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Geliebter Fremder

Geliebter Fremder

Titel: Geliebter Fremder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylvia Day
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ich seinem Andenken treu geblieben.«
    »Hätte er das denn gewollt?«, fragte er mit aufrichtiger Neugier.
    »Ganz sicher hätte er nicht gewollt, dass die Mutter seiner Söhne schamlos Unzucht treibt.«
    »Nein, aber einen echten Gefährten, einen Mann, der dir all das hätte bieten können, was Frauen –«
    »Ich wusste genau, was ich versprach, als ich mein Ehegelübde abgab: seinen Namen und seinen Titel zu ehren, ihm gute Söhne zu schenken und aufzuziehen, die ihn stolz machen.«
    »Aber das tun wir nicht«, entgegnete Gerard trocken. »Wie du so häufig betonst, bringen wir ihm nur Schande.«
    Sie zog finster ihre Augenbrauen zusammen. »Es lag in meiner Verantwortung, euch sowohl Mutter als auch Vater zu sein und euch zu lehren, wie er zu sein. Mir ist klar, dass du denkst, ich hätte versagt, doch ich habe mein Bestes gegeben.«
    Gerard biss sich auf die Zunge, als er an die vielen körperlichen und verbalen Züchtigungen in seiner Kindheit denken musste. »Ich bin sehr gerne bereit, mich um Spencer zu kümmern, aber nur hier, in meinem Haus. Ich habe mich noch um andere Angelegenheiten zu kümmern.«
    »Du meinst wohl, um andere Affären«, murmelte sie.
    Er legte sich die Hand aufs Herz und erwiderte, ebenfalls sarkastisch: »Du tust mir unrecht. Ich bin ein verheirateter Mann.«
    Sie sah ihn mit zusammengekniffenen Augen an. »Du hast dich verändert, Grayson. Bleibt abzuwarten, ob zum Guten oder zum Schlechten.«
    Mit einem ironischen Lächeln erhob er sich. »Ich muss noch einiges für Spencers Besuch arrangieren, sind wir also fertig?«
    »Ja, natürlich.« Seine Mutter stand auf und ordnete ihre Röcke. »Ich habe zwar meine Zweifel, werde Spencer jedoch deinen Vorschlag unterbreiten. Und wenn er einverstanden ist, bin ich es auch.« Ihre Stimme verhärtete sich. »Aber halte diese Frau von ihm fern.«
    Er zog die Augenbrauen hoch. »Aber meine Frau hat doch keine ansteckende Krankheit.«
    »Darüber könnte man streiten«, fauchte sie und verließ den Salon hoch aufgerichtet und mit raschelnden Röcken.
    Erleichtert und mit einem plötzlichen Anflug von Sehnsucht nach dem Trost seiner Frau, blieb Gerard zurück.
    »Ich habe dich gewarnt.«
    Rhys blickte auf den Scheitel seiner Schwester. Sie standen allein und abseits der Gästeschar unter einem Baum im Park der Marleys. »Sie ist vollkommen.«
    »Zu vollkommen, wenn du mich fragst.«
    »Was ich nicht tue«, erwiderte er trocken, stimmte im Stillen aber Isabels Einschätzung zu. Lady Susannah war souverän und gefasst. Sie war auch schön, doch als er mit ihr sprach, erinnerte sie ihn an eine Statue. Es war nur sehr wenig Leben in ihr.
    »Rhys.« Isabel wandte ihm ihr Gesicht zu. Er sah, dass sie unter ihrem Strohhut ihre dunkelroten Augenbrauen zusammengezogen hatte. »Kannst du dir vorstellen, mit ihr befreundet zu sein?«
    »Befreundet?«
    »Ja, befreundet. Du wirst mit deiner zukünftigen Frau zusammenleben, hin und wieder mit ihr schlafen und mit ihr über eure Kinder und den Haushalt sprechen. All das ist wesentlich einfacher, wenn du mit deiner Frau befreundet bist.«
    »Ist Freundschaft die Grundlage deiner Ehe mit Grayson?«
    »Nun …« Die Falte zwischen ihren Brauen vertiefte sich. »Früher waren wir gute Bekannte.«
    »Bekannte?« Sie wurde rot, was er nur selten bei ihr sah.
    »Ja.« Ihr Blick schweifte ab, und plötzlich kam es ihm vor, als wäre sie ganz weit weg. »Ehrlich gesagt«, sagte sie leise, »war er mir ein sehr lieber Freund.«
    »Und jetzt?« Nicht zum ersten Mal fragte sich Rhys, welch ein Arrangement seine Schwester und ihr zweiter Mann getroffen hatten. Früher hatten sie immer ziemlich glücklich gewirkt, hatten miteinander gelacht und sich Blicke zugeworfen, die zeigten, dass sie miteinander vertraut waren. Welche Gründe sie auch haben mochten, Geschlechtsverkehr außerhalb der Ehe zu suchen, an mangelnder Zuneigung lag es nicht. »Man munkelt, dass du bald eine Ehe haben wirst, die … traditioneller ist.«
    »Ich will keine traditionelle Ehe«, murrte sie und verschränkte ihre Arme vor der Brust, als sie wieder in die Gegenwart zurückgerissen wurde.
    Er hob verteidigend seine Hände. »Du musst mich nicht gleich anfauchen.«
    »Ich habe nicht gefaucht.«
    »Doch, hast du. Für eine Frau, die gerade erst aus dem Bett gestiegen ist, bist du ziemlich gereizt.«
    Isabel knurrte. Er hob die Augenbrauen.
    Sie starrte ihn noch einen Moment lang finster an, dann setzte sie eine verlegene Miene auf und verzog den Mund.

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