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Geliebter Normanne

Geliebter Normanne

Titel: Geliebter Normanne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michéle
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drei Fenster – so groß, dass Haylas Körper mühelos durchpassen würde – ließen die letzten Strahlen der untergehenden Sonne in die Kammer herein. Zögernd näherte sich Hayla den neuen Fenstern und streckte langsam ihre Hand aus. Sie fühlte glattes und kühles Glas unter ihren Fingern. Glasscheiben! Welch eine Pracht!, dachte sie, und wie teuer dies gewesen sein musste. Andererseits handelte es sich um den Wohnraum des Besitzers von Penderroc Castle, und zu Bosgard de Briscaut gehörte einfach ein gewisser Luxus. Er konnte ja schlecht wie ein einfacher Bauer in einer armseligen Hütte hausen. Hayla bemerkte an der gegenüberliegenden Seite den neuen Kamin. Verschwunden war die offene Feuerstelle, an ihrer Stelle war ein kleiner, fast mannshoher Raum entstanden. Als Hayla in diesen trat und nach oben blickte, konnte sie den Himmel sehen. Wenn hier ein Feuer brannte, so konnte der Rauch direkt ins Freie abziehen und schwärzte nicht mehr den ganzen Raum.
    »Gefällt es dir?« Als sie die Stimme hörte, zuckte Hayla heftig zusammen und stieß sich vor Schreck die Stirn an der Innenseite des Rauchabzugs an. Bosgard de Briscaut lachte und betrachtete die wohlgeformten Beine der Person, die in seinem Kamin steckte. »Möchtest du da nicht herauskommen, damit ich sehen kann, wer in meiner Kammer herumschleicht?«
    Bosgards Englisch war beinahe perfekt, aber von einem harten Akzent gefärbt. Verlegen trat Hayla aus dem Kamin und senkte den Kopf.
    »Verzeiht, Herr, ich wollte nur einmal sehen …« Sie errötete und geriet ins Stottern. »Ich meine … die Fenster, die Glasscheiben und der Kamin … Ich wollte nichts stehlen …«
    Bosgard betrachtete das Mädchen wohlgefällig. Obwohl sie über und über mit Ruß bedeckt war und auch ein wenig nach Schweinestall roch, freute er sich, sie zu sehen.
    »Ich habe nicht angenommen, dass du mit unehrenhaften Absichten in meine Kammer gekommen bist, Hayla. In der Normandie haben wir diese Art von Feuerstellen schon seit Jahrzehnten, und Glasscheiben in den Fensteröffnungen bieten doch mehr Schutz vor Kälte und Nässe als geschabte Tierhäute oder gar Felle.«
    »Ja, aber Glas ist furchtbar teuer«, platzte Hayla heraus.
    Bosgard sah sie erstaunt an, dann zog er eine Augenbraue hoch und lächelte.
    »Damit hast du ohne Zweifel recht, Mädchen, aber Penderroc Castle ist es wert, in seinen Ausbau zu investieren, um es wohnlicher zu gestalten. Allerdings werde ich nicht alle Räume mit Fensterscheiben ausstatten können, dazu reichen meine Mittel leider nicht aus, jedenfalls zurzeit nicht.«
    Hayla wunderte sich, wie offen und freundlich er mit ihr sprach, dennoch blieb sie misstrauisch und verschränkte abwehrend die Arme vor der Brust.
    »Bitte, verzeiht mein Eindringen. Es wird nicht wieder vorkommen«, sagte sie leise und wollte an ihm vorbei zur Tür gehen, aber er trat ihr in den Weg.
    »Wer bist du, Hayla?«
    Die Frage kam so unerwartet, dass Hayla überrascht den Kopf hob und Bosgard erstaunt in die Augen blickte.
    »Wie meint Ihr das, Herr?«
    »Nun, du bist so« – Bosgard suchte nach den richtigen Worten – »anders als die Mägde, mit denen ich es bisher zu tun hatte.«
    Hayla versuchte, ruhig zu atmen und sich ihre Anspannung nicht anmerken zu lassen.
    »Vielleicht unterscheiden sich angelsächsische Mägde von den normannischen?«
    Er lachte laut und rief: »Genau das meine ich, Mädchen. Weder eine Magd aus meiner Heimat noch eine von hier hätte mir eine solche Antwort gegeben. Überhaupt drückst du dich wesentlich gewählter aus, als man es von einer Magd, die die Schweine füttert, erwartet. Sag mir, wie lange lebst du schon in dieser Burg? Bist du hier geboren, und wer sind deine Eltern?«
    Hayla wurde wegen seiner Fragen immer verwirrter. Sie entschloss sich, ihm die halbe Wahrheit zu sagen.
    »Ich lebe erst seit der … Eroberung unseres Landes auf Penderroc Castle, Herr. Meine Familie stammt aus dem Osten, aber mein Vater starb in der Schlacht, und ich musste in den Westen flüchten. Meine Mutter ist schon lange tot.«
    »Dann war dein Vater kein einfacher Mann oder gar ein Leibeigener?«
    Hayla schüttelte den Kopf. Sie spürte, es hatte keinen Sinn, Bosgard de Briscaut etwas vorzumachen.
    »Nein, mein Vater war ein freier Mann, und er diente einem aufrichtigen angelsächsischen Herrn.«
    »Und für dich gab es keine andere Wahl, als Magd zu werden?« Hayla wünschte sich, Bosgard würde mit der Befragung aufhören, aber so leicht ließ er

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