Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geliebter Lord

Geliebter Lord

Titel: Geliebter Lord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Ranney
Vom Netzwerk:
der Tür zurückgeschoben wurde, und Erschrecken fuhr ihr in die Glieder. Langsam drehte sie sich um und hoffte, den Mut aufzubringen, Charles’ Antrag abzulehnen. Doch der Mann, der mit einer Laterne in der Hand in die Zelle kam, war nicht der Lehrling ihres verstorbenen Mannes.
    Hamish schloss die Tür hinter sich, stellte die Laterne auf den Boden und trat auf Mary zu. Sie wich einen Schritt zurück.
    »Wie ist es dir gelungen herzukommen?«, fragte sie mit erstickter Stimme.
    »Wie sich herausstellte, hat der Wärter eine Vorliebe für Mr. Grants Whisky«, erklärte Hamish. Wie sie sich danach gesehnt hatte, seine Stimme zu hören. »Und für eine Kiste davon hat er mir fünf Minuten mit dir gewährt.«
    Sie betrachtete sein Gesicht. Für gewöhnlich ließen sich keine Gefühle darin erkennen, doch heute blitzten seine Augen.
    »Warum bist du hier, Hamish?«
    Anstatt zu antworten, streckte er die Hand aus und legte sie an Marys Wange. Seine Haut war warm, ihre eiskalt.
    Wieder floh Mary seine Nähe und schaute auf seinen linken Arm. »Massierst du ihn jeden Tag? Du darfst nicht damit aufhören, sonst war alles vergebens.«
    »Ich bin nicht der Behandlung meines Arms wegen gekommen, Mary.«
    »Dann sag mir, warum.«
    »Hast du die Wochen auf Castle Gloom vergessen?«
    Sie war müde und verängstigt und so durchgefroren, dass sie sich nicht mehr vorstellen konnte, wie es sich anfühlte, nicht zu frieren, und das Einzige, was sie aufrecht hielt, war die Erinnerung an ihre gemeinsame Zeit.
    »Ich werde diese Wochen nie vergessen«, sagte sie leise.
    »Dann weißt du, warum ich gekommen bin, Mary. Aber warum hast du im Gerichtssaal meinen Blick gemieden? Und warum meidest du ihn jetzt?«
    »Du hast doch gehört, was sie über mich sagen.«
    »Glaubst du, mich kümmert, was irgendjemand über dich sagt?«
    »Mich
kümmert es«, erklärte sie ihm. Es schmerzte, erkennen zu müssen, dass Leute, die sie kannte, so einfach glauben konnten, dass sie einen Mord begangen hatte. Sie hatte auf das Meer von Gesichtern geblickt, und nur ein paar Menschen hatten sie angelächelt. Elspeth und ihre Familie, Betty und die Köchin und einige, aber bei weitem nicht alle, die zu heilen sie sich bemüht hatte. Sie fühlte sich inmitten ihrer Bekannten beinahe wie eine Fremde oder, noch schlimmer, als würden sie sie als Feind betrachten. Sie drehte sich dem Fenster zu.
    »Wusstest du es?«, fragte Hamish.
    Es wäre albern gewesen, so zu tun, als wüsste sie nicht, was er meinte.
    »Dass Gordon auch Medizin von dem Arzt bekam? Natürlich nicht.«
    »Damit bist du in meinen Augen unschuldig.«
    »Wieso glaubst du mir mehr als anderen?«
    »Weil ich dich kenne«, antwortete Hamish. »Oder hast du gedacht, ich hätte auf Castle Gloom nur deinen Körper beachtet?«
    Sie wollte sich in seine Arme stürzen, wollte von ihm hören, dass das alles nur ein Alptraum war, aber es war die Wirklichkeit, und Mary schämte sich zu sehr, um ihn auch nur anzuschauen. Sosehr sie sich wünschte, in die Vergangenheit zurückzukehren, sie konnte es nicht.
    Sie hörte ihn näher kommen und betete, dass er sie nicht berühren würde. Sie musste stark sein, so teilnahmslos wie er in seiner Gefangenschaft. Sie durfte sich keine Gefühle erlauben.
    »Ich werde nicht zulassen, dass dir etwas geschieht, Mary.«
    »Es ist zu spät«, flüsterte sie tonlos.
    Die Tür öffnete sich, und der Wärter steckte den Kopf herein. Hamish drehte sich um und ging zu ihm.
    »Vergesst nicht, was Ihr mir versprochen habt«, ermahnte der Mann ihn. »Noch eine Kiste von demselben Whisky. Morgen.«
    »Ich vergesse es nicht«, versicherte Hamish ihm. »Wenn Ihr dafür sorgt, dass dieser Besuch nicht Sir John zu Ohren kommt.«
    Der Wärter grinste. »Ich werde kein Sterbenswörtchen sagen.«
    Hamish wandte sich wieder Mary zu und sagte noch einmal: »Ich werde nicht zulassen, dass dir etwas geschieht.«
    Im nächsten Augenblick fiel die Tür ins Schloss. Mary schlug die Hände vors Gesicht und weinte bitterlich.

Kapitel 22
    S eid Ihr bereit auszusagen?«, fragte Sir John, nachdem Mary im Zeugenstand Platz genommen hatte.
    Scheinbar unerschrocken begegnete sie seinem Blick und antwortete mit klarer Stimme: »Ja.«
    »Stellt Euch vor.«
    »Mein Name ist Mary Margaret McKee Gilly. Ich bin in Inverness geboren und aufgewachsen. Bis zum Tode meiner Eltern wohnte ich bei ihnen in der Ashley Street siebzehn und danach heiratete ich Gordon Gilly.«
    »Euer Ehemann war Goldschmied, nicht

Weitere Kostenlose Bücher