Geliebter Rebell
das?«
»Geoffrey wüßte es zu schätzen.«
»Gefällt’s dir nicht, was ich anhabe?«
»Es wäre genau richtig – wenn du eine Jauchengrube ausheben würdest.«
Grinsend verschränkte er die Arme vor der Brust. »Wenn es dein Wunsch wäre, würde ich auch unbekleidet erscheinen.«
Eine sinnliche Herausforderung lag in seinem Blick.
»Ein Anzug wäre besser«, erwiderte Gayle. Verdammt, sie stellte sich schon wieder seinen nackten Körper vor. Rasch wandte sie sich ab, um in ihr Büro zu fliehen. »Bis heute abend!« rief sie über die Schulter. Im Augenblick hatte sie nicht den Nerv, die Herausforderung anzunehmen.
Das nächste Mal begegnete sie ihm zu Beginn der Vernissage.
Er trug seinen extravaganten Smoking, wirkte ungemein attraktiv und lässig. »Das kann nicht der Maler sein!« sagte Sylvia zu Gayle. »Ich glaube, Geoffrey hält uns zum Narren. Er hat den jungen Mann von der Straße weg engagiert und ihn beauftragt, McCauley zu mimen.«
»Sylvia, ich versichere Ihnen, das ist der echte Brent McCauley.«
»Und wo hat er all die Jahre gesteckt?«
»Vermutlich hat er gemalt.«
»Ich kenne ein Modell, das vor drei oder vier Jahren für ihn gearbeitet hat. Damals lebte er in Rom. Die Kleine erzählte mir, er sei jung und würde fantastisch aussehen. Aber diesen Mädchen kann man nicht trauen… Jedenfalls war die Ärmste ganz verzweifeit, weil er sich nur aus beruflichen Gründen für sie interessierte. Das muss schrecklich sein…«
»Was denn?«
»Nun ja, so dazusitzen, wie Gott einen geschaffen hat, und zu wissen, dass man von dem Maler genauso betrachtet wird wie eine Blumenvase.«
Gayle zuckte die Achseln. »Ach, ich weiß nicht… Auf der Kunstschule waren die meisten unserer Modelle Studentinnen, die sich ein Taschengeld verdienten.«
»Ein gutes Modell kann steinreich werden.« Sylvia rückte ihren kleinen Hut zurecht. »Ich hätte jener jungen Dame glauben müssen. Und Sie!« Lächelnd drohte sie Gayle mit dem Finger. »Es wäre Ihre Pflicht gewesen, mich zu warnen.«
»Ich habe Mr. McCauley erst gestern kennengelernt«, verteidigte sich Geoffrey und nippte an ihrem Champagner. Ihr sechstes Glas? Sie wusste es nicht genau. Sicher würde sie am nächsten Morgen unter gräßlichen Kopfschmerzen leiden.
Brent sprach mit Riva Chen von einer New Yorker Zeitung.
Gayle kannte die Reporterin sehr gut, mochte und respektierte sie. Das schöne Mädchen war Eurasierin, mit glattem, taillenlangem, ebenholzschwarzem Haar. Die beiden lachten, und Gayle erschrak über die Eifersucht, die sie plötzlich empfand.
Sie hatte kein Recht, so etwas zu fühlen. Doch diese logische Überlegung half ihr nicht. Würde Riva sich bereit erklären, Brent Modell zu stehen? Wahrscheinlich besass sie einen grandiosen Rücken. Sie war so schlank und anmutig.
Sie schien sehr leise zu sprechen, denn Brent neigte sich hinab, um sie zu verstehen. Dann lachte er.
Sylvia seufzte und unterbrach Gayles Gedanken. »Das Bild, das ich unbedingt haben wollte, konnte ich nicht kaufen. Jemand kam mir zuvor.«
»Oh!« Lächelnd zwang sich Gayle, ihre Aufmerksamkeit auf die Kritikerin zu konzentrieren. »Welches ist es denn?«
»Das Liebespaar. Ein himmlisches Gemälde…«
»Wer hat es gekauft?«
»Keine Ahnung, meine Liebe. Jedenfalls muss es ein cleverer Sammler sein, der blitzschnell zugegriffen hat. Was für ein prachtvolles Werk! Ich werde einen Artikel darüber schreiben.«
»Das freut mich, Sylvia.« Wer mag das Liebespaar gekauft haben, fragte sich Gayle. Sie hätte das Bild gern besessen, um es zu studieren, bis sie sein Geheimnis enträtseln und verstehen würde, warum der Anblick der beiden Gestalten in zärtlicher Umarmung ihr so zu Herzen ging.
Ein Blitzlicht flammte auf, Brent wurde mit Riva Chen fotografiert. Ein schönes Paar – jung, dunkelhaarig und attraktiv.
Die Reporterin lächelte. Zweifellos knisterte es zwischen den beiden.
»Gayle?«
Sie drehte sich um. Ihr Kopf begann schon zu schmerzen.
Geoff stand hinter ihr. »Entschuldigen Sie, Sylvia. Du wirst am Telefon verlangt, Gayle. Willst du den Anruf in meinem Büro entgegennehmen, Gayle?«
»Gehen Sie nur, meine Liebe.« Sylvia zupfte wieder an ihrem Hut. »Da drüben sehe ich Chad Bellows. Vielleicht kann ich ihm ein paar Intimitäten entlocken.« Begierig eilte sie zu ihrem nächsten Opfer.
»Wer ist denn am Telefon?« fragte Gayle.
»Tina«, erwiderte Geoff. »Sie wollte uns alles Gute wünschen. Ich lud sie ein, aber sie muss im
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