Geliebter Lord
gefolgt von Elspeth und Brendan. Mary wurde herzlich umarmt.
»Wir müssen aufbrechen«, sagte Hamish ein paar Minuten später. »Je länger wir verweilen, umso größer wird die Gefahr für Euch.«
Er ging zu der Kutsche und öffnete die Tür. Als er das Treppchen herunterklappte, ließ eine volltönende Stimme die kleine Gesellschaft hochschrecken.
»Nein.«
Das Gesicht von der Laterne beleuchtet, die er hochhielt, stand Matthew Marshall vorne bei den Kutschpferden.
»Ich kann Euch so nicht gehen lassen.«
Kapitel 23
E inen schrecklichen Augenblick lang erwartete Mary, die Männer des Richters aus der Dunkelheit treten zu sehen.
»Ohne den Segen Gottes wie Mann und Frau zusammenzuleben ist eine Sache, von mir zu erwarten, es gutzuheißen, eine ganze andere. Ihr habt es in der Vergangenheit getan, doch ich kann nicht zulassen, dass Ihr es in der Zukunft wiedertut.«
Brendan schaute verblüfft drein, Elspeth fasziniert, während Mr. und Mrs. Grant Hamish und Mary Richtung Spülküchentür schoben.
»Wer hat es Euch gesagt?« Hamish schaute argwöhnisch seinem Bruder nach, der gerade als Letzter im Haus verschwand.
»Niemand«, antwortete der Geistliche. »Ich bin ein aufmerksamer Beobachter und zählte einfach zwei und zwei zusammen.«
Hamish und Mary starrten ihn sprachlos an.
»Ich habe mir zwar angewöhnt, in gewissen Situationen wegzuschauen, doch eine Sünde darf ich nicht durchgehen lassen.« Er fixierte Mary, die seinem Blick äußerlich unerschrocken standhielt, aber innerlich zitterte. Erzürnt wirkte Matthew Marshall ausgesprochen einschüchternd. »Ich kann Euch nicht gestatten, weiter in wilder Ehe zu leben.« Er wandte sich Hamish zu. »Ihr müsst heiraten.«
Irgendwo in der Nähe bellte ein Hund, und eines der Kutschpferde wieherte leise, als amüsierte die Tiere die Vorstellung von Hamish MacRae und Mary Gilly als Ehepaar.
»Ich habe nie daran gedacht, noch einmal zu heiraten, Mr. Marshall«, sagte Mary ruhig.
»Dann solltet Ihr das jetzt nachholen«, erwiderte der Geistliche freundlich.
»Ihr denkt, zu heiraten ist die gerechte Strafe für unsere Sünden?«, fragte Hamish trocken.
»Ich denke, Ihr solltet beide aufhören, Gott zu verärgern«, entgegnete der Prediger nachdrücklich.
Wieder wandte er sich Mary zu. »Könnt Ihr mit einiger Sicherheit behaupten, dass Ihr, sollte sich die Gelegenheit ergeben, diesem Mann nicht wieder beiwohnen würdet?«
Mary spürte Hitze in ihr Gesicht steigen. Sie schaute Hamish an und lächelte schwach.
»Oder Ihr?«, fragte der Geistliche Hamish.
Der sah ihn nur schweigend an.
»Ich gewähre Euch ein paar Minuten, damit Ihr Euch besprechen könnt«, erklärte Marshall gnädig. »Ich erwarte Euch zur Trauung im Salon.«
»Und wenn wir uns entscheiden, Inverness einfach wie geplant zu verlassen?«, fragte Hamish herausfordernd.
»Dann bleibt mir nichts anderes übrig, als den Behörden die Mitwirkung der Grants an Marys Flucht zu melden.«
Damit ließ er sie allein. Mary schlang unter Hamishs Umhang die Arme um sich und begann, auf und ab zu gehen.
»Ich glaube keine Sekunde, dass er die Grants dem Sheriff übergeben wird«, sagte sie.
»Ich möchte ihn nicht auf die Probe stellen«, erwiderte Hamish milder, als Mary erwartet hatte.
»Eine Heirat wäre eine harte Strafe für ein paar Wochen Vergnügen«, meinte sie.
»Das siehst du falsch, Mary. Wir verstehen es, einander Lust zu bereiten, und empfinden Achtung füreinander. Das sind doch keine schlechten Voraussetzungen. Hast du mir nicht erzählt, dass deine verheirateten Patienten länger und zufriedener leben als die ledigen?«
»Es gibt keine verheirateten Einsiedler.«
»Ich habe mein Einsiedlerdasein beendet«, erwiderte er.
»Wir müssen Mr. Marshall doch nicht gehorchen«, sagte Mary. »Anstand und Sitte kümmern mich nicht mehr. Sollen die Leute mich ruhig eine Hure schimpfen. Eine Mörderin bin ich ohnehin für sie.«
»Aber er hat recht, finde ich. Wir sollten den Allmächtigen versöhnen.«
Er zog sie an sich.
»Du willst mich heiraten, um mich ehrlich zu machen, Hamish?«, fragte sie.
Er war bereit, sich für sie zu opfern, aber sie wollte keinen Märtyrer zum Ehemann. Sie wollte einen Gefährten, mit dem sie über jedes Thema diskutieren konnte, einen Freund, mit dem sie lachen konnte, einen Geliebten, mit dem sie die Freuden der Lust genießen konnte.
Mary strich mit der Hand über seine abendstoppelige Wange.
Seit wann liebte sie ihn? Seit ihrer ersten
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