Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geliebter Lord

Geliebter Lord

Titel: Geliebter Lord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Ranney
Vom Netzwerk:
doch für ein Narr.
    »Gibt es jemand in Inverness, den Ihr nicht bezaubert?«
    Belustigung ließ ihre Augen blitzen.
    »Ich bezaubere nicht viele Menschen«, antwortete sie. »Nehmt zum Beispiel den Lehrling meines verstorbenen Mannes. Charles nörgelt ständig an mir herum, weil ich seiner Ansicht nach dem Hospital zu viel Geld gebe oder so viel Zeit bei den Armen verbringe. Ich glaube, er hält Armut für ansteckend.«
    »Aber offenbar hört Ihr nicht auf ihn.«
    »Aus Eurem Mund klingt das, als wäre ich ein eigensinniges, verwöhntes Kind. Dabei möchte ich meinem Leben nur eine Bedeutung geben. Das wollen die meisten Menschen, und sie finden eine gewisse Befriedigung darin, ihre Familie zu umsorgen. Ich habe aber keine Familie. Was sollte ich sonst mit meiner Zeit anfangen? Andere Fähigkeiten besitze ich nicht.«
    »In meiner Familie gibt es Frauen, die Euch erklären würden, dass sie keinerlei Talent besitzen«, sagte er, »aber sie erschaffen wundervolle Dinge aus Marmor, weben herrliche Stoffe, und ich glaube, meine Schwägerin Riona könnte sogar die Wüste zum Blühen bringen. Warum sind Frauen immer so bescheiden?«
    Mary lachte hellauf, lehnte sich zurück und musterte ihn belustigt. »Vielleicht liegt es an den MacRae-Männern«, sagte sie. »Neben diesen arroganten Exemplaren muss sich jede Frau selbst verleugnen.«
    »Ich glaube nicht, dass wir arrogant sind«, widersprach er unbehaglich.
    »Mit dem Fehler eines Menschen ist es häufig wie mit dem Nacken – man sieht ihn nicht.«
    »Ihr meint, Arroganz erkennt sich nicht selbst?« Er konnte ihr nicht zustimmen, vor allem angesichts der Tatsache, dass er sie das Spiel und damit die Wette hatte gewinnen lassen.
    Hamish stand auf und deutete eine Verbeugung an. »Wir sehen uns morgen früh. Wieder hier?«
    Sie nickte.
    Er verließ sie, auf paradoxe Weise dankbar dafür, ihn verärgert zu haben, denn es bedeutete, dass sie heute Nacht sicher vor ihm war und er nicht von ihr träumen würde.

Kapitel 7
    M ary presste die Hand auf die Brust, um ihr wild klopfendes Herz zur Ruhe zu bringen. Es ging nicht an, dass ein Patient bemerkte, wie nervös sie war.
Oh, Mary, belüg dich nicht selbst. Oder Gott, der dich bestimmt hört.
    Da es im Erdgeschoss des Turms wie üblich keine Fenster gab, öffnete sie die Tür, um das Sonnenlicht den Raum erhellen zu lassen.
    Die Morgenluft war kühl, aber der Himmel blau, eher wie im Sommer als im Herbst. Mary schaute weit hinaus, dorthin, wo Möwen sich von Luftströmungen tragen ließen und dann urplötzlich auf die Wellen hinabstießen.
    Dann hörte sie ein Geräusch hinter sich, drehte sich um – und da war er.
    Nicht die Aussicht auf die Behandlung machte ihr Herz rasen. Es war sein Anblick – hochgewachsen und breitschultrig stand er am Fuß der Wendeltreppe – oder vielleicht das angedeutete Lächeln oder die Ausdruckslosigkeit seiner Augen, die sie über seine Gedanken spekulieren ließ.
    Um Professionalität bemüht, entbot sie ihm einen fröhlichen »guten Morgen«.
    Hamish nickte nur stumm, distanziert und irgendwie wachsam, als wäre er ihr noch nie begegnet.
    Sie kehrte in den Raum zurück, öffnete ihren Arztkoffer und arrangierte, was sie benötigte, auf dem Tablett. Ein schneller Blick verriet ihr, dass ihr Patient wieder ein frisches Hemd trug.
    »Ihr rasiert Euch jeden Morgen, nicht wahr?« Kaum hatte sie die Frage gestellt, kamen ihr Bedenken, ob sie nicht zu persönlich gewesen war.
Sei nicht albern, Mary – du hast mit Patienten schon über bedeutend Persönlicheres gesprochen.
Aber keiner dieser Patienten war auf eine derartige, fast einschüchternde Weise maskulin gewesen.
    »Das ist richtig.« Seine Stimme schien treppauf, treppab widerzuhallen.
    »Ist das nicht schmerzhaft?«
    »Wegen der Narben, meint Ihr?« Er rieb sich das Kinn.
    Sie nickte.
    »Nein.«
    »Womit hat man Euch diese Brandmale beigebracht?«
    »Das sind keine Brandmale.« Er strich mit den Fingern über einige der verheilten Wunden. »Die Verletzungen stammen von Kupfernägeln.«
    Mary ließ die Phiole fallen, die sie in der Hand hatte, und sah zu, wie sie auf dem Steinboden hüpfte. Dankbar, dass sie nicht zerbrochen war, hob sie sie auf und untersuchte das Milchglas auf etwaige Sprünge. Es hatte den Sturz unbeschadet überstanden. Auf der einen Seite des Koffers befanden sich Schlaufen für zwölf Phiolen, auf der anderen Ablagen für Instrumente und ein Schubfach für Schürzen und gebrauchte Utensilien.
    »Sie haben

Weitere Kostenlose Bücher