Geliebter Teufel
sein, daß wir unsere eigenen Nahrungsmittel mit ins Dorf genommen hatten.«
»Und ich wollte auf eines ihrer Feste gehen«, murmelte sie vor sich hin, worauf Ramon leise lachte.
»Sie sind anders als wir. Deshalb haben auch so viele Menschen Vorurteile ihnen gegenüber. Manchmal können sie auch sehr grausam sein. Mit tödlicher Geschicklichkeit haben sie gegen die ersten Rancher gekämpft und viele von ihnen ermordet. Noch heute machen sie gelegentlich Raubüberfälle, bei denen sie ebenfalls kaltblütig morden.«
»Aber Frauen und Kinder erschießen ... das ist einfach nicht recht.«
»Nein, chica, das ist auch nicht recht. Es tut mir leid, daß Lena tot ist, aber ich bin froh, daß Two Hawks sich retten konnte.«
Das war Carly auch. Sobald der Junge sich ganz erholt hatte, hart arbeitete und das lernte, was ihm Ramon und die Vaqueros beibrachten, würde er eines Tages zu einem starken und hoffentlich klugen Mann werden.
»Es war nett von dir, ihm zu helfen«, sagte Carly.
Ramon lächelte. »Vielleicht habe ich es nur getan, um dir zu gefallen.«
Sie schüttelte den Kopf, so daß die Haarsträhne, die sich aus ihrem Zopf gelöst hatte, ihre Wange streifte. »Das glaube ich nicht. Ich glaube, du würdest jedem helfen, der dich darum bittet. Das ist einfach deine Art.«
Ramon erwiderte nichts darauf, aber seine dunklen Augen leuchteten. Er freute sich, daß sie so über ihn dachte, nahm sie bei der Hand und machte sich mit ihr auf den Weg zum Haus.
»Ich habe mich heute nachmittag mit deiner Mutter unterhalten«, sagte sie und erwähnte ein Thema, über das Ramon bislang nicht gesprochen hatte. »Sie hat mir gesagt, daß du in ein paar Tagen verreisen wirst... daß du geschäftlich in Monterey zu tun hast.« Sie hoffte inständig, daß es nicht mit El Dragon zusammenhing.
» Si , das stimmt.« Ein leichtes Unbehagen flackerte in seinen Augen auf. Carly schnürte es die Kehle zu.
»Wie lange wirst du weg sein?« »Es ist keine anstrengende Reise. Ich habe überlegt, ich könnte das Geschäftliche erledigen und anschließend etwas Zeit mit dir verbringen. In Monterey gibt es ein gutes Hotel. Ein paar Tage für uns ganz allein ist bestimmt nicht zuviel verlangt für ein jungverheiratetes Paar.«
»Oh, Ramon!« Sie schlang ihre Arme um seinen Nacken, und er drückte sie an sich.
»Wenn ich geahnt hätte, daß du dich so darüber freust, hätte ich die Reise schon eher geplant.«
Sie lachte glücklich, dann dachte sie an Two Hawks und bekam plötzlich ein schlechtes Gewissen. »Vielleicht sollte ich lieber hierbleiben ... und mich um Two Hawks kümmern. Er hat sehr unter seinem Verlust zu leiden.«
»Mariano wird auf den Jungen achtgeben. Two Hawks’ größter Wunsch ist es, ein Vaquero zu werden. Wenn du dich einmischst, kann er dieses Ziel gar nicht verfolgen.«
Sie dachte über die Worte nach. Ganz unrecht hatte er damit nicht, wie sie ja heute vormittag schon gemerkt hatte. Dennoch mußte er sich doch sehr einsam fühlen. »Ich ... ich weiß nicht. Er ist so jung und ...«
»Dir bleibt genug Zeit, ihn zu bemuttern, bis wir abreisen. Danach gehört mir allein deine ganze Aufmerksamkeit.«
Carly lächelte beglückt. »Wann reisen wir ab?«
»Übermorgen. Bis dahin sollte Two Hawks sich eingelebt haben, denn die Angelegenheit verträgt keinen längeren Aufschub.«
»Um was geht es dabei?«
Sein Blick veränderte sich ein wenig, und seine Augen wurden dunkler. »Nichts, worüber du dir Gedanken machen müßtest. De la Guerra Angelegenheit, mehr nicht.«
Sie ignorierte den feinen Stich, den sie bei seinen Worten empfand. Ich bin auch eine de la Guerra, wollte sie schon sagen, aber in den Augen ihres Mannes würde sie das vermutlich nie sein.
»Ich glaube, ich laufe schon mal vor«, sagte sie, und ihr Lächeln war weniger fröhlich. »Blue kocht carne asada zum Abendessen. Ich wollte mir von ihr zeigen lassen, wie es zubereitet wird.«
Ramon hielt sie am Arm zurück, als sie davoneilen wollte. »Es hat eine Zeit gegeben, da haben drei Bedienstete die Mahlzeiten zubereitet. Vielleicht kommt die Zeit bald wieder.«
Carly entzog sich ihm. »Das spielt für mich keine Rolle, Ramon. Solange du da bist, habe ich alles, was mich glücklich macht.«
Ramon schaute auf. Überraschung zeichnete sich in seinen dunklen Augen ab. Sicherlich wußte er, was sie für ihn empfand. Aber möglicherweise war er sich nicht sicher. Sollte das der Fall sein, dann war sie froh. Sie hatte ihn mit Pilar
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