Geliebter Krieger
allein.“
Sie spürte seine Hand an ihrem Arm und blieb stehen. „Du hättest nicht gehen müssen. Mir hat das nichts ausgemacht.“ Er schaute ihr tief in die Augen und die Welt blieb für einen Augenblick stehen. Seine Augen zogen sie völlig in seinen Bann. Er wollte, dass sie blieb. Bei ihm. Gott, sie konnte kaum einen klaren Gedanken fassen, wenn sich Darian in ihrer Nähe aufhielt. Ihr Kopf verweigerte ihr den Dienst und verfiel in eine Art Stand-by Modus. Den ganzen Tag schon blitzten Erinnerungen in ihren Gedanken auf. Er hatte sich um sie bemüht. Und um Max. Um sie beide. Sie gerettet. Und nun stand dieser umwerfende Mann nur wenige Zentimeter von ihr entfernt und wandte seinen Blick nicht mehr von ihr ab. Seine wunderschönen Augen sahen sie mit einer Intensität an, die ihre Knie weich werden ließen. Noch nie hatte ein Mann sie so angesehen. Noch nie hatte ein Mann es geschafft, sie durch einen einzigen Blick gefangen zu nehmen. Abermals umschmeichelte sie sein herrlicher Geruch. Er wärmte sie von innen heraus. Zu Hause. Er roch nach zu Hause, nach Geborgenheit, nach Sicherheit. Nach mehr.
Langsam stellte sie sich auf die Zehenspitzen, zog seinen Kopf zu sich herunter und küsste ihn. Als ihre Lippen die seinen fanden, wäre sie wahrscheinlich zusammengebrochen, weil ihre Beine sie plötzlich nicht mehr trugen. Doch er hielt sie fest an sich gedrückt. Sofort spürte sie wieder, wie seine köstliche Wärme sich auf ihren Körper übertrug und seine Hände sanft aber bestimmt ihre Taille umfassten. Ihre eigenen Hände um seinen Nacken , spürte sie, wie er sich verspannte, als ihr ein leises Stöhnen entfuhr. Gott, seine Lippen fühlten sich einfach fantastisch auf den ihren an. Sie waren voll und weich und sein männlicher Geruch drang ihr in die Nase. Als sie spürte, wie er seinen Mund öffnete, wurde ihr schlagartig bewusst, was sie da tat.
Erschrocken drückte sie sich von ihm weg und er ließ sie los, rührte sich aber nicht von der Stelle. Herrgott noch mal! Er war praktisch ein Fremder, er war verletzt, sein Freund wäre fast verblutet und ihr fiel nichts Besseres ein, als hier über ihn herzufallen. Was musste er von ihr denken? Sie wagte es nicht , ihn anzuschauen. Vielleicht wollte er sie gar nicht. Hatte sie sich ihm aufgedrängt? Er hatte sie definitiv zurück geküsst, oder?
„Danke für die Kleider“, stieß sie hastig hervor und verzog sogleich das Gesicht, als ihr bewusst wurde, was sie für einen Unsinn redete.
Darian räusperte sich. „Gern geschehen.“
Schweigen.
„Wir sollten nach oben gehen. Du frierst.“
Tatsächlich bemerkte sie, wie ihr Körper zitterte. Jedoch nicht vor Kälte. Aber das behielt sie für sich und folgte Darian, der vorausging. Idiotin! Was hatte sie sich bloß dabei gedacht? Wortlos stieg sie neben ihm die Stufen hinauf und bedachte sich den gesamten Weg bis zu Darians Zimmer mit allen Schimpfwörtern , die sie kannte. Und da sie sehr lange in schäbigen Bars gearbeitet hatte, waren es nicht wenige.
*
Darian konnte sich nicht erinnern, jemals so sehr neben sich gestanden zu haben. Er hatte gehofft, nach einer Dusche wäre er wieder Herr seiner Sinne. Fehlanzeige. Dass er sich und seine Gedanken zu einhundert Prozent kontrollieren könne, wenn sich Mercy in seiner Nähe befand, bildete er sich schon lange nicht mehr ein. Aber wenigstens ein klein bisschen wollte er sich beherrschen können. Nur ein ganz kleines bisschen. Er war ein Krieger, verdammt noch mal! Nackt stand er vor seinem Badezimmerspiegel und stützte sich mit beiden Händen am Waschbecken ab. Konzentrier dich, Mann!
Dieser Abend war eine einzige Katastrophe gewesen. Er hatte noch nie wirklich Angst um einen Clangefährten verspürt. Sie waren die Drachenkrieger, nahezu unbesiegbar. Und doch hatte er vor nicht ganz einer Stunde seinen blutüberströmten Freund gestützt. Der Schock saß Darian tiefer in den Knochen, als er vor irgendjemandem in dieser Welt zugeben könnte. Liam würde das schaffen und in ein paar Tagen wieder unangebrachte Kommentare von sich geben. Er würde ihnen allen auf die Nerven gehen mit seinen endlosen Bettgeschichten und anzüglichen Witzen. Ganz der Alte. So oft sich Darian diese Worte auch vorbetete, ein kleiner Teil von ihm befürchtete, dass Liam in Venors Fußstapfen treten könnte. Er wusste zwar über die Umstände Bescheid, welche Venor zu einer kalten, emotionslosen Statue gemacht hatten, aber vielleicht würde Liam eine abgeschwächte
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