Geliebter Normanne
und erst recht keine Frau, so zu ihm gesprochen, und er glaubte, aufgrund seiner mangelnden Sprachkenntnisse Hayla sicherlich falsch verstanden zu haben.
Hayla, die merkte, dass sie zu weit gegangen war, beeilte sich zu versichern: »Verzeiht, Herr, aber ich wollte damit nicht sagen, dass Ihr sonst … also, ich meine, ein angenehm duftendes Bad tut Euch sicher gut.«
Bosgard schüttelte verwundert den Kopf, ihm fiel keine Erwiderung ein, darum prüfte er mit der Hand die Wärme des Wassers. Es war heiß, aber nicht zu heiß, und der Duft war gar nicht mehr so aufdringlich. Er nestelte die Bänder an seiner Tunika auf, und Hayla schlich zur Tür. Als sie die Hand bereits auf der Klinke hatte, rief Bosgard: »Halt, Mädchen, du bleibst hier und bist mir behilflich!«
»Auf keinen Fall!« Haylas Protest kam, ohne nachzudenken. »Was denkt Ihr, was ich bin!«
Bosgard grinste und streifte die Tunika über den Kopf.
»Meine persönliche Magd, ich dachte, das wäre klar, und darum bleibst du hier und hilfst mir. Und nun möchte ich keinen Widerspruch mehr hören.«
Hayla presste die Zähne zusammen. Bosgard de Briscaut war kein bisschen besser als Ralph Clemency. An die Wand gelehnt, musste sie mit ansehen, wie Bosgard sein leinenes Unterhemd über den Kopf streifte und seine muskulöse Brust entblößte. Nackt wirkten seine Schultern noch breiter, als unter der Kleidung zu vermuten war, und seine Haut hatte einen hellen bronzenen Schimmer. Hayla konnte ihren Blick nicht von seinem haarlosen und perfekt geformten Oberkörper lösen, so entging es ihr, wie Bosgard das Beinkleid abstreifte und achtlos in eine Ecke warf. Als Hayla seine Nacktheit wahrnahm, rief sie: »Oh!«, errötete und wandte sich rasch ab. In ihrem Rücken hörte sie Bosgard lachen, als er in das Wasser stieg.
»Du kannst dich wieder umdrehen, Mädchen, und mir den Rücken waschen. Aber kräftig schrubben, hörst du?«
Zögernd näherte Hayla sich dem Badenden. Der Zuber war hoch genug gefüllt, um Bosgard bis über den Bauchnabel mit Wasser zu bedecken, trotzdem versuchte Hayla, ihn nicht anzustarren, als sie nach der Bürste griff und hinter ihn trat. Ihre ersten Bürstenstriche waren zaghaft, und erst als Bosgard sie aufforderte, kräftiger zu reiben, wagte sie, seinen Rücken näher zu betrachten. Eine lange, aber gut verheilte Narbe zog sich unterhalb des rechten Schulterblatts bis zur Wirbelsäule, und an seinem Oberarm erkannte Hayla ein Muttermal in Form eines Kleeblattes. Bosgard räkelte sich im warmen Wasser und gab einen wohligen Laut von sich. Plötzlich merkte Hayla, wie wenig widerwärtig ihr das Schrubben seines Rückens war. Im Gegenteil, sie genoss es, dieses perfekte Zusammenspiel verschiedener Muskeln berühren zu können – auch wenn es nur mit einer Bürste war.
»Du machst das gut, Mädchen.« Bosgard schloss die Augen. »Ich hätte dich schon früher in meine Kammer holen sollen.«
Diese Bemerkung ließ Hayla zusammenzucken, denn in ihren Ohren klang dies, als wäre sie seine Hure, auch wenn er ihr bisher nicht nahegetreten war. Selbst wenn sie sich sagte, dass diese Formulierung nur von seiner fehlerhaften englischen Sprache herrührte, übertrug sich ihr Zorn auf die Bürste, und sie fuhr ihm mit all ihrer Kraft über die Haut. Bosgard stöhnte und drehte den Kopf zur Seite.
»Was soll das, Mädchen? Willst du mir die Haut in Fetzen abziehen?«
Ein kleines Teufelchen ritt Hayla, als sie antwortete: »Genau das sollte man mit allen Normannen machen.«
Seine Finger griffen nach ihrem Handgelenk, und die Bürste fiel ins Wasser. Bosgard zog die wehrlose Hayla so dicht an sich heran, dass ihre Nasenspitzen nur noch eine Handbreit voneinander entfernt waren.
»Du hast großen Mut, solche Worte zu äußern.«
Hayla hielt seinem bohrenden Blick stand, obwohl ihr Herz heftig gegen die Rippen pochte. Unerschrocken antwortete sie: »Wir waren ein freies Volk, bevor dieser normannische Bastard kam und uns zu Sklaven machte. Der Anspruch des Herzogs auf die englische Krone ist mehr als fragwürdig und basiert lediglich auf einer Behauptung seinerseits, für die es keine Beweise gibt. Aufrechte, treue und tapfere Männer haben dafür sterben müssen und werden weiterhin ihr Leben lassen. Bosgard de Briscaut, sagt selbst: Ist ein Stück Land das wert?«
Im ersten Moment verschlug es Bosgard die Sprache – etwas, das nur selten geschah. Hayla hatte mit so viel Feuer und Leidenschaft gesprochen und sich dabei gewählter
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