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Geliebter Lord

Geliebter Lord

Titel: Geliebter Lord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Ranney
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Hamish fragte sich unwillkürlich, ob er jetzt festgenommen würde. Nicht, bevor er gesagt hatte, was er zu sagen hatte, schwor er sich.
    »Ruft Charles Talbot noch einmal in den Zeugenstand«, sagte er, wobei er dem ehemaligen Lehrling von Gordon Gilly geradewegs in die Augen schaute. »Fragt ihn, weshalb sich die Quecksilberphiole in seinem Besitz befand.«
    Das Publikum horchte auf, was dem Richter sichtlich missfiel.
    Hamish drehte sich zu Marshall, nahm ihm die Bibel aus der Hand und streckte sie in die Richtung des Sheriffs. »Lasst ihn auf die Bibel schwören, dass Mrs. Gilly wusste, dass ihr Ehemann bei einem Arzt in Behandlung war.« Als Sir John keine Anstalten dazu machte, lächelte Hamish süffisant, warf Charles einen Blick zu und wandte sich wieder dem Richtertisch zu.
    »Der Arzt stellte Mrs. Gilly als zu einfältig hin, um Kranke und Verletzte behandeln zu können, und Ihr seht Mrs. Gilly als Mörderin. Charles Talbot will uns glauben machen, dass Mrs. Gilly ihren Mann mit der einen Hand behandelte und mit der anderen vergiftete.« Seine Augen suchten Betty. »Ihr Dienstmädchen hat erzählt, dass Mrs. Gilly um ihren Ehemann weinte. Patienten haben Mrs. Gillys Können und Fürsorge bezeugt.
    Ich selbst war im vergangenen Monat Mrs. Gillys Patient.« Im Saal wurde geflüstert, doch er ließ sich nicht beirren. »Sie behandelte die Verletzungen, die ich während meines Aufenthalts in Indien erlitten hatte, doch mir war während dieser Zeit auch die Möglichkeit gegeben, sie als Mensch kennenzulernen. Ich bin fest davon überzeugt, dass sie ihren Mann nicht getötet hat.«
    »Was macht Euch da so sicher, Mr. MacRae?«, wollte Sir John wissen.
    »Einiges. Zunächst einmal liebte sie ihren Ehemann. Sie sprach stets voller Zuneigung von ihm.«
    »Aber Ihr habt keinen Beweis für ihre Unschuld?«
    Die Worte waren denen von Marshall so ähnlich, dass Verärgerung in Hamish hochstieg. »Und Ihr habt keinen Beweis für ihre Schuld, Sir John. Warum sollte eine Frau, die es sich zur Aufgabe gemacht hat zu heilen, ihren Ehemann vergiften?«
    »Genau darüber werde ich befinden müssen«, erwiderte der Sheriff eisig. »Habt Ihr noch einen anderen Grund, an ihre Unschuld zu glauben?«
    Hamish drehte sich zu Mary. Sie starrte ihn mit einem Ausdruck an, den er nie in seinem Leben vergessen würde – als wäre sie am Verdursten und er eine Quelle.
    »Mary Gilly ist nicht
fähig
zu morden. Das kann ich deshalb so gut beurteilen, weil die Welt mich einen Mörder nennen würde.«
    Das Geflüster schwoll an, aber Hamish löste nicht den Blick von ihr. Er konnte es nicht.
    »Sie ist nicht fähig zu hassen«, fuhr er fort, »aber man muss nicht hassen, um zu töten. Es genügt, wenn einem jemand, den man nur flüchtig kennt, hinderlich bei der Erreichung eines Ziels ist.«
    War dies nun die Strafe für seine Sünden? Seine Seele vor Menschen zu entblößen, für die er ein Fremder war, die aber in ein paar Minuten über ihn richten würden?
    »Ich war in Indien gefangen genommen worden und wurde ein Jahr lang von einem Dorf zum nächsten geschleppt und zur Schau gestellt. Sehr bald erkannte ich, dass ich unbedingt am Leben bleiben wollte. Es war mein erster Gedanke, wenn ich morgens die Augen aufschlug, und mein letzter, bevor ich abends einschlief.«
    Das Geflüster war absoluter Stille gewichen, und sogar der Richter lauschte so gespannt, dass er Hamish nicht Einhalt gebot.
    »Als sich die Gelegenheit ergab, flüchtete ich gemeinsam mit zwei Mitgefangenen, Engländern, Thompson und Harrison. Thompson war verletzt, aber wir verbanden die Wunde an seinem Bein und machten uns auf den Weg durch die Wüste, eine der unwirtlichsten Gegenden der Erde.« Hamish straffte sich, ohne Mary aus den Augen zu lassen. »Am dritten Tag ging uns das Wasser aus.«
    Marys Augen hielten die seinen fest, und er schöpfte eine seltsame Kraft aus ihrem Blick.
    »Im letzten Moment erreichten wir eine Oase und blieben dort, bis wir uns etwas erholt hatten. Wir hatten nicht bedacht, dass wir nach der langen Zeit in unseren Käfigen nicht die Kraft für weite Fußmärsche hatten. Wir füllten so viele Gefäße, wie wir tragen konnten, mit Wasser und setzten unseren Marsch fort. Vier Tage später starb Harrison.«
    Hamish erinnerte sich, wie er sich umgedreht und den Mann mit dem Gesicht nach unten im Sand hatte liegen sehen. Zuerst war er verblüfft gewesen, als er seinen Tod feststellte, und dann zornig. Außer sich vor Wut hatte er den

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