Geliebter Vampir (German Edition)
den Schock. Helen riskierte es, ihn a l lein zu lassen. Zwei Tage später ging Allan wieder in seinen Kontor und nahm die Geschäfte auf. Er war in sich gekehrt, doch er wirkte g e faßt. Sein Bürovorsteher teilte Helen mit, dass er in geschäftl i chen Angelegenheiten den üblichen Scharfsinn b e wies.
4. Kapitel
Danach kümmerte Helen sich nicht mehr um ihren verwitweten Schwager. Sie war von seinem Treuebruch immer noch tief ve r letzt. Sie hatte ihm geholfen, als er sie dringend gebraucht hatte. Das war sie ihrer Schwester schuldig gewesen, mit der sie sich zuletzt versöhnte. Mit Allan hatte sie sich in ihrem Herzen nicht ve r söhnt.
Allan widmete sich seinen Geschäften. Die Reederei und seine Großhandelsfirma beanspruchten ihn sehr. Privat lebte er zurückg e zogen. Wenn er sich in der Öffentlichkeit zeigte, wirkte er ernst und in sich gekehrt. Er trauerte um seine über alles geliebte Frau. Monatelang nach ihrem Tod trug er ein schwarzes Bändchen als Zeichen der Trauer am Revers. Auf seinem Schreibtisch im Kontor stand Blanches mit einem Trauerflor versehenes Bild.
Manchmal trafen seine Mitarbeiter ihn an, wie er in tiefe G e danken versunken traurig das Bild anschaute oder den Rahmen stre i chelte. In der Villa durfte nach Blanches Tod nichts ve r ändert werden. Die Dienstboten gingen auf Zehenspitzen, wenn Allan im Haus war. Nur zu Mammy Allie hatte er nach wie vor ein herzliches Verhältnis.
Nachts verließ er oft stundenlang das Haus. Wo er sich dann aufhielt, wusste niemand. Etwa ein halbes Jahr nach Blanches Tod änderte sich Allans Benehmen. Er schien wieder neuen Lebensmut zu schöpfen, den Schicksalsschlag zu verwinden. Ein neuer A s pekt war in sein Leben getreten, den er freilich geheim hielt . Die Dienstb o ten munkelten, dass er eine Geliebte hätte. Der Trauerflor ve r schwand von seinem Anzug, und er wirkte wieder freundlicher, dem Leben zugewandter und umgänglicher.
Helen sah Allan nicht. Sie widmete sich mit aller Hingabe ihrer Praxis und ihren Patienten. Eine Weile nach dem Tod ihrer Schwe s ter war zu ihrer Familie ins Haus zurückgekehrt. Allan unterstüt z te die Farrars nach wie vor finanziell. Blanche hatte kein Test a ment hinterlassen. Doch Allan fühlte sich den Farrars nach wie vor eng verbunden. Er betrachtete es als seine Pflicht, in standesg e mäßem Rahmen für sie zu sorgen.
Major John Farrar war dazu nicht mehr in der Lage. Seit dem Verlust seiner Baumwollplantage war er gescheitert und eine ve r krachte Existenz. Helens Einkommen aus ihrer Arme-Leute-Praxis reichte nicht, um ihre Familie standesgemäß zu unterhalten. Von Allan nahm sie nichts mehr an, seit sie sich getrennt hatten. Sie zahlte ihm sogar zurück, was er ihr zur Übernahme und der Einric h tung ihrer Praxis gegeben hatte. Helen hatte sie von einem älteren Arzt übernommen, der in Pension ging.
John Farrar übte keinen Beruf aus und ging auch keinen Geschä f ten nach. Er war mit Leib und Seele Baumwollpflanzer gew e sen, für etwas anderes taugte er nicht. In New Orleans gab er sich nobel, traf sich mit alten Freunden und gehörte dem Vet e ranenbund der Konföderierten-Offiziere an. Er vertrieb sich die Zeit, wusste j e doch nichts so recht damit anzufangen. Er war kein Geschäftsmann wie Allan Dubois. Er trauerte dem Glanz und der Herrlichkeit des Alten Südens nach, die auch die seinen g e wesen waren.
Mit den neuen Verhältnissen, wie sie jetzt waren, fand er sich nicht zurecht, und er mochte sie nicht. Morgens ging er meist aus dem Haus, erledigte irgendwelche Besorgungen, spielte im Park Freiluftschach und saß mit alten Freunden in Kaffeehä u sern herum. John Farrar war 58, ein stattlicher Mann, für den die Zeit jedoch stehengeblieben war.
Ein paar Mal hatte er Helens Praxis aufgesucht. Bis Helen ihm höflich, doch deutlich erklärte, dass sie keine Zeit hatte, dort mit ihm zu plaudern. Und Äußerungen wie » Meine Tochter, der Kn o chenflicker « , » Jetzt haben wir einen Arzt in der Familie « und » Nur der ist ein guter Arzt, der mindestens einen Friedhof gefüllt hat « in ihrem Wartezimmer nicht schätzte.
John Farrar sagte auch nicht mehr am Frühstückstisch der Fam i lie » One apple a day keeps the doctor away « - Ein Apfel am Tag hält den Doktor fern - wenn er in die Obs t schale griff.
Helens Mutter führte den Haushalt. Ab und zu gab sie eine kle i ne Teegesellschaft und dachte dann wehmütig an die Zeiten, als sie die Herrin der Großplantage Heaven’s
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