Geliebter Unsichtbarer
Aiden.
Ein charmantes Grinsen breitete sich auf Hamishs Lippen aus. „Ja, das schockiert jeden.“ Er zwinkerte ihr zu. „Aber wir erreichen gerade erst mal unsere Höchstform. Leider kann Rasen echt nervig sein.“
Ihre Augenbrauen zogen sich in Verwirrung zusammen. „ Rasen ? Was ist das?“
„Paarungszeit. Je mehr wir uns unserem 200. Geburtstag nähern, desto heftiger ist der Trieb, einen Partner zu finden. Es ist ein bisschen wie bei einer menschlichen Frau, deren biologische Uhr tickt, nur viel intensiver.“
„Oh.“ Doch sie hatte keine Lust über Beziehungen zu sprechen. Vielleicht war es am besten, das Thema zu wechseln. „Das ist schon okay, darüber wollte ich nichts wissen.“
Aber Hamish ließ sie nicht aus dem Schneider. „Ich dachte, du wolltest mehr über Aiden erfahren. Ich bin bereit zu reden. Du solltest mein Angebot annehmen. Wer weiß, ob ich jemals wieder so großzügig sein werde.“
Sie griff nach ihrer Tasse, um ihre Hände mit etwas zu beschäftigen und von ihrer Nervosität abzulenken. „Ich bin wirklich nicht daran interessiert, über ihn zu reden. Er ist offensichtlich wütend auf mich, weil ich meine Eltern angerufen habe. Es tut mir leid, aber ich musste es tun. Ich konnte sie nicht in dem Glauben lassen, dass –“
Hamish hob seine Hand. „Ich verstehe. Aber du hast Aiden falsch interpretiert. Er ist nicht auf dich wütend. Er hat seine Gründe, warum er so reagiert hat. Aber da dich das ja nicht interessiert, behalte ich die wohl für mich selbst.“
Leila funkelte ihn an. Sie verstand genau, was er tat: Er versuchte, sie zu ködern. Als ob sie so einfach zu manipulieren wäre. Sie trank einen schnellen Schluck von ihrem Tee und redete sich ein, dass ihr die Gründe für Aidens Ausbruch egal waren. Sie spielten überhaupt keine Rolle.
Als sie aufsah, saß Hamish schweigend da, als ob er darauf wartete, dass sie in seinen Köder biss. Was sie nicht tun würde. Sie wollte keine Ausreden für Aidens Verhalten hören.
„Du überraschst mich“, sagte er plötzlich.
„Womit?“
„Mit deiner Selbstbeherrschung.“
Als sie ihm einen verwirrten Blick zuwarf, fuhr er fort: „Die meisten Frauen würden sich die Finger lecken, wenn sie eine Gelegenheit bekämen, mehr über die Gefühle eines Mannes zu erfahren, auf den sie scharf sind, aber du –“
„Ich bin nicht scharf auf ihn!“, fauchte sie.
„Tut mir leid, dann habe ich mich wohl geirrt.“
Sie schnaubte und schlang ihre Arme um ihren Oberkörper.
„Wir sind miteinander aufgewachsen. Wir waren die besten Freunde, seit wir gemeinsam zum ersten Mal im Alter von zwei aus unserer Krippe ausgebrochen sind. Wenn ihn jemand kennt, dann bin das ich.“
„Na gut! Dann erzähl mal, damit wir es hinter uns bringen. Offensichtlich hat er dir aufgetragen, mich zu beruhigen und mir Ausreden für sein Verhalten aufzutischen.“ Aber sie würde diese sowieso nicht glauben.
„Aiden? Er würde mir den Kopf abreißen, wenn er davon erfährt. Er liebt seine Privatsphäre. Selbst mir erzählt er nie etwas, aber ich weiß, was er fühlt. Er kann bestimmte Sachen nicht vor mir verbergen.“
Dieser Aussage musste sie zustimmen: Aiden erzählte ihr auch nicht viel. Vielmehr ließ er wichtige Einzelheiten weg. Und er erklärte ihr nicht, warum er bestimmte Entscheidungen traf. Wenn sie zumindest verstehen würde, warum gewisse Dinge passieren mussten, könnte sie versuchen, sich damit zu arrangieren. Die Wissenschaftlerin in ihr konnte das akzeptieren. Aber es mussten zwingende Gründe vorliegen. Irrationales Verhalten konnte sie nicht entschuldigen.
Leila lehnte sich zurück in ihre Ecke der Couch und steckte ihre Beine unter sich.
„Er hat ein weiches Herz“, begann Hamish.
Sie stieß einen spottenden Atemzug von sich.
Hamish blickte sie scheltend an. „Das er gut verbirgt. Seine Schwester und er waren sich sehr nahe. Zwillinge. Sie machten alles zusammen, also war es die natürlichste Sache der Welt, dass, als Aiden sich für die gefährlichsten Missionen meldete, um die Dämonen zu bekämpfen, Julia genau dasselbe tat. Sie war furchtlos.“
Leila schauderte, wissend, dass sie selbst zu feige wäre, um dasselbe zu tun.
„Und natürlich, als wir jung waren, dachten wir alle, wir wären unbesiegbar. Ich war genauso. Wir dachten, wir könnten jedes Hindernis überwinden, jeden Feind besiegen, jedes menschliche Leben retten.“ Er hielt inne. „Aber wir konnten es nicht.“
Leila bemerkte den Schmerz, der
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