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Geliebter Krieger

Geliebter Krieger

Titel: Geliebter Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paige Anderson
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Treue, Ehrlichkeit, Aufrichtigkeit, Respekt, Loyalität und Ehrgefühl wurden ihnen in die Wiege gelegt und war en tief in ihren Genen verwurzelt. Er hatte eine Bestimmung, eine Daseinsberechtigung, die sich immer wieder durch gute Taten für das Gemeinwohl bestätigte. Und nun? Gut, so stellte sich heraus , war relativ und lag im Auge des Betrachters und des Auftraggebers. Wer weiß, wie viele Unschuldige er durch eigene Hand getötet, wie viel unnötiges Blut er vergossen, wie viele Leben er zerstört hatte , statt zu retten. Der Sinn seiner eigenen Existenz geriet ins Wanken , und er wusste nicht , was er tun sollte, wenn er fiel.
    Die Fassungslosigkeit war auch seinen Kameraden ins Gesicht geschrieben. Selbst Liam war deutlich anzumerken, wie tief erschüttert er war. Keine Scherze, kein Lachen, kein gegenseitiges Aufziehen. Trauer. Venor traf es am heftigsten. Er zeigte keinerlei Regung, wie immer, aber Darian wusste, dass er es am wenigsten verkraften würde. Venor hatte im Auftrag des Rates etwas getan, wozu keiner von ihnen in der Lage gewesen wäre , und das hatte ihn, aber vor allem seine Seele tief erschüttert. Seitdem war er nicht mehr derselbe. Und Darian fürchtete um das Seelenheil seines Kameraden.
    Darian blieb vor Mercys Tür stehen. Es war, als ob sein Körper ferngesteuert war und nur noch funktionieren würde. Nicht imstande , rational zu denken, war er schnurstracks zu ihrem Zimmer gegangen. Die schwarze Leere in seinem Inneren pulsierte warm, wenn er in ihrer Nähe war. Ihre Anwesenheit machte das Dunkle erträglicher. Er brauchte ihre Nähe in diesem Augenblick. Der Abgrund rückte näher , und nur sie konnte ihn vor dem Absturz bewahren. Die Tür öffnete sich , und Mercys Lächeln schwand sofort bei seinem Anblick. Wortlos trat sie zur Seite , um ihn einzulassen. Wie in Trance ging er zu ihrem Bett, um sich auf die Kante zu setzen. Er spürte, wie sich die Matratze senkte, als sie sich ebenfalls setzte. Sie saß einfach nur schweigend neben ihm. Es war genau , was er brauchte. Ihre Nähe spendete mehr als Trost. Er konnte und wollte sich in diesem Moment nicht gegen seine Gefühle sträuben, nicht über irgendwelche Konsequenzen nachdenken, sich nicht zurückhalten. Genau genommen wollte er im Moment kein Krieger mehr sein. Mercy schien das zu merken, denn sie legte ihren Arm um ihn, woraufhin er nicht anders konnte, als sie ebenfalls in die Arme zu schließen. Wärme durchströmte ihn. Mercy war rein und tröstlich. Als er seine Augen schloss , spürte er, wie sie ihm sanft übers Haar strich. Niemals zuvor hatte er jemandem erlaubt, ihn in einem Moment der Schwäche zu sehen.
    „Wo ist Max?“, fragte er schließlich, seine Lippen direkt an ihrem Hals.
    „Er schläft schon.“ Ihre Stimme war tief und legte sich beruhigend auf seine aufgewühlte Seele. Sie schenkte ihm neue Kraft, besänftig t e seinen inneren Aufruhr. Sie bedrängte ihn nicht mit Fragen, versuchte nicht , etwas aus ihm heraus zu kitzeln.
    „Weißt du , was der Drachenclan tut, Mercy?“
    „Ihr beschützt. Sorgt für Ordnung. Ihr kämpft für jene, die nicht für sich selbst kämpfen können.“
    Ihre Worte brannten wie Feuer, denn es war genau das, was er auch immer ge glaubt hatt e. „Ich habe getötet.“
    Ihre Arme legte n sich ein wenig fester um ihn. „Aber aus gutem Grund.“
    Er schüttelte den Kopf. „Was wäre, wenn ich Unschuldige getötet habe, ohne es zu wissen? Macht Unwissenheit mich weniger zum Täter?“
    Ihre Hand strich weiter tröstend über seinen Rücken , und er dachte bereits, sie würde nicht antworten , als ihre Stimme sanft über seine Nervenenden strich. „Du dachtest , du tust das Richtige. Dann ist es nicht die Unwissenheit , sondern dein Herz, das dich nicht zum Täter macht.“
    Er richtete sich auf, um ihr in die Augen schauen zu können. Mitgefühl und Güte standen in ihren wunderbar warmen Augen. „Ich will ehrlich zu dir sein, Mercy. Du hast es nicht verdient , angelogen zu werden.“ Sie erwiderte nichts, sondern nickte nur. „Der Rat ist wohl nicht das, was er zu sein scheint. Wir sind uns noch nicht sicher, was genau er getan hat und was er noch plant zu tun, aber wir können ihm nicht mehr vertrauen.“ Eine tiefe Falte bildete sich zwischen ihren Augen, als sie ihre Brauen zusammenzog. „Angelique hatte recht. Mit allem.“
     
    *
     
    Diese Aussage traf sie direkt in die Magengrube , und sie musste gegen die plötzliche Übelkeit ankämpfen. Nach den Enthüllungen

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