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Geliebter Lord

Geliebter Lord

Titel: Geliebter Lord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Ranney
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Schwung zu groß war, segelte das gute Stück übers Ziel hinaus und landete auf dem Boden, doch das nahm Charles ebenso wenig wahr wie, dass Betty sofort hinstürzte, den Hut aufhob und abbürstete.
    Talbot hatte aus der Unterhaltung von Elspeth und diesem MacRae einen Satz herausgehört, in dem es um
ihn
gegangen sein könnte.
Ist sie in ihn verliebt?
    Betty legte den Hut vorsichtig auf das Sideboard und sagte: »Ich wollte Euch nicht erzürnen, Herr.« An der Tür drehte sie sich um und schaute ihm geradewegs in die Augen. »Miss Grant sagte, ich soll daran denken, dass Mrs. Gilly meine Arbeitgeberin ist. Mit allem gebotenen Respekt, Sir, aber ich glaube, ich bin nicht die Einzige, die das vergessen hat.«
    Charles starrte erbost auf die Tür, die sich leise hinter ihr geschlossen hatte. Er sollte dieses vorlaute Ding endlich hinauswerfen. Wenn Mary nicht so vernarrt in das Mädchen wäre, hätte er es längst getan.
    Er blickte sich in der Diele des Hauses um, das er inzwischen als das seine ansah.
    Mary durfte ihm das nicht antun. Nicht nach all der Zeit. Nicht, nachdem er so geduldig gewartet hatte. Seine Wut war wie geschmolzenes Gold, füllte jede Vertiefung seiner Persönlichkeit aus, machte bisher verborgene Unvollkommenheiten sichtbar.
    Charles erkannte, dass er jetzt fähig war, Mary zu hassen.

Kapitel 15
    M ary lächelte Hamish an. Der Feuerschein ließ ihre Haut golden schimmern und ihre Augen blitzen.
    Hamish fuhr fort, an einem langen Ast herumzuschnitzen. Am Nachmittag hatte er ihn in einen Eimer Wasser gesteckt, damit er sich vollsog, dann hatte er die Rinde abgeschält, und nun spitzte er ihn an.
    »Wofür ist der Stock?«, fragte sie.
    »Um die Fische aufzuspießen, die ich heute früh gefangen habe.« Er ließ seinen Worten die Tat folgen, durchbohrte die beiden Fische und legte sie ins Feuer.
    »Das Küchenfeuer ist größer«, meinte sie.
    »Da hast du recht, aber ich bin lieber hier im Turm, und dieses genügt allemal für unseren Zweck.«
    »Kann ich dir wirklich nichts helfen?«
    »Es ist nur fair, wenn ich wenigstens einmal koche. Du bist nicht hier, um mich zu bedienen, Mary. Nimm es als Belohnung dafür, dass du die Wäsche gewaschen hast.«
    »Aber du hast Feuer gemacht, den Wasserkessel getragen und die Eimer ausgeleert.«
    Er nickte.
    »Ich wusste gar nicht, dass du kochen kannst.«
    »Unsere Mutter erzog uns zur Selbständigkeit, und dazu gehörte auch, uns die Grundregeln beizubringen, damit wir nicht irgendwann hungers sterben müssten.«
    »Wie viele MacRae-Kinder seid ihr?«
    »Fünf Brüder.«
    »Ähnelt ihr euch?«
    »Nein. Jeder von uns ist anders. Mein Bruder Alisdair ist der älteste, dann kommt James. Ich bin der mittlere, der nächstjüngere ist Brendan.«
    »Und wie heißt der jüngste Bruder?«
    »Douglas.«
    »Alisdair kenne ich – und auch seine Frau Iseabal«, sagte Mary zu seiner Überraschung. »Gordon hat in den letzten fünf Jahren einige Auftragsarbeiten für sie angefertigt. Aber James habe ich nie kennengelernt.«
    »Er lebt nicht auf Gilmuir«, erklärte Hamish. »Seine Wahlheimat ist ein Dorf namens Ayleshire. Er ist Bauer geworden, was uns alle erstaunt hat.«
    »Und Douglas?«
    »Er war in Frankreich auf der Schule. Brendan erzählte mir, dass unser Vater ihn nach Hause zurückgerufen hat. Douglas hatte offenbar seine Liebe zu Paris entdeckt, doch unsere Eltern hielten es angesichts der politischen Lage für gefährlich, ihn dortzulassen.«
    Mary nickte. »Die Forderung nach Wiederberufung der Generalstände. – Warum bist du denn so verblüfft?«, sprach sie ihn auf seinen Gesichtsausdruck an.
    »Ich kenne nicht viele Frauen, die so versiert in Politik sind.«
    »Dann solltest du deinen weiblichen Bekanntenkreis erweitern«, meinte sie trocken. »Viele von uns interessieren sich für die Vorgänge auf dem Kontinent. Aus vielerlei Gründen, nicht zuletzt des Goldpreises wegen.«
    Er lächelte. Es war nicht nur die Romantik der Rebellion, die sie interessierte, sondern auch der kaufmännische Aspekt. Mit ihrem Geschäftssinn war sie eine Frau nach seinem Geschmack. Die derzeitige politische Situation machte den Schiffseignern schwer zu schaffen. Es wurde zunehmend schwieriger für sie, sich ihren Lebensunterhalt zu verdienen, wenn die handeltreibenden Länder sich ewig im Krieg miteinander befanden. Nicht selten gerieten unter neutraler Flagge fahrende Schiffe zwischen die Fronten.
    »Wie lange ist es her, dass du deine Familie gesehen

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