Geliebter Rebell
ja. Aber nun sehe ich, wie mir die Zeit davonläuft, und plötzlich wünsche ich mir Kinder.«
Die Freundinnen versicherten, heutzutage würden viele Frauen mit vierzig ihr erstes Baby bekommen. Obwohl Tina zustimmte, erkannte Gayle, dass die Freundin tatsächlich auf Männerfang ging, auf die Suche nach einem Vater für das ersehnte Kind.
Sie hielten vor dem Red Lion, und Gayle bemerkte erneut die Schönheit dieser Nacht, die frische, vom Schnee gereinigte Luft. Wieder hatte sie das Gefühl, an diesem Abend müsste etwas Besonderes geschehen. Ein sonderbarer Schauer rann über ihren Rücken und sie lächelte. Würde wirklich was passieren? Nein, das bildete sie sich nur ein.
Oder vielleicht doch… Sie wusste, was Tina empfand, und sie selbst hätte beinahe verraten, wie ihr seit dem Anblick der Liebenden auf McCauleys Gemälde zumute war. Solche Emotionen strebte Tina an, eine vollkommene Liebe, die Leidenschaft, Hingabe und Zärtlichkeit vereinigte.
»Wir alle sind Sterbliche unter den Sternen«, sagte Liz unvermittelt und klopfte auf Gayles Schulter. »Gehen wir rein? Diese funkelnden Himmelslichter sind zwar fantastisch, aber ich könnte gewalttätig werden, wenn du noch lange hier draußen in der Kälte herumstehst und über das Schicksal nachgrübelst.«
»Eine wunderbare Nacht… Der Frühling liegt in der Luft.«
»Das riecht hier eher nach verfaultem Fisch. Kommt endlich!«
Musik, Rauch und zahlreiche Gäste füllten den Red Lion.
Mehrere Paare drehten sich auf der Tanzfläche zu den rhythmischen Klängen der Band, andere Leute saßen in Gruppen an schwach beleuchteten Tischen. Liz ging zur Bar, bestellte einen Screwdriver für sich selbst, einen Rusty Nail für Tina und einen Johnny Walker an the Rocks für Gayle. Inzwischen fand Tina drei Plätze am Ende der Theke, und das Barmädchen brachte ihnen die Drinks.
»Ziemlich voll heute!« überschrie Gayle den Lärm der Band.
»Allerdings!«
»Diese Gruppe nennt sich Guts«, erklärte Liz. »Gut, was?«
»He!« Tina richtete sich auf ihrem Barhocker auf und versuchte über die Köpfe der Leute hinwegzuschauen.
»Was ist denn?« fragte Liz.
»Gayle, das ist doch Geoffrey da drüben.«
War Geoff mit seinem Busenstar hier? Gayle runzelte die Stirn. Dieses Lokal passte nicht zu seinem Stil. Hierher kamen die Leute, um zu tanzen, und er führte seine jeweiligen Begleiterinnen lieber in sein Apartment.
»Wo?«
»Dort, an der Wand.«
Gayle reckte den Hals. Es war tatsächlich Geoffrey, und er hatte sie bereits entdeckt. Er sprach mit den zwei Männern an seinem Tisch und stand auf. Einer der anderen erhob sich ebenfalls. Der dritte blieb sitzen, während sich die beiden einen Weg durch die Menge bahnten.
»Ja, das ist Geoff«, murmelte Gayle verwundert.
»Und die anderen?« fragte Tina.
»Keine Ahnung. Ich kann sie kaum sehen.«
Geoff ergriff Gayles Hand, küsste sie auf die Wange, dann begrüßte er Liz und wünschte Tina alles Gute zum Geburtstag.
Nun erkannte Gayle den Mann hinter ihm – Chad Bellows, Brent McCauleys Manager. Sie sprang vom Barhocker, schüttelte ihm lächelnd die Hand und freute sich, den großen, schlanken blonden Mann zu treffen, dessen lässige Art ihr sehr gefiel. Vor allem angesichts der morgigen Vernissage fand sie diese Begegnung angenehm und beruhigend. Geoff war schrecklich nervös gewesen, voller Angst, irgend etwas könnte schief gehen. Und sie selbst rechnete immer mit dem Schlimmsten.
»Hi, Gayle«, sagte Chad.
»Hü Wie nett, Sie hier zu sehen! Eine angenehme Überraschung.«
»Geoff meinte, wir würden Ihnen vielleicht in die Arme laufen. Eine Ihrer Freundinnen hat Geburtstag?«
»Ja.«
»Das ist Tina«, verkündete Geoff und machte alle miteinander bekannt. »Chad Bellows – Tina Martin, Elizabeth Dowell. Dürfen wir euch zu einem Drink einladen?«
»Danke, wir haben soeben was bestellt«, erklärte Gayle.
»Gut. Komm, wir tanzen.«
Sie fand keine Gelegenheit zu protestieren, denn er zog sie kurzerhand aufs Parkett. Die Band spielte gerade eine langsame Nummer, die sie im Lauf der Jahre schon oft miteinander getanzt hatten, und sie harmonierten großartig.
Gayle rückte ein wenig von Geoffrey ab, um ihn prüfend zu mustern. »Was um Himmels willen machst du hier? Und warum hast du mir nicht verraten, dass du herkommen würdest?«
»Ich wusste es nicht genau.«
»Bist du nicht ein bisschen unhöflich? Warum hast du deinen zweiten Begleiter nicht zu uns gebracht?«
»Oh, das ist nicht der Typ,
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