Geliebter Vampir (German Edition)
Fingern abzählen. Und wenn, hatte er oder sie es verdient. - Wir haben für unsere Neger g e sorgt. Ich war wie Gottvater für sie. «
Robert Dubois grinste unter seinem Stoppelbart.
» Und jetzt sind Sie aus dem Himmel gefallen, Sir. «
John Farrar lief rot an im Gesicht. Dann winkte er heftig ab.
» Ach, Sie wollen mich ja nur provozieren. Aber das gelingt I h nen nicht. Auch Sie waren von der Sache des Südens überzeugt. Als Blockadebrecher haben Sie Ihr Leben aufs Spiel gesetzt. «
» Das war einmal « , antwortete Robert Dubois. » Die alten Zeiten sind vorbei. Sie kehren nicht zurück. Der Bürgerkrieg ist zu E n de. «
John Farrar schaute ihn an. Er war in manchen Dingen ein scharfsinniger Mann.
» Ist er das für Sie ? « , fragte er. » Haben Sie Andersonville ve r gessen? «
Robert Dubois zuckte zusammen. Er hustete und hielt sich das Taschentuch vor den Mund. Margaret und Pitty Fa r rar baten um ein anderes Gesprächsthema.
» Helen, du wirst dich frisch machen wollen « , sagte Margaret Fa r rar entschieden.
» Ich bin frisch genug, Mutter. «
» Du wirst dich frisch machen, Helen. Wir haben einen Imbiss für dich vorbereitet, wie jeden Abend, ganz gleich, wie spät es bei dir wird. Danach kannst du mit Kapitän Dubois sprechen, falls du es nicht schon getan hast? «
» Wir möchten noch gerne reden « , sagte Robert Dubois.
Er hatte seinen Hustenanfall überwunden.
» John, du leistest Kapitän Dubois im Rauchsalon Gesellschaft, bis Helen gegessen hat. «
Das Herrenzimmer war klein, aber vorhanden. John Farrars Laune besserte sich bei der Aussicht auf einen guten Brandy und eine Z i garre zur Abendstunde. Er klopfte Robert Dubois auf die Schulter und verschwand mit ihm in dem Salon im Erdgeschoß. Helen suchte ihr Zimmer im ersten Stock auf. Sie wusch sich mit freiem Oberkö r per, zog frische Wäsche sowie ein anderes Kleid an. Im Spiegel der Waschkommode mit der eingelassenen Schüssel sah sie, dass ihre gr ü nen Augen weit aufgerissen waren.
Ihre Pupillen erschienen ihr übergroß. Sie war ziemlich blass . Der Schock, ihre vor einem Jahr verstorbene Schwester Blanche als einen Vampir zu sehen, wirkte in ihr nach. Sie le g te Rouge auf und frisierte sich. Obwohl Helen keinen Hunger hatte, aß sie im Spe i sezimmer im Erdgeschoß von dem kalten I m biss .
Ihre Mutter und Tante Pitty leisteten ihr dabei Gesellschaft. Die Tante mütterlicherseits hieß eigentlich Penelope Heather He n derson. Ihren Spitznamen verdankte einmal der Zusa m menziehung und Verballhornung ihrer beiden Vornamen - Penny und Hattie. Außerdem dem Umstand, dass sie seit jeher gern und oft » Oh, what a pity « - » Oh, was für ein Pech « - klagte.
Sie trug sie genauso wie Helens Mutter ein Jahr nach dem Tod Blanches immer noch schwarz.
» Was hast du denn heute getan ? « , fragte sie Helen neugierig.
Obwohl der jungen Ärztin nach dem Schock wegen ihrer zum Vampir gewordenen Schwester nicht sonderlich nach einem Gespräch zumute war, erzählte sie.
» Wir ihr wisst , habe ich im Krankenhaus Belegbetten. Heute habe ich dort eine Blinddarmoperation vorgenommen. Dabei ha n delt es sich um eine neue Operationsmethode, die in Europa entwickelt wu r de. Der Patient wurde chloroformiert. Ich habe ihm dann den Bauch aufgeschnitten und den Blinddarm entfernt. Die Operation hat keine zehn Minuten gedauert. Es war das erste Mal, dass ich sie ausfüh r te. Es hat sein müssen, es war kein Chirurg erreichbar. Der Blin d darm musste sofort entfernt werden, sonst wäre er durchgebrochen, es hätte eine Sepsis in der Bauchhöhle gegeben, der Patient wäre gestorben. «
» Du hast also einen chirurgischen Eingriff vorgenommen « , sagte die stickende Margaret. » Wie ist das Befinden des Patie n ten? «
» Gut. Es gab keine Komplikationen. «
» Meinen herzlichen Glückwunsch « , sagte Helens Mutter anerke n nend. » Wer war der Patient? «
» Ein Farbiger, vierzig Jahre alt, Hafenarbeiter. Das war mein erster Blinddarm « , sagte Helen im ärztlichen Fachjargon. « Ich we r de noch andere Operationen dieser Art vornehmen. Der Chefarzt des Heiligen-Geist-Krankenhauses hält große Stücke auf mich. Vie l leicht sollte ich mich auf die Chirurgie spezialisi e ren. «
» Dein Großvater war Chirurg « , sagte Margaret Farrar und nähte weiter.
» Hah ! « , , Tante Pitty stieß einen spitzen Schrei aus. » Sie hat e i nem Neger den Bauch aufgeschnitten. Oh mein Gott! - Helen, war dieser Mann etwa entblößt? «
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