Geliebter Krieger
woraufhin das Radio ansprang. Mist. Sie fühlte sich wie eine Spionin. Roter Draht, blauer Draht, gelber Draht. Wie sollte man sich hier auch zurechtfinden? Callista kicherte und stand auf. „Du wirst dich daran gewöhnen. Die Schränke öffnest du mit dem gelben Knopf.“ Sie schaltete alles wieder aus und die Spiegel glitten zur Seite.
„Danke“, murmelte Mercy. Anscheinend war die Kriegerin nicht halb so furchterregend, wie sie anfangs vermutet hatt e. „Wegen heute Morgen. Ich wollte keinen Ärger machen.“
Callista machte eine wegwerfende Handbewegung. „Schon vergessen. Ich habe übrigens noch niemanden gesehen, der sich wie eine Raupe einen Baum hochschieben kann.“
Wie peinlich. Mercy wollte den Mund aufmachen, als Callista sich so blitzschnell erhob, dass ihr vor Schreck eine Hose aus der Hand fiel. Noch bevor sie fragen konnte, was denn auf einmal los sei, hörte sie laute Schritte auf dem Flur. Callista war so schnell aus der Tür verschwunden, dass Mercy blinzeln musste. Lautes Rufen und hektische Fußtritte hallten durch das Haus. Sie wagte einen Blick auf den Flur. Lillian rauschte an ihr vorbei und rief: „Ein Krieger wurde verletzt. Keine Sorge, wir sind hier sicher, aber ich muss ihn versorgen.“
Wahrscheinlich hatte sie Mercys ängstlichen Gesichtsausdruck gesehen. Ein Krieger? Erschrocken drehte sie sich um und lehnte sich an die Tür. Und wenn es Darian war? Schnell lugte sie durch die Zwischentür. Max schlief tief und fest. Mercy beschloss, der Sache auf den Grund zu gehen. Rasch ging sie runter und folgte den Geräuschen bis zu einer Tür. Sie war nicht sicher, ob sie diesen Teil des Hauses betreten durfte, aber sie musste Gewissheit haben. Die Stimmen wurden leiser und verstummten schließlich. Sie wollte um die Ecke schleichen, als sie schmerzhaft mit Callista zusammenstieß. Sie taumelte ein paar Schritte rückwärts und Callista schnappte sie an den Armen, sodass sie nicht hinfiel. Mennox und ein anderer Krieger mit kurzen Haaren und einem Gesichtsausdruck, dass sie am liebsten weggerannt wäre, liefen zügig an ihnen vorbei. Sie beachteten Mercy nicht.
„Was machst du denn hier?“, fragte Callista. Sie klang nicht böse, aber auch nicht unbedingt fröhlich.
„Ich habe mir Sorgen gemacht. Lillian sagte, es gäbe einen Verletzten.“
„Es ist nicht Darian. Es ist Liam.“ Nun konnte sie Wut und Schmerz in Callistas Stimme hören. „Ich muss nach oben zu den anderen.“ Sie wandte sich um und lief an ihr vorbei. „Weiter geradeaus und der erste Gang rechts“, rief sie, bevor sie aus Mercys Blickfeld verschwand.
Ohne weiter darüber nachzudenken, befolgte sie Callistas Anweisungen, und bli e b abrupt stehen, als sie in den Gang einbog. Darian stand neben einer geschlossenen Tür und lehnte seinen Kopf nach hinten an die Wand. Als sie sich näherte, sah sie, dass er die Augen geschlossen hatte. O Gott! Er war blutüberströmt und seine Kleider teilweise aufgerissen. Auf seinem langen Ledermantel konnte sie glitzernde, dunkle Flecken sehen. Noch mehr Blut. Seine Brust hob und senkte sich jedoch gleichmäßig und ruhig. Unsicher , was sie tun sollte, hob sie ihre Hand und berührte ihn an der Schulter. Sobald ihre Finger das feuchte Leder berührten, spürte sie seine Wärme. Es war seltsam , ihn so zu sehen. War er doch der arroganteste Mann , dem sie je begegnet war. Aber nun? Hinter all dem Selbstbewusstsein und dem Stolz schien noch etwas anderes zu schlummern. Verletzlichkeit? Sein Brustkorb spannte sich in einem tiefen Atemzug, als er den Arm sanft um ihre Taille legte und sie an sich zog. Seine Bewegungen waren vorsichtig, als fürchte er , sie zu verschrecken. Aber sie ließ es bereitwillig geschehen. Zum einen, weil sie jede seiner Berührungen genoss , und zum anderen, weil er es anscheinend brauchte. Dann umarmte er sie. Seine Hände lagen auf ihrem Rücken und drückten sie fest an sich. Sofort wurde sie von Empfindungen überrollt. Durfte sie das in einer solchen Situation so genießen? Durfte sie in seiner Wärme baden, in seiner Umarmung schwelgen? Ja. Er war der größte, stärkste und mächtigste Mann , den sie je kennengelernt hatte. Aber er war weitaus mehr.
Sein Oberkörper schmiegte sich an ihre Brust und sie konnte seinen Herzschlag spüren. So unglaublich nah. Als trotz des vielen Blutes sein Duft in ihre Nase drang, drückte sie sich ihm entgegen. Sie nutzte diesen Moment der Ruhe , die verschiedenen Nuancen seines Geruchs zu erforschen. Die paar
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