Geliebter Pirat: Sie hatte der Liebe entsagt - doch er eroberte sie im Sturm (German Edition)
einfach zu gut.
Vielleicht lag er aber doch am Strand von Gibraltar, und dies hier war gar nicht Diana Worthing, die Frau, die er vor einem Jahr entführt hatte. Vielleicht handelte es sich um die Ehefrau eines Offiziers, die ihren Gatten holen würde, damit er James in den Kerker der Garnison schaffte.
Zwei winzige Stiefel unter einem Faltenrock blieben unmittelbar vor ihm stehen. Das kleine Mädchen bückte sich und sah ihm ins Gesicht, fast wie die Möwe es getan hatte. Sie hatte gerötete Pausbacken, neugierig dreinblickende blaue Augen und flammend rotes Haar, das im Wind flatterte. Er schätzte sie auf acht oder neun Jahre. Sie stieß ein atemloses Quietschen aus, als wollte sie fragen, ob er verletzt war, ohne jedoch die entsprechenden Worte zu haben.
Ein zweites Paar Füße blieb neben dem des Mädchens stehen, in den gleichen Stiefeln unter dem gleichen Baumwollrock, doch die Knöchel gehörten einer Frau. Und zwar einer ausgesprochen attraktiven, die nach frischem Wind und Seife roch. So, wie sie den Rock hochhielt, konnte James einen Blick darunter werfen, was ganz und gar nicht schlecht war. Die Kammgarnstrümpfe und die enge Hose schmiegten sich an ihre schönen Beine. Wäre sie seine Gemahlin gewesen, hätte er ihr gesagt, sie solle auf den Rock verzichten.
Sie bückte sich und drehte ihn herum. Ihre Finger fühlten sich warm und kräftig an.
Ihr ovales Gesicht war sonnengebräunt und von demselben roten Haar umrahmt wie das ihrer Tochter. Die graublauen Augen weiteten sich, als sie ihn erkannte, und James durchströmte plötzlich eine vollkommen unerwartete Freude.
Als er sie das letzte Mal gesehen hatte, war ihr Haar sorgfältig frisiert gewesen und ihre Haut cremeweiß. Sie hatte ein der neuesten Mode entsprechendes Seidenkleid getragen, das nichts von ihren Vorzügen verbarg. An ihren Ohrläppchen hatten kleine Rubine gebaumelt. Jetzt jedoch waren sie ohne jeden Schmuck, und die Frau trug das verschlissene Baumwollkleid einer Bauerntochter. Ihre Lippen waren damals rot geschminkt gewesen, heute dagegen waren sie blassrosa und braun. James stellte sich vor, dass sie immer noch genauso wie früher schmeckten.
Ihre Augen hatten sich indessen nicht verändert. Sie blitzten wie damals, vor einem Jahr im Süden von Kent, als er sie so unverschämt geküsst und sie seinen Kuss ebenso hemmungslos erwidert hatte. Allerdings erst nachdem sie die Terrine mit Kartoffelsuppe nach ihm geworfen hatte.
Jetzt sah sie ihn nur an, starr vor Schreck. Er fragte sich zwar kurz, was zum Teufel sie hier tat, aber seine Neugier wich einer Woge von Übermut.
»Hallo, Darling«, sagte er in seinem gedehnten Charleston-Tonfall. »Ich sagte doch, ich wollte dich besser kennenlernen, weißt du noch?«
In ihren Augen blitzte plötzlich Wut auf, und ihre Lippen öffneten sich. Es war dieselbe warme Altstimme, und Dianas, Lady Worthings, Worte waren ätzend vor Verachtung. »James Ardmore!«, stieß sie hervor. »Dich wollte ich niemals wiedersehen!«
Er lachte grimmig. Das tat weh. »Dachte, ich überrasche dich einfach«, meinte er.
Sie beugte sich über ihn, und ihr kühler Duft umhüllte ihn wie ein Laken, das frisch von der Leine genommen worden war. Ihre großen, blaugrauen Augen waren wunderschön. Sie holte Luft, um vermutlich noch eine weitere sarkastische Bemerkung zu machen, doch plötzlich verschwamm ihr Gesicht, ihre Stimme mischte sich mit dem leisen Rauschen der Wellen, und er verlor erneut das Bewusstsein.
2. Kapitel
D iana suchte etwas, mit dem sie nach ihm werfen konnte. Als sie nicht fündig wurde, begnügte sie sich damit, Sand auf ihn zu treten.
James Ardmore lag zu ihren Füßen, sein schwarzes Haar klebte nass an seinem Schädel, seine Hände waren blutig, seine Kleidung zerrissen. Und er machte sich über sie lustig. Immer noch.
Hatte sie nicht mehr als genug unter seinem hämischen, gedehnten Tonfall, seiner arroganten Gelassenheit gelitten, in jenem heißen Juli vor einem Jahr, als er sie auf sein Schiff entführt hatte? Oder unter seiner unglaublichen Frechheit, mit der er sie von einem Empfang, auf dem es von englischen Admirälen nur so wimmelte, erst geraubt und sie, nicht weniger gelassen, wieder dorthin zurückgebracht hatte. Doch erst nachdem er sie zutiefst verängstigt, verhöhnt, ihr Innerstes nach außen gekehrt, sie krank und wütend gemacht und sie sämtlicher Illusionen über sich selbst beraubt hatte.
Und nachdem er sie geküsst hatte. Er hatte es getan, um sie zu
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