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Geliebter Lord

Geliebter Lord

Titel: Geliebter Lord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Ranney
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weiter auf Muskelreaktionen. »Drückt meine Hand«, bat sie, doch seine Finger hatten keine Kraft.
    »Wenn Ihr Euren Arm nicht bald benutzt, werden die Muskeln verkümmern.« Mary verbarg ihre Sorge hinter einer gewollt ruhigen Stimme.
    »Und wie soll ich das machen?«
    »Ihr müsst üben«, erklärte sie ihm. »Auch wenn Euer Arm sich nicht aus eigener Kraft bewegen kann, wird es helfen, dass er nicht versteift.«
    Mary legte seinen Arm in ihren Schoß, wählte eine Phiole, tat sich daraus etwas auf die flache Hand und massierte die Salbe in Hamishs Haut ein, strich langsam von den Fingerspitzen den Arm empor.
    »Was ist das?«, fragte er verwundert. »Es fühlt ich gleichzeitig heiß und kalt an.«
    »Nelken, Gewürze und Kampfer in Schweinefett. Die Mischung regt die Durchblutung an.«
    Wieder dieses seltsame Halblächeln.
    »Ich wünschte, ich hätte Mr. Marshalls elektrische Maschine. Sie würde die Nerven in Eurem Arm bestimmt aufwecken.«
    Er zog eine Braue hoch. »Eine elektrische Maschine?«
    Sein Misstrauen machte sie lächeln. »Das Neueste – und ich interessiere mich sehr für Neuerungen. Was die Maschine bewirkt, weiß ich, wie sie funktioniert, leider nicht genau, obwohl ich alles gelesen habe, was er darüber geschrieben hat. Sie erzeugt eine sogenannte statische Elektrizität – viele kleine Blitze – mit der die erkrankten Stellen behandelt werden. So erregt sie Nerven und Muskeln. Mit einem solchen Apparat könnten wir den Zustand Eures Arms sicher verbessern.«
    »Also, ich weiß nicht …«
    »Es tut nicht weh«, beeilte sie sich ihm zu versichern. »Man soll nur ein leichtes Kribbeln spüren.«
    Er lachte freudlos auf. »Ich würde
überhaupt nichts
spüren, glaubt mir. Ihr müsst mir keine Hoffnungen machen. Ich habe mich an meine Behinderung gewöhnt.«
    »Ich hätte nicht gedacht, dass Ihr ein Mann seid, der sich selbst bemitleidet.«
    Er wollte etwas sagen, machte den Mund aber wieder zu. Gleich darauf öffnete er ihn jedoch wieder. »Ich bemitleide mich nicht selbst, Mrs. Gilly, aber ich sehe die Dinge, wie sie sind. Ich habe zwei gesunde Beine und einen gesunden Arm, und damit kann ich leben.«
    »Wie habt Ihr die Folterungen ertragen?« Das hatte sie eigentlich nicht fragen wollen, und schon gar nicht so unverblümt. Es war einfach aus ihr herausgesprudelt.
    Lange dachte sie, er würde nicht antworten, aber schließlich tat er es doch.
    »Ich habe eine gute Konstitution«, sagte er trocken. »Dank ihr hielt ich mehr aus, als ich gedacht hätte.«
    »Wart Ihr wütend?«
    Er war sichtlich überrascht.
    »Ich
wäre es gewesen. Ich glaube, Wut wäre das Einzige gewesen, was mich hätte durchhalten lassen.«
    »Ich war nicht wütend.« Nun war
sie
überrascht. »Ich lernte, mich von dem zu distanzieren, was mit mir geschah. Ich wurde erst wütend, nachdem ich entkommen war. Allerdings erwies sich das dann als höchst nachteilig, denn eigentlich brauchte ich meine Kraft zum Überleben, aber der größte Teil ging für die Wut drauf.«
    »Wie seid Ihr entkommen?«
    »Durch die Wüste, Richtung Indus, wo ich dann das Glück hatte, auf Brendan zu treffen, der den Fluss hinaufsegelte.«
    So hatte sie ihre Frage nicht gemeint, und sie vermutete, dass er das wusste.
    Ihre Blicke trafen sich, und plötzlich lächelte er. Ein charmanter Mann. Wie viele Frauen in wie vielen Seehäfen hatten wohl schon das Gleiche gedacht?
    Mary tauchte das Tuch ins warme Wasser, wrang das Leinen aus, legte es für einen Moment auf seinen Ellbogen und begann dann, etwas von der Salbe in die Haut zwischen Handgelenk und Ellbogen einzumassieren.
    »Es ist sehr wichtig, dass der Arm oft massiert wird«, erklärte sie. »Mindestens dreimal täglich, damit die Muskeln nicht erschlaffen.«
    »Jetzt weiß ich, warum Ihr eine so erfolgreiche Heilerin seid«, sagte er. »Ihr seid zu hartnäckig, um den Kampf gegen eine Krankheit zu verlieren.«
    Sie lächelte nur.
    »Wie seid Ihr von der Pflegerin Eurer Mutter zur Heilerin geworden?«
    »Ich stieß zufällig auf Matthew Marshalls Buch
The Primitive Physick,
und es faszinierte mich. Ich begann zu lernen und unternahm Selbstversuche und stellte mein erworbenes Wissen dann in den Dienst der Armen.«
    »Damit habt Ihr Euch bei den Ärzten in Inverness sicherlich unbeliebt gemacht.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Die kümmert es nicht. Keiner von ihnen will Patienten behandeln, die nicht bezahlen können. Aber ich muss mir nicht meinen Lebensunterhalt verdienen, und so helfe

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