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Geliebter Fremder

Geliebter Fremder

Titel: Geliebter Fremder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylvia Day
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»Du würdest dich zu Tode langweilen.«
    »Komm schon«, widersprach er. »So schlimm wird sie schon nicht sein.«
    Isabel riss die Augen auf. »Du hast das Mädchen, das du heiraten willst, noch gar nicht kennengelernt?«
    »Ich hab die Kleine gesehen! Unbesehen würde ich doch niemanden heiraten!« Er räusperte sich. »Ich hatte nur noch nicht das Vergnügen, mit ihr zu sprechen.«
    Kopfschüttelnd dachte Isabel wieder einmal, dass sie zu ihrer überaus vernünftigen Familie nicht recht passen wollte. Ja, es war eine furchterregende Erfahrung, an Liebeskummer zu leiden, aber verliebt zu sein, war gar nicht so schlecht. Sie war jetzt doch viel klüger, ihre Persönlichkeit viel abgerundeter als vor ihrer Ehe mit Pelham. »Dann danke Gott, dass du mich heute begleitest, denn Lady Susannah wird bestimmt auch beim Frühstück sein. Sorg dafür, dass du mit ihr sprichst.«
    »Natürlich.« Als sie das Haus verließen und zur wartenden Kutsche strebten, passte Rhys sich ihrem schnellen Schritt an. »Das allein wird es wert sein, sich Graysons Zorn zuzuziehen.«
    »Er wird nicht zornig sein.«
    »Dir gegenüber vielleicht nicht.«
    Sie hatte einen Kloß im Hals. »Gegenüber niemandem.«
    »Was dich betrifft, war der Mann schon immer ziemlich empfindlich«, erklärte Rhys.
    »War er nicht!«
    »Doch. Und wenn er wirklich beschlossen hat, auf seine Rechte als Ehemann zu pochen, tut mir jeder leid, der ihn dabei stört. Sei vorsichtig, Bella.«
    Isabel atmete geräuschvoll aus. Sie behielt ihre Gedanken für sich, aber die Schmetterlinge in ihrem Bauch flogen wild um-her.
    Gerard blickte auf sein Spiegelbild und seufzte frustriert. »Wann soll der Schneider kommen?«
    »Morgen, Mylord«, antwortete Edward mit offensichtlicher Erleichterung.
    Gerard wandte sich zu seinem langjährigen Kammerdiener und fragte: »Ist mein Aufzug wirklich so schrecklich?«
    Der Diener räusperte sich. »Das habe ich nicht gesagt, Mylord. Aber Dreckklumpen entfernen und aufgeschlagene Knie verarzten wird meinen vielen Talenten nicht ganz gerecht.«
    »Ich weiß.« Er seufzte dramatisch. »Ich habe bei verschiedenen Gelegenheiten auch tatsächlich in Betracht gezogen, Sie zu entlassen.«
    »Mylord!«
    »Aber da ich oft keine andere Möglichkeit der Unterhaltung hatte, als Sie zu quälen, habe ich dem Drang widerstanden.«
    Gerard musste lachen, als der Kammerdiener schnaubte. Er verließ das Zimmer und plante im Geiste schon den Tag. Sein Plan begann mit einem Gespräch mit Pel über die Umgestaltung seines Arbeitszimmers und endete damit, wieder mit ihr ins Bett zu gehen. Mit diesem Plan war er zufrieden, bis er den Fuß auf den Marmorboden der Eingangshalle setzte.
    »Mylord.«
    Er sah den Lakaien an, der sich vor ihm verneigte. »Ja?«
    »Die Marchioness of Grayson ist eingetroffen.«
    Wut stieg in ihm auf. Vier Jahre hatte er sie nicht gesehen, und wenn es möglich gewesen wäre, hätte er diesen Segen bis zum Ende seines Lebens verlängert. »Wo ist sie?«
    »Im Salon, Mylord.«
    »Und Lady Grayson?«
    »Die Marchioness hat vor einer halben Stunde mit Lord Trenton das Haus verlassen.«
    Normalerweise hätte Gerard es sehr übel genommen, wenn jemand ihm ohne Vorankündigung die Frau entführte, doch heute war er erleichtert, dass Isabel der Besuch seiner Mutter erspart blieb. Es konnte hundert vorgeschobene Gründe dafür geben, bei ihm vorbeizukommen, aber in Wahrheit wollte sie ihn einfach nur kritisieren. Das bereitete ihr größtes Vergnügen, und sie hatte vier Jahre Gift angesammelt, um es jetzt zu verspritzen. Natürlich würde es unangenehm werden, daher wappnete er sich innerlich gegen ihre Tiraden.
    Er nahm sich auch kurz Zeit für die Erkenntnis, die er bislang immer verdrängt hatte: dass er immer leicht eifersüchtig auf jeden gewesen war, der Pels Aufmerksamkeit beanspruchte. Seine Besitzansprüche waren durch sein gesteigertes Interesse an ihr nur noch dringlicher geworden.
    Da er jedoch momentan keine Zeit hatte, darüber nachzudenken, was das bedeutete, nickte er dem Diener zu, holte tief Luft und wandte sich zum Salon. Dort verharrte er einen Moment vor der offenen Tür und betrachtete die silbernen Strähnen, die nun das einst dunkle Haar seiner Mutter durchzogen. Im Gegensatz zu Pels Mutter, deren Schönheit durch Lebenslust erhalten wurde, wirkte die verwitwete Marchioness einfach nur müde und verhärmt.
    Sie spürte seine Anwesenheit und drehte sich zu ihm um. Ihre blauen Augen musterten ihn von Kopf bis Fuß. Einst

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