Geliebter Pirat: Sie hatte der Liebe entsagt - doch er eroberte sie im Sturm (German Edition)
vermeiden, nach unten gehen und die Herzlichkeit und Wärme genießen. Diana würde ihn mit ihren graublauen Augen anfunkeln, und er würde das Feuer in seinem Herzen spüren. Aber er hatte dies hier schon zu lange aufgeschoben.
Er öffnete die gefürchtete Tür und trat ein.
Der Raum lag zum Innenhof hinaus, und durch eine doppelte Glastür gelangte man auf einen kleinen Balkon. Die Wände waren hellgrün gestrichen, die Zierleisten zeigten ein Relief von klassisch griechischen Gestalten bei der Feldarbeit.
Auf dem Bett lag eine elfenbeinfarbene Tagesdecke, die zu den Vorhängen passte. Den Boden bedeckte ein kostbarer orientalischer Teppich. Der Raum war elegant, peinlichst sauber und vollkommen anonym.
»Honoria!«, stieß James hervor. Dann ließ seine Stimme die Wände erbeben. »HONORIA!«
Er hörte ihre Stimme von unten. »Verzeihung«, sagte sie mit angestrengter Höflichkeit, dann huschten ihre Schritte über die Treppenstufen.
James wartete in der Mitte des Zimmers auf sie. Honoria blieb an der Schwelle stehen. Ihr Blick war kühl, und sie fragte ihn weder, warum er sie gerufen hatte, noch maßregelte sie ihn wegen seiner Unhöflichkeit.
»Was hast du getan?«, fuhr er sie an.
»Ich fand, wir benötigten noch ein weiteres Gästezimmer. Die anderen sind recht klein.«
Er fegte eine zierliche Porzellanfigur von der Kommode. Sie zerschellte auf dem Boden. »Ein Gästezimmer für wen? Wie viele Gäste hast du denn in meiner Abwesenheit empfangen?«
»Kaum einen. Ich verbringe sogar Weihnachten allein, es sei denn, Freunde erbarmen sich meiner und laden mich zu sich ein.«
Er war zu wütend, um sich von ihr Schuldgefühle einreden zu lassen. Er hatte mehrmals versucht, Weihnachten mit ihr zu feiern, und jedes Mal hatte es nur in hitzigen Streitereien geendet. Wahrscheinlich hatte sie sich mit ihren mitfühlenden Freunden weit besser amüsiert.
»Was hast du mit seinen Sachen gemacht?«, fragte er gepresst.
»Ich habe sie in die Dachkammer bringen lassen. Keine Sorge, James, ich habe sie nicht etwa verkauft oder sonst etwas damit gemacht.«
»Du hast sie einfach wegstellen lassen? Warum hast du nicht meine Sachen weggepackt, wenn du noch ein Gästezimmer brauchtest? Du weißt genau, dass mir das vollkommen gleichgültig gewesen wäre!«
»Weil es wahrscheinlicher war, dass du noch einmal nach Hause kommst.«
Sie maßen sich mit Blicken. Vor dem Fenster summten die Bienen um die Blumen, und aus dem Erdgeschoss drang Isabeaus Lachen zu ihnen herauf.
»Du hast also alles weggeschafft«, meinte James schließlich. »Alles, was uns von ihm geblieben ist. Ich weiß, dass die Erinnerung wehtut. Warum, glaubst du wohl, bin ich so lange weggeblieben? Aber ich hätte nie erwartet, dass du ihn vollkommen auslöschst!«
Honoria fuhr mit geballten Fäusten zu ihm herum. »Du konntest dir wenigstens den Luxus erlauben wegzugehen! Wie, glaubst du, habe ich mich gefühlt? Ich habe hier gelebt, Tag um Tag, Jahr um Jahr, und wusste, dass er niemals zurückkehren würde! Während seine Sachen noch auf dem Tisch lagen und auf ihn warteten. Du hast Paul niemals so nahegestanden wie ich, also wage ja nicht, darüber zu jammern, wie sehr sein Verlust dich schmerzt!«
»Ich stand ihm niemals nahe?«, schrie er ungläubig. »Ich bin mit ihm gesegelt, habe mit ihm gekämpft! Ich habe ihn in den Armen gehalten, als er gestorben ist, um Himmels willen!«
»Aber du warst nicht bei ihm, als er angeschossen wurde. Sonst hättest du vielleicht die Kugel abbekommen. Deine Sachen hätte ich ohne zu zögern aus dem Fenster geworfen!«
Honoria verstand es, ihn zutiefst zu treffen. Was James am meisten bedauerte, die Schuld, die des Nachts an ihm nagte, war sein Entschluss, diesen Freibeuter zu verfolgen und sich erst später mit Paul zu treffen. Sein Bruder hatte die Majesty verfolgt und angegriffen, ein verrücktes Unterfangen, das James ihm ausgeredet hätte.
Aber Paul war fast wahnsinnig vor Rachsucht gewesen und wollte jeden Piraten auslöschen, vor allem diesen berüchtigten Grayson Finley. Er hatte die Majesty gerammt, Grayson fast augenblicklich niedergeschossen und war dann selbst von einer Kugel niedergestreckt worden. Paul hatte gerade noch lange genug gelebt, dass Ian O’Malley ihn zu James zurückbringen konnte, damit er in den Armen seines Bruders sterben konnte.
»Wir standen uns viel näher«, sagte Honoria jetzt. »Er hat hier bei mir gelebt, nachdem du uns im Stich gelassen hast. Ich kannte seine Frau, habe
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