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Geliebter Normanne

Geliebter Normanne

Titel: Geliebter Normanne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michéle
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ausgedrückt als die meisten seiner Männer. Doch nicht nur ihre Wortwahl verwirrte Bosgard. Ihr Gesichtsausdruck und ihre ganze Haltung strahlten Stolz und eine so große Entschlossenheit aus, wie er es bisher nur selten bei anderen Menschen gesehen hatte. Fast schien es ihm, als habe das Mädchen vor nichts und niemandem Angst.
    »Ich könnte dich für deine Anschuldigungen und Bemerkungen auspeitschen, wenn nicht sogar töten lassen …«, murmelte er und konnte dabei seinen Blick nicht von ihren veilchenblauen Augen lösen, die ihm wie ein tiefer, ruhiger See schienen, in dem er zu versinken drohte.
    Hayla schluckte trocken, und ihr Pulsschlag drohte ihre Adern zu sprengen. Es war jedoch nicht Bosgards Drohung, die ihr Herz höher schlagen ließ, sondern seine körperliche Nähe. Nie zuvor hatte sie eine derart starke männliche Ausstrahlung erlebt, und bei dem Gedanken, dass er nackt, wie Gott ihn geschaffen hatte, vor ihr saß, spürte sie eine unerklärliche feuchte Wärme in ihrem Schoß, über die sie weniger erschrocken als beglückt war. Obwohl Hayla allen Grund hatte, sich vor Bosgard zu fürchten, wünschte sie sich, er möge ihre Hand niemals wieder loslassen. Wie gebannt hing ihr Blick an seinen vollen Lippen, zwischen denen sie seine rosige Zungenspitze erkennen konnte. Wie es wohl wäre, von diesem Mund geküsst zu werden, schoss es ihr durch den Kopf, und unwillkürlich öffneten sich erwartungsvoll ihre Lippen. Als könnte Bosgard ihre Gedanken lesen, streichelte er mit einem Finger leicht über ihre Wange, ließ seine Hand in ihrem Nacken verweilen, und dann senkte sich sein Mund auf den ihren. Ein Stöhnen entrang sich Bosgards Kehle, als er die weiche rote Süße kostete und merkte, wie sich Haylas Lippen öffneten. Seine Männlichkeit schoss steil in die Höhe, und die pralle Spitze ragte aus dem Wasser. Aber gerade als er mit der freien Hand Haylas Kopf umschließen und sie dichter an sich ziehen wollte, öffnete sich mit einem Poltern die Tür.
    »Bosgard, ich muss dringend … Oh!«
    Abrupt ließ Bosgard Hayla los und zischte: »Was, zum Teufel … Ralph, kannst du nicht anklopfen?«
    Mit einem Blick erfasste Ralph Clemency die Situation. Ein verschlagenes Grinsen verzog seine Lippen, und er bemerkte voller Hohn: »Ich verstehe, mein Freund. Mir und den Männern predigst du seit Monaten, wir sollen die Finger von dem Mädchen lassen, aber für dich gilt das selbstverständlich nicht. Warum auch? Du bist der Herr und kannst dir jede, die dir gefällt, in dein Bett holen.« Ralphs abschätzender Blick glitt über Hayla, die mit feuerrotem Kopf in eine Zimmerecke zurückgewichen war. »Ich wusste vom ersten Tag an, dass du eine kleine Hure bist. Ich war dir nicht fein und reich genug, du hast lieber auf den Herrn gewartet.« Ralph spie verächtlich vor Hayla aus, dann wandte er sich Bosgard zu. »Wenn du dich wieder unter Kontrolle hast, muss ich mit dir sprechen. Es hat den Anschein, als gebe es in der Burg einen Dieb, aber dazu später mehr, wenn deine Gefühle abgekühlt sind.«
    Mit zornig aufeinandergepressten Lippen polterte Ralph zur Tür hinaus und schlug diese krachend hinter sich ins Schloss. Bosgard tauchte für einen Augenblick in das inzwischen abgekühlte Wasser, um einen klaren Kopf zu bekommen, dann sagte er zu Hayla: »Du kannst gehen, Mädchen. Ich brauche dich heute nicht mehr.«
    Ohne noch einen Blick auf Bosgard zu werfen, flüchtete Hayla aus der Kammer. Sie rannte die Treppe hinunter, gelangte ungehindert ins Freie, und erst hinter einem der Lagerhäuser, wo sich keine Menschenseele befand, ließ sie sich auf die Knie sinken und schlug die Hände vors Gesicht. Was hatte sie nur getan? Was
hätte
sie getan, wenn Ralph nicht gekommen wäre? Sie schämte sich entsetzlich, aber noch beschämender als die Erinnerung, dass sie ihren Feind geküsst hatte, war die Tatsache, dass sie es genossen hatte und dass ihr Körper nach mehr verlangte. Hayla hatte eine ungefähre Vorstellung davon, was geschehen wäre, wenn Ralph nicht gestört hätte. Anstatt darüber entsetzt, wenn nicht sogar angeekelt zu sein, pochte es in ihrem Körper vor Verlangen nach den Berührungen Bosgard de Briscauts. Ungeachtet des Sturms der Gefühle, die bereits sein Anblick in Hayla auslöste, zwang sie sich dazu, daran zu denken, dass er ein Feind, ein Kämpfer und skrupelloser Eroberer war und dass durch seine Hand aufrechte Angelsachsen zu Tode gekommen waren. Auch wenn William, der Eroberer, nun der

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