mit ihm teilen wollte? Das konnte er nicht glauben. Keine Frau konnte so für einen Mann dahinschmelzen wie sie für ihn und dann nur Freundschaft empfinden.
    Unwillkürlich entfuhr ihr ein harsches Lachen. Wenn das nicht die perfekte Quittung für einen Lebemann wie ihn war, dann wusste er es auch nicht.
    »Bis dahin lebe wohl«, sagte Abby, bevor sie sich umdrehte und ungebührlich schnell davoneilte.
    Verstört und niedergeschmettert ließ sich Rhys auf die Bank sinken, die noch warm von ihr war, und barg den Kopf in seinen Händen.
    Ein Plan. Er brauchte einen Plan. Das konnte nicht das Ende sein. Jeder mühsame Atemzug war ein Protest gegen den Verlust seiner Liebe. Irgendwas entging ihm hier, wenn er doch nur klar hätte denken können, um herauszufinden, was es war! Er kannte die Frauen gut genug, um zu wissen, dass Abby etwas für ihn empfand. Wenn es keine Liebe war, dann konnte es ja wohl sicher in Liebe verwandelt werden. Wenn Isabel umgestimmt werden konnte, dann sicher auch Abigail.
    Er merkte erst, dass er nicht mehr allein war, als Grayson hinter einem Baum zu ihm taumelte – so sehr war er in Gedanken versunken und mit dem Kampf gegen seine tiefe Verzweiflung beschäftigt. Der Marquess of Grayson bot einen denkwürdigen Anblick, denn er wirkte derangiert und hatte Blätter im Haar.
    »Was ist denn in Sie gefahren?«, murmelte Rhys.
    »Wissen Sie, dass ich im gesamten Park keine einzige rote Rose finden konnte? Es gibt rosa und weiße Rosen, sogar orangefarbene, aber keine wirklich rote.«
    Rhys fuhr sich kopfschüttelnd mit der Hand durchs Haar.
    »Wollen Sie damit Isabel umgarnen?«
    »Was denn sonst?« Grayson atmete tief aus. »Warum kann Ihre Schwester nicht so pragmatisch sein, wie ich dachte?«
    »Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Pragmatismus bei Frauen sehr überschätzt wird.«
    »Ach ja?« Grayson zog die Augenbrauen in die Höhe und klopfte sich den Staub ab, während er näher trat. »Also kann ich davon ausgehen, dass sich die Dinge zwischen Ihnen und Miss Abigail nicht zufriedenstellend entwickeln?«
    »Offenbar gibt es nichts, was man als Dinge bezeichnen könnte«, erwiderte er trocken. »Ich bin nur ein guter Freund.«
    Grayson zuckte zusammen. »Oh Gott.«
    Rhys stand auf. »Angesichts der Tatsache, dass mein Liebesleben in Trümmern liegt, hätte ich alles Verständnis der Welt, wenn Sie mein Angebot, Ihnen zu helfen, ausschlagen würden.«
    »Nein, ich kann jede Hilfe gebrauchen, die ich kriegen kann. Ich habe keinerlei Verlangen, die ganze Nacht im Garten herumzuwühlen.«
    »Und ich habe keinerlei Verlangen, mich die ganze Nacht in meinem Kummer zu vergraben. Daher ist mir jede Ablenkung willkommen.«
    Gemeinsam drangen sie tiefer in den Garten ein. Eine halbe Stunde und einige Dornenstiche später knurrte Rhys: »Grässlich, die Sache mit der Liebe.«
    Grayson, in einer Kletterrose verheddert, grollte: »Hört, hört.«

Kapitel 18
    Gerard stand im Türrahmen zwischen seinem Zimmer und dem angrenzenden Wohnzimmer und

Weitere Kostenlose Bücher