Geliebter Vampir (German Edition)
Durch die Hose konnte ich ihn schlecht operieren « , antwo r tete Helen und trank ihren Mokka zum Nachtisch. » Meine Güte, jetzt stelle dich nicht an. Ich bin Ärztin, da gehört es dazu, Patienten unbekleidet zu sehen. Ich habe schon einfachere Eingriffe vorg e nommen. Doch auf den Blinddarm heute bin ich sehr stolz. «
Tante Pitty verdrehte die Augen.
» Oh, what a pity ! « , rief sie. » Gebt mir mein Riechsalz. Ich glaube, ich werde ohnmächtig. - Helen, es graust mich, was hast du dir nur für einen Beruf ausgewählt? Und in dem Hospital, hat man denn überhaupt kein Schamgefühl, dass man dich eine solche Operat i on ausführen lässt ? - Ich kann mir das überhaupt nicht vorstellen. Mir ist das unbegreiflich. «
Helen erhob sich und stellte die Tasse weg. Es reichte ihr nun. Blanche war zum Vampir geworden, flatterte als Blutsaug e rin durch die Nacht. Und ihre altjüngferliche Tante regte sich wegen Lapp a lien auf.
» Tante Pitty « , sagte Helen mit gefährlicher Ruhe, » schweig bi t te. Deine bigotten Ansichten interessieren mich nicht. - Ich bin Ärztin und übe meinen Beruf aus. - Das will ich auch we i terhin tun. Du kannst gern zu Hause sitzen, dich langweilen und Patiencen legen. «
» Margaret « , rief die Tante, » erlaubst du, dass Helen so mit mir spricht? «
» Sie ist erwachsen « , antwortete Helens Mutter. » Du hast dein Riechsalz in deiner Handtasche, Pitty, falls du es nicht wieder irgendwohin verlegt hast. Sollte das doch der Fall sein, fall be s ser nicht in Ohnmacht, oder erst, wenn du dein Zimmer e r reicht hast. Ich werde dich nämlich nicht aufheben. «
Sie schaute Helen an.
» Helen « , sprach sie, » wir sind nicht immer einer Meinung gew e sen. » Du weißt, wie ich über deine Berufswahl gedacht habe. Vie l leicht habe ich mich geirrt, und es ist eine neue Zeit angebr o chen, in der die Frauen zu einer neuen Selbstbestimmung gehen und andere Wege gehen als früher. - Ich bin sehr stolz auf dich, H e len. «
» Danke, Mutter. «
Helen dachte an Blanche. Sie bat, Kapitän Dubois aufsuchen zu dürfen und ging.
*
Tante Pitty fand ihr Riechsalz. Sie öffnete den Flakon und nahm einen tiefen Atemzug. Dann nieste sie kräftig. Ihre Augen tränten. Helen betrat gerade den Rauchsalon. Ihr Vater entfernte sich. K a pitän Dubois hatte ihn um eine vertrauliche Unterr e dung mit Helen gebeten, deren Zweck er nicht erklärte.
Helen öffnete das Fenster, um den Zigarrenqualm hinauszula s sen. Der Pegel der Brandyflasche war deutlich gesenkt. Robert Dubois’ Augen leuchteten auf. Er machte Helen ein Kompl i ment.
» Sie sehen blendend aus. Ihr Kleid ist meergrün wie Ihre A u gen. «
» Und ihre sind verschwollen vom Brandy, Kapitän Dubois. Sie werden sich umbringen, wenn Sie den Alkohol und die Zigarren nicht sein lassen. Ihre Lunge ist krank. «
» Es ist meine Lunge. Ich bin nicht als Ihr Patient hier. Lassen Sie uns über Blanche sprechen - und die weiße Frau in Allans Vi l la. «
» Besteht denn da ein Zusammenhang? «
» Das könnte schon sein. « Kapitän Dubois antwortete gallig. » S o viele Gespenster gibt es in New Orleans nicht, und es würde zusa m menpassen. Zunächst müssen wir feststellen, ob Blanche in ihrem Sarg in der Familie n gruft liegt oder nicht, Helen.
« Das wäre am besten. Wir müssen so schnell wie möglich Gewi s sheit haben. Morgen um die Mittagszeit können wir uns auf dem Alten Friedhof treffen. - Haben Sie sonst noch Neuigkeiten, Kapitän D u bois? «
» Nennen Sie mich Robert. Ich weiß selbst, dass ich Käpten bin, und ich sage auch Helen zu Ihnen. Es wird allerhand e r zählt. Seit einigen Monaten geht ein Gespenst in New Orleans um, eine Weiße Frau, die ihren Opfern Blut aussaugt. Ein Vampir ist in der Stadt. «
» Wo haben Sie das gehört ? « , fragte Helen.
» Ich habe verschiedene Informationsquellen. Bisher hat die Vampirin nur wenig vom Blut ihrer Opfer getrunken, und immer von anderen. Bis heute ist noch kein Vampiropfer gestorben. Es en t stand kein neuer Vampir. «
Helen erschauerte. Es grauste sie darüber nachzudenken, dass i h re Schwester zu einem Geschöpf der Nacht gewesen war. Zu einer U n toten. «
» Was mag sie aus dem Grab zurückgeholt haben ? « , fragte die Är z tin.
» Ich denke, das werden wir erfahren « , antwortete Kapitän D u bois. » Es sollte mich nicht wundern, wenn Allan die Hände dabei im Spiel hätte. Es spricht manches dafür. Seien Sie vorsichtig, H e len. Blanche ist in
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