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Geliebter Lord

Geliebter Lord

Titel: Geliebter Lord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Ranney
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lieber andere Orte auf der Welt besuchen. Ich habe im Geist schon ein paar ausgesucht.«
    Ihr Herz blieb stehen. Im nächsten Augenblick begann es zu rasen.
    »Wohin reisen wir?«
    »Nicht so schnell. Zuerst müssen wir fort von hier.« Er legte die Hand auf ihren Rücken und schob Mary sanft Richtung Tür.
    »Was hast du mit den Wärtern gemacht?«, fragte sie, als sie die Zelle verließen. Die Männer hingen mit dem Gesicht nach unten über dem Tisch.
    »Ich habe Mr. Grants exzellenten Whisky mit einem Schlaftrunk gewürzt.«
    »Wann werden sie zu sich kommen?«
    »Morgen früh.«
    Hamish nahm Mary bei der Hand und führte sie zielstrebig durch das Labyrinth von Gängen. Als sie etwas sagen wollte, schüttelte er den Kopf und legte den Finger an die Lippen.
    Als sie endlich durch eine Tür ins Freie traten, zog er Mary in den Schutz der Büsche vor dem Gebäude und legte ihr fürsorglich seinen Umhang um die Schultern.
    »Worauf warten wir?«, flüsterte sie.
    »Schrei!«
    »Was?« Sie wünschte, es wäre hell genug, um seinen Gesichtsausdruck erkennen zu können.
    »Schrei, Mary! Wir müssen Aufmerksamkeit erregen.«
    »Sollten wir nicht lieber fliehen?«
    »Vertraust du mir?« Er hob ihre Hand zum Mund und streifte die Knöchel mit den Lippen.
    »Natürlich tu ich das«, antwortete sie leise.
    »Dann schrei.«
    Der erste Versuch geriet zu einem erstickten Laut. Der zweite klang schon besser, und der dritte Schrei zeitigte Wirkung. Innerhalb von Sekunden schienen sämtliche Wachen aus dem Gerichtsgebäude zu stürmen.
    Mary packte die Panik. »Sie werden uns entdecken!« Am liebsten wäre sie auf der Stelle losgerannt.
    »Warte«, kommandierte Hamish, und sie glaubte, tatsächlich einen Anflug von Heiterkeit in seinem Ton wahrzunehmen. Als sie ihm gerade sagen wollte, dass die Situation zu ernst dafür wäre, kamen zwei Reiter aus der Dunkelheit angeprescht.
    Beide, ein Mann und eine Frau, trugen Umhänge mit tief ins Gesicht gezogenen Kapuzen. Von drei Wachen zu Fuß verfolgt, umrundeten sie den Vorplatz und verschwanden dann wieder in der Finsternis. Das Klappern der Pferdehufe klang wie spöttisches Gelächter.
    Hamish legte den Arm quer über Marys Oberkörper, drückte sie an die Hausmauer und brachte sie, als sie zu einer Frage ansetzte, mit einem Zischen zum Schweigen.
    Befehle wurden gebellt, Pferde gesattelt. Gleich würde ein zehn Mann starker Trupp die Reiter verfolgen.
    »Wer waren die beiden?«, wollte Mary wissen, als Hamish sie ein paar Minuten später losließ. Sie schoben sich an der Wand entlang bis zur Ecke des Hauses.
    »Du kennst sie«, antwortete Hamish zu ihrer Überraschung, als sie die Straße überquerten. »Micah und Hester.«
    »Was ist, wenn sie erwischt werden?«, fragte Mary bang.
    »Werden sie nicht«, versprach er ihr. »Dafür ist gesorgt.«
    Er nahm sie beim Ellbogen und zog sie weiter. Es war schon spät und niemand mehr auf der Straße, aber sicherheitshalber hielten sie sich im Schatten, mieden den Lichtschein, der aus Fenstern oder Türen fiel.
    An einer Ecke blieb Mary stehen und schaute zu Hamish auf. »Ich kann noch immer nicht ganz glauben, dass du mich aus dem Gefängnis befreit hast.«
    »Dachtest du etwa, ich würde dich dortlassen?«
    »Es wäre vielleicht klüger gewesen.«
    Er grinste jungenhaft. »Wann hat denn Klugheit zwischen uns beiden eine Rolle gespielt?«
    Nie. Von Anfang an nicht, und ganz gewiss nicht jetzt, da sie durch die nächtlichen Straßen von Inverness huschten.
    Ein paar Straßen weiter verlangsamten sie ihre Schritte und gaben sich als Spaziergänger, denn hier waren noch ein paar Nachtschwärmer unterwegs.
    »Es ist mir ein Rätsel, wie Menschen zu Verbrechern werden können«, flüsterte Mary. »Ich sterbe ja schon fast vor Angst, erwischt zu werden, obwohl ich gar nichts getan habe.«
    »Das überrascht mich. Als du Sir John im Gerichtssaal die Stirn geboten hast, wirktest du völlig unerschrocken.«
    Sie gestand ihm nicht, dass sie sich für diesen Auftritt seine Teilnahmslosigkeit zum Vorbild genommen hatte.
    Ein paar Minuten später kamen sie zur Rückseite des Hauses der Grants. Eine Kutsche stand im Hof.
    »Wohin fahren wir? Zurück nach Castle Gloom?«
    »Nein – dort werden sie uns zuallererst suchen. Nach Gilmuir.«
    Sie nahm seine Hand. »Du solltest dir nicht die Verantwortung für meine Zukunft aufbürden.«
    Er wollte gerade etwas darauf antworten, als sich die Tür zur Spülküche öffnete und Mr. und Mrs. Grant herauskamen,

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