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Geliebter Unsichtbarer

Geliebter Unsichtbarer

Titel: Geliebter Unsichtbarer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Folsom
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zu heilen und die Schäden, die die Krankheit in ihnen hinterlassen hatte, wieder rückgängig zu machen.
    Aiden schämte sich. Er hatte kaltschnäuzig verlangt, alle Kopien ihrer Forschung zu zerstören und hätte sie selbst vernichtet, wenn ihm nicht jemand zuvor gekommen wäre. Und die ganze Zeit über hatte Leila ihre wahren Schmerzen vor ihm verborgen, obwohl ihre Träume und ihre Hoffnungen zerstört worden waren.
    Kein Wunder, dass sie ihn und seine Rasse hasste. Es war ein Wunder, dass sie nicht versucht hatte, ihm mehr Widerstand zu leisten oder ein zweites Mal zu entkommen. Jetzt, wo er wusste, was wirklich für sie auf dem Spiel stand, würde er es ihr nicht einmal verdenken, wenn sie einen weiteren Fluchtversuch wagte. Würde er nicht das Gleiche tun? Würde er nicht auch versuchen, alles zu tun, um seine Eltern zu retten, wenn er die Mittel dazu hätte? Würde es ihn kümmern, dass er dadurch die gesamte Menschheit gefährdete?
    Könnte sie am Ende so selbstlos sein, das Wohl der Menschheit vor ihre eigenen Wünsche zu stellen? Wenn sie dazu fähig wäre, wenn sie über ihre eigenen Wünsche hinaussehen könnte, dann könnte er sie nur bewundern. Denn es würde bedeuten, dass sie nicht schwach war. Sie war stark, stärker als jeder Sterblicher und Hüter der Nacht, der ihm je begegnet war.
    Eine Frau, vor der er auf die Knie fallen könnte und sich Dinge wünschen würde, von denen er bisher angenommen hatte, dass sie unmöglich waren.
    Wenn sie ihm jemals verzeihen konnte.
     

25
     
    Leila nahm die Tasse Tee entgegen, die Hamish ihr reichte, als er sich zu ihr auf die Couch im Wohnzimmer gesellte. Sie hatte kurz zuvor Jeans und ein T-Shirt angezogen.
    Hamish lehnte sich zurück in seine Ecke und prostete ihr mit seinem Glas Scotch zu. Er hatte ihr verraten, dass dies das Lieblingsgetränk der Hüter der Nacht war.
    „Warum Whisky?“, fragte sie.
    Er zuckte die Achseln. „Ich glaube, das ist uns vererbt worden. Wir sind Nachkommen eines alten Stammes, der in Schottland lebte, oder genauer gesagt auf einer Inselgruppe vor Schottland. Dort oben ist es sehr kalt. Und der Whiskey wärmt uns.“
    „Aiden erwähnte etwas von den Äußeren Hebriden, glaube ich. Also ich bevorzuge Tee.“ Zumindest behielt sie dann einen klaren Kopf.
    Hamish lächelte und trank einen Schluck. Sie beobachtete, wie er es zu genießen schien, als das Getränk seine Kehle hinunterlief. Er war so groß wie Aiden, aber ein wenig breiter an den Schultern und den Hüften. Seine Züge waren ein wenig grober, mit ausgeprägten Falten, die sein Gesicht durchzogen und dunklen Schatten unter den Augen, als ob er seit Tagen nicht geschlafen hätte. Und als trüge er alle Last der Welt auf seinen Schultern.
    „So, was hat er sonst noch über uns erzählt?“
    Leila stellte ihre Tasse auf den Tisch. „Nicht viel, nur welche Kräfte ihr habt; dass ihr Menschen tarnen und durch Wände gehen könnt. Gibt es noch mehr?“
    Er hob eine Augenbraue. „Das ist es in etwa.“
    „Wie viele von euch gibt es?“
    „Nicht genug.“ Er stieß ein bitteres Lachen hervor. „Und im Moment bin ich mir nicht einmal sicher, welchen von unseren Leuten ich vertrauen kann. Es ist eine Schande, dass es selbst in unserer Rasse Leute gibt, die ihren eigenen Profit vor das Wohl der Gemeinschaft stellen. Und wie du schon bemerkt hast, sind selbst wir nicht gegen Versuchungen immun.“
    Sie fühlte sich unter seinem vielsagenden Blick unbehaglich, und wusste nur zu gut, worauf er anspielte: die Tatsache, dass sie und Aiden sich leidenschaftlich geküsst hatten, als Hamish sie in das Weingebiet von Sonoma transportiert hatte. Sie konnte nur ihrer Angst vor dunklen Räumen die Schuld für diesen Kuss geben. Andernfalls hätte sie es bestimmt nicht zugelassen – nicht nach all dem, was zwischen ihr und Aiden vorgefallen war. Schließlich hatte er sie mehrmals belogen.
    Genauso wie du ihn auch.
    Sie versuchte, die kleine Stimme in ihrem Kopf zu ignorieren, die sie daran erinnerte, dass sie ihm verschwiegen hatte, dass noch eine Kopie ihrer Forschungsdaten existierte. Instinktiv strich ihre Hand über den Anhänger, der unauffällig an ihrer Kette hing.
    „Also“, suchte sie hastig nach Worten, „wie lange kennt ihr euch schon, du und Aiden?“
    „Seit fast zweihundert Jahren. Wir wuchsen –“
    „Zweihundert Jahre?“ Der Schock ließ sie aufsitzen. „Du bist zweihundert Jahre alt?“ Er sah keinen Tag älter als fünfunddreißig aus, ebenso wie

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