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Geliebter Lord

Geliebter Lord

Titel: Geliebter Lord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Ranney
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sollen, gegen ihn selbst gerichtet war, sondern nach außen. Er war wütend auf jeden anständigen Menschen, den er kannte, sogar auf die Mitglieder seiner Familie. Seine Brüder wären lieber gestorben, als zu tun, was er in der Wüste getan hatte. Jeder von ihnen hätte an seinen Prinzipien festgehalten, an seiner Ehre und seinem Anstand.
    Aber er, Hamish, hatte stattdessen das Leben gewählt und dafür jede Hoffnung auf Seelenfrieden oder ein reines Gewissen hingegeben. Er wollte atmen, sein Herz schlagen fühlen, wissen, dass aller Voraussicht nach noch Jahre vor ihm lagen. Er wollte Zukunfstpläne schmieden, ein Kind zeugen, sich altern spüren. Er wollte die Gesichter seiner Lieben sehen, die Sonnenuntergänge zählen, auf die Jagd gehen, und diese schlichten Wünsche hatten ihn befähigt durchzuhalten, als es einfacher gewesen wäre aufzugeben. Oft wollte er sich einfach in den Sand sinken und die Sonne das Leben aus ihm herausbrennen lassen. Aber er war weitergegangen, hatte unermüdlich Fuß vor Fuß gesetzt.
    Und er wusste, dass er, noch einmal vor die Wahl gestellt, trotz all der Erinnerungen und der Schuld, die er bis an sein Lebensende mit sich herumschleppen würde, wieder die gleiche Entscheidung träfe.
    Plötzlich wollte er nicht mehr essen oder reden. Er wollte vergessen, und das konnte er nur mit Marys Hilfe. Wenn er sie küsste, schwieg sein Gewissen. Von Selbstsucht getrieben, streckte er die Arme nach ihr aus. Sie folgte seiner stummen Aufforderung, ohne zu zögern, und lächelte ihn so verständnisvoll an, dass er ihr beinahe alles erzählt hätte. Er legte den Arm um ihre Taille, schloss die Augen und drückte das Gesicht an ihr Mieder, war versucht, ihr zu offenbaren, was er weder Brendan noch denen offenbart hatte, die ihn nach seinem Marsch durch die Wüste wieder auf die Beine halfen. Nur Gott wusste davon, und Er sprach nicht darüber, weder mit ihm, noch mit der Welt. Unerträglicherweise musste er, Hamish, die Last des Geheimnisses allein tragen.
    Mit fliegenden Fingern befreite er seine Erektion, holte Mary auf seinen Schoß und stieß in sie hinein.
    Ein kleiner Schmerzenslaut von ihr zeigte ihm, dass etwas nicht stimmte. »Verzeih mir«, bat er heiser. »Verzeih mir.« Unter Aufbietung aller Willenskraft zog er sich aus ihr zurück. »Habe ich dir weh getan?«, flüsterte er und bedeckte Marys Gesicht mit kleinen Küssen. »Bitte sag es mir – habe ich dir weh getan?«
    Er war beinahe von Sinnen vor Verlangen, doch jetzt wurde es von Panik überlagert, die sich auf seinen Körper übertrug. Er nestelte an der Schnürung von Marys Mieder und fragte sich, wann er das Gefühl in seinen Fingerspitzen eingebüßt hatte oder wann sie so ungeschickt geworden waren. Und wieder verwünschte er seinen nutzlosen linken Arm. Zorn loderte in ihm auf.
    Er hätte Mary so gerne den Hamish aus der Zeit vor Indien präsentiert: selbstbewusst, fröhlich, attraktiv – und unversehrt. Wie sollte er den Mann akzeptieren, der er jetzt war, voller Narben an Leib und Seele, mit Sünden beladen und von Dämonen besessen?
    Endlich war das Mieder offen. Eine nie zuvor empfundene, fieberhafte Sehnsucht danach, Mary zu berühren, hatte von ihm Besitz ergriffen. Bisher hatte er immer das Gefühl gehabt, bei ihr Frieden finden zu können, eine vorübergehende Befreiung von der hartnäckigen Stimme seines Gewissens, doch jetzt war Mary der Grund für seine Verzweiflung.
    »Verzeih mir.« Er umfasste ihre Brust und küsste sie zärtlich. »Verzeih mir«, murmelte er und streute mit dem Mund reuevoll kleine Küsse auf den Weg von ihren Brüsten zu ihrem Schlüsselbein.
    Sie nahm seinen Kopf in die Hände, hob sein Gesicht an und küsste seine Lippen, seine Wangen, sein Kinn. »Es ist alles gut, Hamish.« Liebe Worte, die ihn jedoch nicht von seiner Zerknirschung befreiten.
    Er zwang sich, langsam zu atmen, sog Marys Duft ein. Sie roch nach Kampfer und der Seife, mit der sie vorhin die Wäsche gewaschen hatte. Alltägliche Gerüche, aber durch sie wurden sie zu einer berauschenden Mischung.
    Er legte die Hand unter eine ihrer Brüste und hob sie an die Lippen, ließ seine Zunge mit der Spitze spielen und begann dann, daran zu saugen. Mary streichelte seine Wange und strich mit den Fingern der zweiten Hand zärtlich an seinem Nacken auf und ab.
    Hamish wandte sich der anderen Brust zu. Er wollte Mary zeigen, dass es ihm fernlag, ihr weh zu tun. Er war ungestüm gewesen und hatte das Bedürfnis, es wiedergutzumachen,

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