Geliebter Rebell
verwandeln.
»Sollen wir es dem Parkwächter überlassen, das Auto abzustellen?« Liz beantwortete ihre Frage selbst. »Natürlich, wo wir uns doch so schön gemacht haben und einen stilvollen Auftritt verdienen. Außerdem wird Tina nicht jünger.«
Tina boxte sie in die Schulter, und Liz stöhnte übertrieben laut. Lachend bog sie in die Einfahrt und warf dem jungen Parkwächter den Autoschlüssel zu. Gayle fand, dass sie ein sehr elegantes Trio bildeten: Tina, klein und zierlich in Silberpailletten, Liz – groß und schlank in grünem Samt, der perfekt zu ihren Augen passte, und sie selbst, die Blondine in Schwarz, kleiner als Liz, aber größer als Tina. Irgend jemand pfiff ihnen von der Straße aus nach. Sie lachten einander zu, betraten das Gebäude und fuhren mit dem Lift zum Club hinauf, der im vierzehnten Stock lag.
Eine wunderbare Geburtstagsfeier für Tina, dachte Gayle.
Sie saßen an einem Fenstertisch, genossen die Aussicht auf Richmond und wurden von einem sehr attraktiven Kellner bedient. Liz, die sich in solchen Dingen auskannte, wählte den Wein und bestellte Lachs, Tina und Gayle entschieden sich für Lammrücken. Als Vorspeisen gab es Cesarsalat und Krabbencocktails. Alles schmeckte köstlich.
Liz, die einzige Geschiedene unter den Freundinnen, erzählte amüsante Geschichten über ihren neuen Babysitter. Und Tina berichtete von einem Polizisten, mit dem sie neulich ausgegangen war und der den Abend mit einer Schießübung verwechselt hatte.
»Und jetzt sind wir schon wieder auf Männerjagd«, meinte Liz.
»Aber nein«, protestierte Tina. »Wir essen zu Abend.«
»Aber nachher gehen wir in den Red Lion.«
»Bedeutet das automatisch, dass wir hinter Männern her sind?« fragte Gayle.
»Nun ja, wir können schlecht miteinander tanzen«, erklärte Tina lachend. »Schau den Tatsachen ins Auge, Männer sind nun mal unentbehrlich.«
Liz nickte. »Und du verbrauchst sie wie Toilettenpapier.«
»Sei doch still!« schimpfte Tina. »Das ist ein sehr vornehmes Lokal.«
Gayle lächelte die beiden an, nahm einen Schluck Wein und bewunderte wieder einmal Liz’ Kennerschaft.
»Ich persönlich verstehe nicht, was du überhaupt im Red Lion willst, Gayle«, sagte Liz. »Geoffrey ist ein Schatz, und ihr seid schon so lange zusammen. War es immer nur platonisch?«
»Immer«, bestätigte Gayle. »Ich mag ihn, aber unsere Freundschaft ist uns so wichtig, dass wir sie nicht aufs Spiel setzen wollen.« Ihr Lächeln erlosch, denn sie überlegte plötzlich, ob sich die Freundschaft zur Liebe entwickelt hätte, wäre Thane nicht in ihr Leben getreten. Er war auch Geoffs Freund geworden.
Da – schon wieder dachte sie an Thane. Doch sie konnte sich ihn nicht richtig vorstellen, sah ihn als den Mann in McCauleys Bild, als einen anderen Liebhaber.
»Was ist los?« fragte Tina, und Gayle sah sie verwirrt an.
»Oh, nichts. Ich habe nur nachgedacht.«
»Über die tiefen, dunklen Geheimnisse des Lebens«, bemerkte Liz weise.
»Für euch beide bin ich ein offenes Buch«, meinte Gayle.
»Ihr wisst Bescheid über meine ganz große Affäre. Da gibt’s keine Geheimnisse.«
Tina wandte sich zu Liz. »Gayle ist es, die ihre Männer wie Toilettenpapier verbraucht.«
»Unsinn, sie benutzt sie nicht einmal.«
»Nun ja, die Zeiten werden immer schwerer«, seufzte Tina.
»Man wagt sich kaum noch an einen Mann heran, wenn man kein ärztliches Attest gesehen hat. Wozu soll das, führen?«
»Zur Enthaltsamkeit«, schlug Gayle vor.
»Der Himmel verschone uns!« entgegnete Liz kichernd.
»Wie war’s mit einem Dessert?«
Sie bestellten Käse und Amaretto-Torte, mit einer Kerze für Tina. Die Kellner sangen »Happy Birthday«, alle Gäste applaudierten, und das Geburtstagskind drohte, die beiden Freundinnen, die das arrangiert hatten, umzubringen. Fröhlich begannen sie die Torte zu essen, jammerten über das ausgedehnte Fitnesstraining, das dieser Kaloriensünde folgen musste, und genossen jeden einzelnen Bissen. Gayle und Liz teilten sich die Rechnung.
Auf der Fahrt zum Red Lion richtete sich Gayle auf dem Rücksitz auf und beobachtete Tina, die ihre Geschenke auspackte. Das Neglige von Gayle fand ebenso großen Anklang wie das Lieblingsparfüm, das von Liz stammte.
Danach wurde Tina seltsam still. Schließlich seufzte sie tief auf. »Ich wünschte, ich hätte den richtigen Mann, an dem ich beides ausprobieren könnte…«
»Du wolltest doch allein leben und Karriere machen«, wurde sie von Liz erinnert.
»O
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