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Geliebter Lord

Geliebter Lord

Titel: Geliebter Lord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Ranney
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soll ich den denn nach Hause bringen?«, fragte sie. »Tragen kann ich ihn nicht den ganzen Weg – er hackt!« Sie hatte den fraglichen Hahn beim Kragen gepackt und starrte ihn ängstlich an.
    »Mach nicht solches Wesen darum. Nimm ihn und sei froh, dass du was zu beißen bekommst.«
    Elspeth sagte aus dem Mundwinkel zu Brendan: »Das ist Betty, Marys Dienstmädchen.«
    Das hatte er sich schon gedacht, denn der Mann, der das Mädchen so angeherrscht hatte, war Charles Talbot. Jedes Mal, wenn Brendan ihn sah, fand er ihn unsympathischer.
    Elspeth trat vor und sagte zu dem Fleischer: »Ihr müsst den Vogel in einen Käfig stecken.« Sie erlöste Betty von dem Tier und hielt es ihm hin.
    Talbot sah aus, als wollte er protestieren, aber als Brendan ihn kühl musterte, sah er schweigend zu, wie der Fleischer mit dem Hahn nach hinten verschwand.
    Elspeth lächelte das Mädchen an. »Damit sollte das Problem gelöst sein, Betty.« Sie würdigte Talbot keines Blickes. »Wie kommst du denn zurecht, jetzt, da Mrs. Gilly nicht zu Hause ist?«
    »Es ist nicht einfach ohne sie, Miss.« Betty warf verstohlen einen Seitenblick zu Talbot, und Brendan fragte sich, was das Dienstmädchen wohl gesagt hätte, wenn Charles nicht dabei gewesen wäre.
    »Denke immer daran, dass Mrs. Gilly deine Herrin ist«, ermahnte Elspeth das Mädchen mit einem vielsagenden Blick zu Charles. »Auch wenn sie abwesend ist.«
    »Und das schon viel zu lange«, sagte Charles in schneidendem Ton. Dann wandte er sich Brendan zu: »Sagt mir, wird Euer Bruder nie genesen oder sterben?«
    Brendan war sprachlos. Elspeth legte die Hand auf seinen Arm, und er schaute auf sie hinunter und zwang sich zu einem Lächeln.
    »Mrs. Gilly benimmt sich nicht, wie es sich für eine anständige Witwe geziemt«, fuhr Charles fort. »Aber das hat sie ja noch nie getan.«
    Elspeth öffnete den Mund, um etwas zu ihm zu sagen, doch in diesem Moment nahm Charles den Käfig entgegen, den der Fleischer ihm reichte. Dann strebte er, gefolgt von Betty, dem Ausgang zu.
    Das junge Mädchen schaute sich um und konnte, bevor Talbot sie zur Tür hinauszerrte, gerade noch fragen: »Wisst Ihr, wann sie zurückkommt, Miss?«
    »Bestimmt bald«, antwortete Elspeth und warf Brendan einen Blick zu. Er widersprach nicht. Was sollte er sagen? Dass Mary bereits viel länger als nötig auf Castle Gloom weilte? Dass sie sich offenbar nicht darum scherte, ihren guten Ruf aufs Spiel zu setzen? Er hatte die Blicke gesehen, die Mary und Hamish wechselten, und es hatte ihn nicht im mindesten überrascht, als Hamish sie zu bleiben bat und sie zustimmte.
    »Charles gebärdet sich, als wäre Mary sein Mündel. Er missbilligt, dass sie Kranke behandelt, insbesondere solche, die nichts bezahlen können. Es erstaunt mich, dass er trotz allem, was er an ihr zu bemängeln findet, bei ihr wohnen bleibt.«
    »Wollen wir uns an einem der nächsten Tage die Delphine ansehen?«, wechselte Brendan das Thema. Er war nicht bereit, sich durch Charles Talbot den restlichen Tag verderben zu lassen. Oder durch eine weitere Diskussion über Mary und Hamish. Marys Ansehen litt mit jedem Tag Abwesenheit mehr, und er fragte sich, wann den beiden das wohl klarwürde.
    »Woher wisst Ihr denn von den Delphinen?«, fragte Elspeth lächelnd. Offenbar gefiel ihr der Vorschlag.
    »Ich habe gehört, dass man sie am Moray Firth sehen kann.«
    Sie nickte. »Mutter wird sich freuen. Das ist eines ihrer bevorzugten Ausflugsziele.«
    Eines Tages, dachte Brendan, würde ihm vielleicht gestattet, ohne die Familie mit Elspeth zusammen zu sein. Dann wurde ihm bewusst, dass er im Moment tatsächlich allein mit ihr war. Augenblicklich verbannte er Betty, Mary, Hamish und alles andere aus seinen Gedanken.
     
    »Ich bin nicht Mrs. Gilly, weißt du«, sagte Charles zu Betty, als sie zu Hause ankamen. »Ich halte dich weder für niedlich noch für intelligent und bin auch nicht der Meinung, dass man dich verhätscheln muss. Du wirst lernen müssen, dass hier jetzt ein anderer Wind weht. Oder soll ich dich beim Ohr nehmen und auf die Straße setzen?«
    Endlich schenkte sie ihm ihre Aufmerksamkeit.
    »Ich wollte nur höflich sein, Sir«, sagte sie.
    Er verstärkte seinen Griff um den Oberarm des Mädchens. »Du redest nur, wenn ich dir die Erlaubnis dazu erteile.«
    Wut stieg in ihm auf. Er packte die Türklinke so fest, dass sich das Muster in seine Hand grub. Sie betraten das Haus, und er schleuderte seinen Hut Richtung Garderobenständer. Da der

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