Geliebter Pirat: Sie hatte der Liebe entsagt - doch er eroberte sie im Sturm (German Edition)
schnarrte er. »Was zum Teufel machst du da?«
Grayson blickte zu ihm hoch. Seine blauen Augen waren kühl und wachsam. »Entschuldige, Ardmore«, erwiderte er gelassen. »Reine Gewohnheit.«
»Nicht diesmal, Finley«, erwiderte James leise. »Das ist etwas anderes.«
Grayson sah ihn scharf an. Sie schienen mit ihren Blicken ein Gespräch fortzusetzen, das sie vor Jahren begonnen hatten, eines, aus dem Diana ausgeschlossen war.
Sie sahen sich lange an. Dann nickte Grayson. »Du hast recht, alter Freund«, sagte er leise und gab Dianas Hand frei.
*
Am frühen Morgen weckte Diana Isabeau und bereitete sie auf ihre Abreise vor.
Sie hatte bereits alles gepackt, bevor sie ihre Tochter ins Bett gebracht hatte, und jetzt gingen sie hinunter in die Halle, wo bereits James, Alexandra, Grayson und Maggie warteten.
Es waren überraschenderweise keine Bediensteten anwesend, und in den Leuchtern brannten auch keine Kerzen. Grayson war zwar immer noch wenig begeistert von James’ Plan, aber er hatte dennoch die notwendigen Vorbereitungen getroffen. Diana zweifelte nicht daran, dass James an alles gedacht hatte. Er war jemand, der sämtliche Möglichkeiten einkalkulierte.
Alexandra reichte ihm entgegenkommend die Stricke.
Grayson knurrte und fluchte, bis James ihm nicht eben zärtlich einen Knebel in den Mund stopfte, was ihm einen finsteren Blick über das weiße Leinen hinweg einbrachte.
Alexandra und Diana banden Maggie die Hände. Das Mädchen bestand darauf, dass die Fesseln fester sein sollten, als Diana es vorgehabt hatte, weil das glaubwürdiger wäre. Sie erklärte sich sogar freiwillig bereit, sich knebeln zu lassen, was Grayson sichtlich in Rage versetzte.
Diana hatte gedacht, dass James sie bitten würde, Alexandra zu fesseln, aber er wollte das selbst tun. Als er ihr die Handgelenke hinter dem Rücken band, beugte er sich vor und sagte leise: »Wie in alten Zeiten, Alexandra, nicht wahr?«
Lady Stoke errötete.
Danach nahm er Dianas Hand und führte sie und Isabeau in die Nacht hinaus. Sie gingen zu einem Boot, das im Schatten eines Bootshauses versteckt lag, und James ruderte sie im Licht des sternenübersäten Himmels über das schwarze Wasser. Diana bedachte ihn auf dem gesamten Weg zum Schiff mit finsteren Blicken, aber James gab keine Erklärungen ab, und es war auch nicht der richtige Moment für eine Unterhaltung.
Schon bald gingen sie längsseits neben einem Dreimaster. Es war die Majesty in all ihrer Pracht.
James kletterte an Bord, als würde ihm das Schiff gehören. Früher einmal war die Hälfte davon sein Eigen gewesen. Mr. Jacobs, der junge Erste Offizier, betrachtete ihn ebenso schief wie Grayson. Mr. Jacobs’ wunderschöne Frau jedoch hieß Diana und Isabeau herzlich willkommen und machte es ihnen gemütlich, während die Männer das Schiff vorbereiteten, um zu dem verabredeten Treffpunkt mit der Argonaut zu segeln.
Diana hatte keine Gelegenheit, James etwas zu fragen oder mit ihm zu diskutieren, aber die Blicke, die sie ihm zuwarf, verhießen nichts Gutes für ihn. Sie schwor sich, dass sie beide bald ein langes Gespräch führen würden. Ein sehr langes.
22. Kapitel
D as Ardmore-Haus in Charleston erstaunte Diana. Elegant und weiß erhoben sich seine vier Stockwerke etwas abseits von der Straße. Jedes Geschoss war mit einem verzierten Balkon versehen. Es ähnelte einer eleganten Braut in ihrem Hochzeitsschmuck, einer neckischen Braut, die lächelte und lockte und jeden Betrachter herausforderte, ihre Geheimnisse zu erkunden.
Durch ein prachtvolles, schmiedeeisernes Tor in der hohen Mauer gelangte man in einen Innenhof, der mit gelben und weißen Fliesen gepflastert war. Ein kleiner Springbrunnen, dessen Becken mit Sommergeranien geschmückt war, plätscherte leise im Hintergrund. Ein breite schwarze Tür mit einem fächerförmigen Oberlicht wartete am Ende einer kurzen, geschwungenen Steintreppe.
Die Häuser in London hatten zumeist unauffällige Fassaden und enthüllten den Reichtum hinter ihren Mauern nur wenigen Auserwählten. Dieses Haus jedoch lockte mit hohen Fenstern, in denen Spitzenvorhänge den Einblick verwehrten, mit Bougainvilleen bewachsenen Balkonen, auf denen Weidenstühle standen, die die Bewohner einluden, die Kühle des Innenhofes zu genießen.
Diana spürte die Hitze, seit die Argonaut in den Hafen von Charleston eingelaufen war. Ihr Vater wischte sich die Stirn, als ihre Mietdroschke zur Meeting Street auf der Battery fuhr. Isabeau dagegen fand alles
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