Geliebter Unsichtbarer
Handrücken über ihre Wange, sodass ihr Kopf zur Seite flog.
„Genug. Du bist nur ein Mensch. Ich wusste, dass du es nicht verstehen würdest.“
Dann drehte er sich um und zog sie mit sich.
Als sie den Berg hinunter und durch den Wald, der diesen umgab, marschierten, konnte Leila nicht umhin, an die Fehler zu denken, die sie gemacht hatte. Wenn sie Aiden die Existenz der Daten in ihrem Anhänger nicht verschwiegen hätte, wäre all das nie geschehen. Er hätte keinen Grund gehabt, den Dämonen und ihrem Anhänger nachzujagen und wäre mit ihr im Komplex geblieben. Er hätte sie beschützt.
Aber es brachte nichts, über verschüttete Milch zu jammern. Der Schaden war angerichtet, und jetzt musste sie all dem ein Ende machen. Niemand würde ihr zu Hilfe kommen. Bald würde Aiden ihr Verschwinden bemerken, aber bis dahin würde sie schon in den Klauen der Dämonen sein. Wie lange würde sie es schaffen, sich gegen deren geistigen Einfluss zu wehren? Oder würden sie sie foltern, um zu bekommen, was sie wollten? Würden sie sie so sehr quälen, dass sie verraten würde, was sich in ihrem Anhänger befand, nur damit sie damit aufhörten?
Sie schauderte bei dem Gedanken. Sie hatte Aiden und sich selbst versprochen, dass sie ihn nicht verraten würde, aber würde sie dieses Versprechen tatsächlich halten können? War sie stark genug?
Je länger sie durch den Wald stapften, desto schwärzer wurde ihre Stimmung. Sie musste den Tatsachen ins Auge sehen: Sie war ein Feigling, wenn es um physische und psychische Schmerzen ging, und die Dämonen würden beide anwenden, um von ihr zu bekommen, was sie wollten. Sie würden sie erweichen. Es war nur eine Frage der Zeit.
Ein stilles Schluchzen arbeitete sich von ihrem Magen in ihre Kehle. Sie presste ihr Kiefer zusammen, damit es ihr nicht entkommen konnte. Sie musste tapfer sein.
Die Wanderung durch den Wald dauerte über eine Stunde. Schließlich erreichten sie eine Fläche, die wie ein verlassener Parkplatz aussah, falls sie ihren Augen trauen konnte. Die Sonne war während ihres Marsches untergegangen, und es war jetzt stockdunkel. Es gab keine Straßenbeleuchtungen, und die Sterne lieferten in dieser mondlosen Nacht nur ein geringes Licht.
Unbeirrt drängte Finlay sie weiter, bis sie eine Hütte erreichten, die sich gegen die Dunkelheit abzeichnete. Eine schwache Glühbirne erleuchtete ein Schild. Als ihr Entführer sie daran vorbeizerrte, las sie schnell, was darauf stand. Alles, was sie in der Eile erhaschen konnte, war Mercer Caverns und eine Liste von Öffnungszeiten und Preisen. Verzweifelt kramte sie in ihrem Gedächtnis umher. Irgendwo hatte sie diesen Namen schon einmal gehört. Sie wusste, sie war noch nie hier gewesen, aber gleichzeitig klang der Name vertraut.
Aber sie hatte keine Zeit, weiter darüber nachzudenken. Ihre Füße waren bereits so müde, dass sie mehr stolperte als ging, während Finlay sie vorbei an einem Eingang führte, und sie und sich selbst dann zwischen zwei Büschen hindurch schob. Zweige verhedderten sich in ihrer Jacke. Sie hörte, wie sie den Stoff zerrissen, als er sie durch das dicke Gestrüpp zog, ohne anzuhalten. Ein Zweig streifte ihr Gesicht und ließ sie aufschreien. Er verfing sich in ihrem Haar. Sie schreckte zurück.
„Geh weiter!“, befahl er ihr und zog sie mit sich.
Sie fühlte, wie Strähnen ihres Haares aus ihrer Kopfhaut gerissen wurden und ihr die Tränen in die Augen trieben. Aber sie wagte es nicht zu weinen.
Einen Augenblick später hörte sie, wie eine alte klapprige Holztür geöffnet wurde. Finlay schob sie hinein und verschloss hinter ihr die Tür. Ein starker muffiger Geruch begrüßte sie und die Restwärme des vergangenen Tages, die die Kälte der Nacht abgehalten hatte, während sie draußen waren, verschwand vollkommen. Es war hier merklich kälter, fast als wäre sie in einen Kühlschrank getreten. Vor ihr war ein dunkles Nichts – kein Licht drang hier hinein.
Als sie Geräusche hörte und dann ein Streichholz gezündet wurde, drehte sie sich um und beobachtete, wie Finlay eine Fackel anzündete. Die Flamme wuchs und beleuchtete die Dunkelheit vor ihnen. Wenn sie unter anderen Umständen hierher gekommen wäre, wäre sie in völliger Bewunderung und Ehrfurcht erstarrt, aber im Moment trug ihre Umgebung nur zu ihrem Unbehagen bei.
Vor ihr war eine Treppe, die nach unten in die Höhle führte, aber das Licht reichte weit genug, um sehen zu können, was vor ihr lag: wunderschöne Formationen
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