Geliebter Unsichtbarer
jeder Mensch schwach ist, und dass nicht jeder Mensch die gleiche Gefahr darstellt.“
„Aber wie soll ich das bewerkstelligen? Habe ich schon erwähnt, dass ich ein Feigling bin? In dem Portal, durch das du uns geschleust hast, hatte ich klaustrophobische Zustände. Ich zitterte wie Espenlaub. Ich bin nicht stark“, protestierte sie. Sie scheute jegliche Art von Gefahr.
„Du bist stärker als du denkst.“
„Aber Aiden . . . er ist so wütend auf mich, weil ich meine Eltern angerufen habe.“ Wie könnte er ihr je verzeihen, wo sie sich doch genauso wie einer der schwachen Menschen benommen hatte, die er so verachtete?
„Er ist nicht wütend. Er hat Angst, weil er denkt, er hat versagt, dich zu beschützen.“
„Ich wünschte, das könnte ich glauben.“ Sie seufzte und schwieg einen Moment lang. „Darf ich dich etwas fragen?“
„Natürlich.“
„Du hast gesagt, er verachtet die Menschen wegen ihrer Schwäche.“ Sie suchte seine Augen nach Bestätigung und fand sie. „Er hat mir erzählt, dass er seine Schützlinge nicht berührt . . . dass er nie . . . “ Sie verstummte. Vielleicht sollte sie das nicht fragen. „Vergiss es einfach.“
„Leila, ich habe bemerkt, wie er dich ansieht“, half Hamish ihr aus.
Hitze schoss in ihre Wangen, als sie einen weiteren Versuch machte, mit ihrer Frage herauszukommen. „Lässt er sich jemals mit menschlichen Frauen ein?“
„Vor ein paar Tagen hätte ich sofort ‚Nein‘ gesagt, aber heute, wo ich ihn mit dir zusammen gesehen habe, ist meine Antwort eine andere.“
„Aber . . . was will er von mir?“
„Warum fragst du ihn das nicht selbst?“
Das Geräusch von Schritten, die von der Eingangstür kamen, ließ sie aufblicken. Aiden stand an der Tür zum Wohnzimmer, seine Augen auf sie gerichtet. Ihre Blicke hielten einander fest, und die Welt um sie herum rückte in den Hintergrund. Alles, was sie sah, war dieser Mann und sein Herz: verletzlich, kahl und ohne Schutz. Sie verstand nun, was er brauchte.
26
Sie hatten über ihn gesprochen, aber Aiden hatte nur die letzten paar Sätze gehört. Aber im Moment war ihm egal, was Hamish hinter seinem Rücken gesagt hatte, weil alles, was er tun konnte war, Leila anzustarren und sich in der Tiefe ihrer meeresblauen Augen zu verlieren. Augen, die sie nicht abwandte, sondern mit denen sie ihn mit der gleichen Intensität anblickte.
„Ich gehe ins Dorf um etwas zu essen.“ Hamishs Worte registrierte er kaum, genauso wenig wie die Tatsache, dass sein Freund an ihm vorbei das Haus verließ.
Plötzlich stand Aiden vor Leila, zog sie von der Couch hoch und umklammerte ihre Schultern.
„Deinen Eltern geht es gut.“
Er sah die Erleichterung, die sie durchfuhr, bevor er fortfuhr: „Warum hast du es mir nicht gesagt?“
„Dir was gesagt?“, fragte sie nach, und ihre Lippen öffneten sich auf die einladendste Weise, die er je gesehen hatte. Ein Schimmer von Feuchtigkeit bedeckte sie, was in ihm den Wunsch schürte, seine Zunge darüber zu lecken.
„Dass deine Eltern an Alzheimer leiden.“
Ihre Augen weiteten sich, als ob er sie bei einer Straftat ertappt hätte. Als hätte sie nicht gewollt, dass er je davon erfuhr. Obwohl sie doch diese Information dazu hätte verwenden können, um an sein Mitleid zu appellieren.
„Ich . . . Ich wollte nicht . . . “
Er schüttelte den Kopf. „Es tut mir leid. Ich verstehe jetzt, was der Verlust deiner Forschungsarbeit wirklich bedeutet.“ Er hob eine Hand von ihrer Schulter und streichelte mit seinen Fingerknöcheln über ihre Wange. „Es tut mir leid.“
Sie holte tief Luft und entließ einen kleinen Seufzer, aber wenn sie ihm hätte antworten wollen, gab er ihr dazu keine Gelegenheit. Stattdessen legte er seine Lippen auf ihren Mund und küsste sie. Zuerst sanft und zart, ohne Druck, damit sie sich ihm entziehen konnte, wenn sie wollte. Aber das tat sie nicht. Unter seinen Lippen öffnete sie hingebungsvoll ihren Mund. Er zögerte nicht, das zu nehmen, was sie ihm so offen anbot.
Seine Zunge drang in ihre süße Mundhöhle, um sie zu erforschen und zu erobern. Ohne Eile streichelte er gegen ihre empfängliche Zunge, kostete ihre Essenz, drückte stärker gegen sie, während er sie gleichzeitig an seinen Körper presste. Denselben Körper, der in dem Moment vor Begierde nach ihr gebrannt hatte, als er das Haus betreten und ihren Duft gerochen hatte.
Als sich ihre Arme um ihn legten, eine Hand seinen Rücken streichelnd, die andere
Weitere Kostenlose Bücher