Geliebter Lord
Verstand verloren? Wie kannst du es wagen, in diesem Moment meinen Ehemann zu erwähnen?«
»Ich gebe zu, dass es unklug war.«
Er stand auf und knöpfte seine Hose zu.
»War er denn ein Heiliger, dass dich das derart erzürnt?«
Sie verschränkte die Arme und senkte den Blick.
»Was ist mit dir, Mary?«, fragte er besorgt, denn sie sah aus, als würde sie gleich zu weinen anfangen.
»Nichts.«
»Wohl kaum.« Er ging zu ihr und hob ihr Kinn an, bis sie seinem Blick begegnete. »Sag’s mir.«
»Ein Befehl, den ich befolgen muss, Hamish?« Sie entzog sich seinem Griff, indem sie entlang der Wand nach links auswich.
»Bitte.«
Sie schaute ihn lange an, und er hatte das Gefühl, als dringe sie in staubige Gewölbe vor, in deren dunkle Winkel sie besser nicht blicken sollte. Außer sie hatte er bisher nur Gott um etwas gebeten, und der hatte nie reagiert. Hamish könnte es nicht ertragen, wenn sie sich ebenso ablehnend zeigte.
»Ich hätte ihn mehr lieben sollen«, sagte sie so zögernd und widerstrebend, dass er versucht war, ihr einen Finger auf die Lippen zu drücken, um ihr das Geständnis zu ersparen.
»Ich glaube nicht, dass ein Mann mehr geliebt werden könnte, als du ihn geliebt hast«, erwiderte er. »Du sprichst stets voller Zuneigung über ihn.«
»Ich respektierte ihn.« Sie starrte an ihm vorbei ins Leere. »Ich mochte ihn – aber nie empfand ich die Leidenschaft für ihn, die ich für dich empfinde.« Ihr Blick kehrte zu ihm zurück. »Damit habe ich dir eine Waffe in die Hand gegeben, Hamish. Verwende sie gegen mich, wie immer du willst.«
»Weißt du, warum ich dir beiwohnen wollte, Mary?«
Sie schüttelte den Kopf.
»Um zu vergessen. Um Gedanken und Erinnerungen unter Lust zu begraben.«
»Und – ist es dir gelungen?«
»So gut, dass ich süchtig danach werden könnte.« Mit diesem Geständnis hatte er
ihr
eine Waffe gegen sich in die Hand gegeben und so ein Patt geschaffen.
»Dann könnte meine Grabinschrift lauten: ›Hier ruht Mary Gilly, das Opfer ihrer Sünden.‹«
»Vielleicht sollten wir uns Seite an Seite beerdigen lassen, zwei Ausgestoßene auf demselben Friedhof. Die Leute werden über unsere Gräber spazieren und im Flüsterton über unsere Dekadenz lästern. Er war ein Schurke, werden sie sagen, und sie war ein schamloses Weib.«
Da, sie lächelte. Das war genug Lohn für seine Bemühung.
»Soll ich dir erzählen, was für ein Schurke ich in Wahrheit bin?« Er nahm ihre Hand, hob sie an die Lippen und küsste nacheinander die Fingerspitzen. Mary hatte talentierte Hände, weich und zart und fähig, großen Genuss zu bereiten.
Er presste ihre Hand auf die ungeduldig gegen den Stoff seiner Hose drängende Erektion.
»Mach mich vergessen, Mary. Tust du das?«
Sie wurde ernst. »Ich glaube, es wäre klüger, wenn ich nach Inverness zurückkehrte.«
Es war, als hätte sie seine Gedanken gelesen. Vielleicht tat sie das ja.
Plötzlich hatte er keine Lust mehr zu sprechen, sehnte sich nach dem Trost, den sie ihm mit ihrer Leidenschaft spendete.
Er drückte ihre Hand noch fester auf sein Glied. Mary knöpfte die Hose auf, und er seufzte beinahe vor Erleichterung, als sie ihn berührte.
Sie führte ihn zum Bett und zog in einer fließenden Bewegung ihr Unterkleid über den Kopf, während Hamish sich in fieberhafter Eile entkleidete. Diesmal ließ sie die Strümpfe an, kniete sich über ihn, umfasste seine Männlichkeit und reizte ihn, indem sie die Spitze an ihrer heißen, feuchten Pforte hin und her gleiten ließ. Schließlich führte sie ihn in sich ein, beugte sich vor und stützte sich rechts und links von ihm auf die Pritsche.
Irgendwann richtete sie sich auf und verschränkte die Hände hinter dem Rücken, wodurch ihre Brüste vorsprangen. Hamish liebkoste nacheinander die Knospen, während Mary sich langsam auf und ab und seitwärts bewegte. Sie ritt ihn, und er ließ sie nach ihrem Willen mit ihm verfahren.
In Indien hatte sein Körper versagt, als er Kraft brauchte, und sein Verstand ihm Alpträume bescherte, in denen er seine eigenen Schreie nachhallen hörte. Schließlich hatte er Gott im Stillen angefleht, ein Ende zu machen, seine Folterer ihn töten zu lassen. Er hatte sich danach gesehnt zu sterben.
Jetzt jedoch schwelgte er förmlich darin zu leben, in diesem Moment, in der schieren Freude, all die verschiedenen Gefühle empfinden zu können, die seinen Körper durchfluteten. Doch am Ende war ihm beinahe, als stürbe er. Vor Glückseligkeit. Er hörte
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